Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Call me by your name |
Genre: | Drama, Romantik |
Regie: | Luca Guadagnino |
Kinostart: | 01.03.2018 |
Produktionsland: | Italien/Frankreich/USA 2017 |
Laufzeit: | ca. 132 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.CallMeByYourName.de |
1983: Der 17jährige Elio Perlman (Timothée Chalamet) genießt den Sommer in Norditalien in der Villa seiner Eltern. Lesen, Musik hören oder mit Mädchen zu flirten bestimmen hier den entspannten Alltag. Doch dann kommt der amerikanische Doktorand Oliver (Armie Hammer) zu Besuch, der ein Praktikum bei Elios Vater (Michael Stuhlbarg) absolvieren möchte. Zunächst ärgert sich der Junge ein wenig über Olivers etwas schroff wirkende Art, doch je länger der junge Amerikaner zu Gast bei der Familie ist, desto mehr fühlt sich Elio zu ihm hingezogen. In ihm wächst ein Verlangen, das von Oliver nicht unerwidert bleibt. Zwischen den Beiden entsteht eine ganz besondere Bindung, die diesen Sommer für Elio unvergesslich machen wird…
Basierend auf dem Roman "Ruf mich bei Deinem Namen" von André Aciman hat Regisseur Luca Guadagnino eine wunderbar unaufgeregte, stimmungsvolle und bewegende Geschichte über die erste Liebe und über einen Sommer voller Verführung und Verlangen inszeniert. Dabei spielt das Geschlecht der beiden Liebenden eigentlich nur am Rande eine Rolle. Denn "Call me by your name" ist kein Film über Homosexualität, sondern ganz universell über Liebe und über das Ende der Unschuld. Dass die Handlung in den frühen 1980ern spielt, ist perfekt gewählt. Vor der Allgegenwart von Internet und Smartphones wurden die Sommermonate gerade von jungen Menschen noch ganz anderes erlebt.
Guadagnino fängt die Stimmung dieser Zeit perfekt ein. Nicht nur durch die Musik, die Kleidung der Darsteller oder den wunderbar fiesen Tanzstil von Armie Hammer, sondern auch durch die Geräuschkulisse an einem lauen Sommerabend oder die Farbgebung an einem heißen Nachmittag. Was sich hier in der wundervollen Landschaft Norditaliens zwischen Elio und Oliver entwickelt, wirkt wirklich echt. Man kann als Zuschauer absolut verstehen, warum sich der Teenager zu dem älteren Mann hingezogen fühlt. Dadurch, dass die Momente der Leidenschaft zwischen den Beiden so ungekünstelt wirken, kann auch das Ende richtig gut funktionieren. Das ist gerade deshalb ein kleiner Kunstgriff, da der letzte Akt eigentlich zu aufdringlich die Moralkeule schwingt.
Worauf sich das in erster Linie bezieht, kann ich an dieser Stelle nicht sagen, ohne zu viel über das Ende der Geschichte zu verraten. Aber jeder, der den Film sieht, wird wissen, was ich meine, wenn ich sage, dass hier ein ganz spezieller Aspekt der Geschichte allzu glatt über die Bühne geht. Daran kann man sich stören, doch im Prinzip dient das nur dazu, um die emotionale Kraft des Endes nicht durch einen weiteren Konflikt zu verwässern. "Call me by your name" mag etwas zu lang sein, aber das fällt nicht weiter störend auf. Der Film ist einfach schön, toll gespielt – ganz besonders von Timothée Chalamet – und auch visuell wirklich bezaubernd.
Nach dem großen Erfolg nicht nur bei Kritikern plant Luca Guadagnino übrigens, die Geschichte von Elio in einer Fortsetzung weiter zu erzählen. Ob das wirklich nötig ist, sei dahingestellt, denn so wie es ist, ist das Ende von "Call me by your name" eigentlich perfekt. Wer für etwas mehr als zwei Stunden das Gefühl eines leidenschaftlichen Sommers erleben möchte und noch einmal spüren will, was es heißt, wenn bei einem jungen Menschen die Gefühle zum ersten Mal so richtig verrücktspielen, der sollte sich diesen besonderen Film nicht entgehen lassen. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold