Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Where'd You Go, Bernadette |
Genre: | Komödie, Drama |
Regie: | Richard Linklater |
Kinostart: | 21.11.2019 |
Produktionsland: | USA 2019 |
Laufzeit: | ca. 109 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.universumfilm.de |
Bernadette Fox (Cate Blanchett) war einst eine gefeierte Stararchitektin, die in der Männerdomäne für richtigen Wirbel gesorgt hat. Doch mittlerweile hat sie sich völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und ist mit ihrem Mann Elgie (Billy Crudup), einem erfolgreichen IT-Manager, von LA nach Seattle gezogen. Hier lebt das Paar mit der gemeinsamen 15jährigen Tochter Bee (Emma Nelson) in einer arg sanierungsbedürftigen Villa, deren Zustand besonders der peniblen Nachbarin Audrey (Kristen Wiig) ein Dorn im Auge ist. Als diese darauf drängt, dass Bernadette die wild wuchernden Brombeerbüsche von ihrem Grundstück entfernt, setzt das eine Kette von Ereignissen in Gang, die Bernadette sogar in eine geschlossene Anstalt bringen können. Doch sie entscheidet sich für einen ganz anderen Weg – und plötzlich ist Bernadette verschwunden…
Mit "Bernadette" hat Regisseur Richard Linklater ein kurzweiliges Comedy-Drama inszeniert, das mit einer Mischung aus herrlich skurrilen Momenten, anrührenden Szenen und tollen Bildern punkten kann. All das wird getragen von einer wunderbaren Cate Blanchett, die als etwas schrullige Frau, die von ihren Mitmenschen schnell genervt ist und auch mit den kleinen Aufgaben des alltäglichen Lebens überfordert zu sein scheint, einfach großartig ist. Blanchett ist es auch, die den Film über einige etwas zähe Momente hinwegrettet. Diese sind zum Glück aber ohnehin derart rar, dass sie nicht weiter negativ auffallen.
Basierend auf dem Roman "Wo steckst Du, Bernadette?" von Maria Semple ist Linklater ein Film gelungen, der unheimlich komisch ist, ohne zu überzogen zu erscheinen. Auch wenn Bernadette im Prinzip eine sehr überzeichnete Figur ist, wirkt sie irgendwie echt. Ähnliches gilt auch für die Geschichte, die irgendwann ein wenig aus dem Ruder zu geraten scheint, nur um dann zu offenbaren, dass sie längst wieder in der Spur mit Ziel zu einem richtig schönen Ende fährt. Am Ende geht zwar ein wenig von dem Biss verloren, der den Humor gerade in der ersten Filmhälfte so wunderbar macht. Doch auch wenn im letzten Akt weniger die Lachmuskeln strapaziert werden und stattdessen mehr das Herz anvisiert wird, funktioniert das Ganze richtig gut.
In kurzen Ausschnitten einer Dokumentation über das frühere Schaffen der Architektin erfährt man über die Geschichte verteilt mehr über die Vergangenheit, die aus Bernadette die Frau gemacht hat, die der Zuschauer zu Beginn des Films kennenlernt. Mit dem Wissen um das, was war versteht man auch die Bedeutung der Reise, die diese Figur unternimmt, sehr viel besser. Das macht die Erzählweise der Geschichte so reizvoll: Der Blick des Publikums auf die Hauptfigur ändert sich eben nicht nur durch das, was sie in der eigentlichen Geschichte macht, sondern auch dadurch, was man in kleinen Häppchen über ihre Vergangenheit serviert bekommt. Das Ergebnis ist tolle Kinounterhaltung fürs Herz, für den Kopf und vor allem fürs Gemüt. Ein Film, der Spaß macht, der aber auch in gewisser Weise nachdenklich stimmt. Toll gespielt, wunderbar gefilmt und einnehmend inszeniert – dafür gibt es ganz klar ein: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold