Veranstaltungen
Der ultimative Event-Guide für die Metropolregion FrankfurtRheinMain
Juli 2025
  • Mo
  • Di
  • Mi
  • Do
  • Fr
  • Sa
  • So

Brokeback Mountain (Deluxe Edition, 2 DVDs)

Amazon Link : Brokeback Mountain (Deluxe Edition, 2 DVDs)
Film: Spricht man von "Brokeback Mountain", so fallen oft als Erstes Begriffe wie "Gay Western" oder "der Film mit den schwulen Cowboys". Derartige Statements kommen allerdings häufig von Leuten, die den Film noch gar nicht gesehen haben, denn nach dem Genuss dieses wunderbaren Films dürfte klar sein, dass ein derart profanes Abstempeln Ang Lees neuester Regiearbeit keinesfalls gerecht wird. Sicherlich, auf den ersten Blick mag das Thema Homosexualität unter "Cowboys" die Geschichte beherrschen. Doch bei genauem Hinsehen entpuppt sich der Film als eine universelle Geschichte über Liebe und Freundschaft, bei der Geschlecht, Rasse oder Religion der Liebenden an sich keine Rolle mehr spielt. Dieser Film birgt mehr Wahrheiten über die Liebe, als sämtliche Liebesfilme der letzten zehn Jahre zusammen genommen. Und das ganz ohne große Worte! Basierend auf einer Kurzgeschichte von Annie Proux erzählt "Brokeback Mountain" des Ranchers Ennis (Heath Ledger) und des Rodeoreiters Jack (Jake Gyllenhaal), die im Sommer von 1963 gemeinsam in Wyoming am Brokeback Mountain über eine Herde Schafe wachen. In der Einsamkeit der rauen Berglandschaft entwickelt sich zwischen den beiden Männern zunächst eine von Schweigen geprägte Freundschaft, die sich im Laufe der Zeit aber in etwas viel Größeres wandelt. Der wohl faszinierendste Aspekt an "Brokeback Mountain" ist, dass die Liebe zwischen Ennis und Jack nicht durch Worte, sondern vielmehr durch das Fehlen eben dieser deutlich spürbar wird, was dem grandiosen Spiel der beiden Hauptdarsteller zu verdanken ist. Was Ledger und Gyllenhaal mit kurzen Blicken und kleinen Gesten hier vermitteln können, lässt wirklich niemanden kalt. Das, was in anderen Filmen als typische Liebesbeweise angesehen wird, bekommt hier dagegen einen ganz anderen Stellenwert. So ist etwa die einzige "Sexszene" zwischen den Männern alles andere als zärtlich, sondern vielmehr animalisch und fast schon gewalttätig. Doch wird dadurch auch deutlich, wie sehr sie sich dem zu wiedersetzten versuchen, was in ihnen aufkommt – gerade weil sie wissen, dass eine Liebe zwischen Männern in der Gesellschaft, in der sie leben, keine Chance hat. Durch die zurückhaltende Darstellung der wahren Liebe wird aber auch die Falschheit der Beziehungen der Männer zu ihren Ehefrauen entblößt und die Tragik der Geschichte zudem noch gesteigert. Das Alles erzählt Lee bewusst extrem langsam und ruhig, dabei aber mit einer derart unglaublichen Intensität, so dass dem Zuschauer gar keine andere Wahl bleibt, sich mit dem langsamen Erzählfluss treiben zu lassen und sich der Schönheit dieses Filmes voll und ganz zu ergeben. Auch wenn Heath Ledger und Jake Gyllenhaal den Film mit ihren überzeugenden und auch sehr mutigen Leistungen dominieren, wäre es eine Schande, die hervorragenden Nebendarsteller unerwähnt zu lassen, allen voran Michelle Williams, die als Ennis Ehefrau Alma eine mehr als überzeugende Darstellung abliefert. Williams, die durch die Serie "Dawson`s Creek" weltweit bekannt wurde, hat sich längst als ernstzunehmende Darstellerin etabliert und wird ihrem guten Ruf hier wieder einmal mehr als gerecht. Aber auch Anne Hathaway und Randy Quaid verabschieden sich auf angenehm überzeugende Art von ihren üblichen Rollen, Quaid, weil er hier einmal nicht als prolliger Pausenclown, sondern als Charakterdarsteller glänzen darf und Hathaway, weil sie überzeugend jede Nuance ihres "Plötzlich Prinzessin"-Image abgestreift hat. Sie alle zusammen sorgen dafür, dass der Film auf dem hohen Niveau gespielt wird, das er verdient hat. Was dagegen ein wenig traurig stimmt ist, dass die Realität einmal mehr gezeigt hat, wie viel Wahrheit in einem Film wie "Brokeback Mountain" stecken kann. So wurde nicht nur Lee gerade in den USA vielfach angefeindet, da er angeblich zur Zerstörung des guten, traditionellen Familienbildes beitragen würde, der Film wurde auch von vielen (insbesondere christlichen) Gruppen boykottiert und im Mormonenstaat Utah sogar aus einigen Kinos herausgenommen. Dadurch wird aber auch sehr deutlich, wie wichtig ein Film wie dieser ist und dass die Engstirnigkeit einiger Menschen nicht verhindern darf, dass sich Kino auch an Themen wagt, an denen nicht Jeder Gefallen finden kann. Dabei ist "Brokeback Mountain" an sich überhaupt nicht provokant, noch wird besonders aufdringlich versucht, eine Pro-Gay Botschaft zu vermitteln. Der Film ist vielmehr eine unkonventionelle und dabei wunderschöne Liebeserklärung an die Natur, den Film, das leben und die Liebe – auch wenn sich diese gegen gesellschaftliche Konventionen stellen muss! Ang Lee stellt mit seinem neuesten Werk wieder einmal das unter Beweis, was er schon mit dem leider sträflich unbeachtet gebliebenen "Der Eissturm", dem Oscar-prämierten "Tiger and Dragon" und sogar mit dem vielfach ungeliebten, technisch aber hervorragenden "Hulk" bewiesen hat, nämlich dass er einer der besten Regisseure unserer Zeit ist. Zuschauer sollten sich "Brokeback Mountain" auf jeden fall ohne jedwede Vorurteile ansehen, einfach um wirklich erkennen zu können, wie schön und kraftvoll Filme noch sein können, ohne sich auf irgendwelche Klischees und eine gewaltige Portion Kitsch verlassen zu müssen. Ein starker Film, an den man noch lange gerne zurückdenkt! Ansehen ist Pflicht!!! Bild: Ang Lee hat immer betont, wie wichtig die Landschaft für den Film ist. Gerne hat er sie daher auch als "dritten Hauptdarsteller" bezeichnet. Umso erfreulicher ist es, dass die wunderbaren Landschaftsaufnahmen auch auf der DVD in vollem Glanz erstrahlen können. Das saubere Bild mit seinen kräftigen Farben wird dem Film voll und ganz gerecht. Kleinere Punktabzüge gibt es dagegen bei der Detailschärfe, die an manchen Stellen etwas zu wünschen übrig lässt. Trotzdem insgesamt: Sehr gut! Ton: "Brokeback Mountain" ist ein äußerst ruhiger Film, weshalb beim Ton lediglich die Musik von Gustavo Santaolalla und die Umgebungsgeräusche für ein wenig Räumlichkeit sorgen. Doch da es an dem unspektakulären Sound technisch Nichts auszusetzen gibt, gibt es auch hier ein: Sehr gut! Extras: Die deutsche Veröffentlichung von "Brokeback Mountain" erscheint in zweifacher Form: als Einzel-DVD ohne Extras (von einer Trailershow abgesehen!) und als hübsch aufgemachte Deluxe Doppel-DVD mit zahlreichen Extras. Doch so richtig "Deluxe" ist eigentlich nur die Aufmachung, denn die Extras, die größtenteils von der einfachen US-DVD übernommen werden, sind derart werbelastig und oberflächlich, dass sie dem Wert des Filmes einfach nicht gerecht werden können. Es wird fast gar nicht auf die Kontroversen, die der Film losgetreten hat, eingegangen. Vielmehr wird sich auf gegenseitiges Schulterklopfen und Äußerungen der Kategorie "es war eine Ehre mit ihm/ihr zu arbeiten" beschränkt. Hier und da gibt es dann doch einige interessante Details zu entdecken, die das Ansehen der Extras durchaus sehenswert machen. Los geht es mit einem handelsüblichen Making of (ca. 21 Min.), das für das US-Fernsehen gedreht wurde und daher wenig Raum für tiefgründige Auseinandersetzungen mit dem Thema des Films bietet. Eine weitere Featurette lobpreist die Arbeit von Regisseur Ang Lee (ca. 7 Min.), was zwar durchaus gerechtfertigt ist, aber in der Durchführung doch recht nichts sagend ausgefallen ist. Etwas interessanter ist da schon die Kurzdokumentation "On Being a Cowboy" (ca. 6 Min.), die sich mit der Vorbereitung der Darsteller auf ihre Rollen auseinandersetzt. Den Oscar-prämierten Drehbuchautoren Larry McMurty und Diana Ossana ist die letzte Featurette (ca. 11 Min.) gewidmet. Auch hier darf nicht zuviel inhaltliche Tiefe erwartet werden. Des weiteren gibt es noch ein paar Werbe-Interviews mit Cast und Crew (ca. 38 Min.), eine Bildergalerie, Trailer und TV Spots zu sehen. Der Doppel-DVD liegen zudem fünf ansehnliche Filmfotos bei. Fazit: Dass "Brokeback Mountain" hohe Wellen schlagen würde, damit hat Ang Lee sicherlich gerechnet. Dass der Film allerdings ein derart großer Erfolg an den Kinokassen und bei diversen Preisverleihungen werden würde, das war aufgrund der Thematik schon überraschend. Dass der Film diesen Erfolg, insbesondere die Oscars für Regie, Drehbuch und Musik, voll und ganz verdient hat, steht dabei außer Frage. Die DVD Umsetzung ist technisch absolut angemessen, das Bonusmaterial ist leider viel zu oberflächlich und lässt die Vermutung (und den Wunsch) aufkommen, dass es irgendwann eine Neuauflage mit Audiokommentar und anderen, tiefergehenden Extras geben wird. Dennoch: die Deluxe Edition ist aufgrund des Films und der schönen Aufmachen ein Muss für jeden Filmliebhaber! OT: Brokeback Mountain Regie: Ang Lee Anzahl der Discs: 2 Sprachen: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1) Untertitel: Deutsch, Englisch Bildformat: 16:9 (1,85:1) Extras: Making of, Featurettes, Interviews, Trailer, Bildergalerien FSK: ab 12 Jahren Länge: ca. 130 Min. Regionalcode: 2

Ein Artikel von Sebastian Betzold