Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Churchill |
Genre: | Drama |
Regie: | Jonathan Teplitzky |
Kinostart: | 25.05.2017 |
Produktionsland: | Großbritannien 2017 |
Laufzeit: | ca. 105 Min |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.churchill-film.de |
Juni 1944: Unter strengster Geheimhaltung haben die alliierten Mächte 1 Million Soldaten an der Südküste Englands zusammengezogen, um einen vernichtenden Schlag gegen die Nazis in Nordfrankreich zu wagen. Während die Generäle Eisenhower (John Slattery) und Montgomery (Julian Wadham) fest an den Erfolg der D-Day Operation glauben, hadert der britische Premierminister Winston Churchill (Brian Cox) mit seinem Gewissen. Er ist das Blutvergießen leid und er möchte nicht noch mehr Menschen an diesen Krieg verlieren. Während seine Zweifel bei den Generälen auf taube Ohren stoßen, erhofft er sich Rat von seiner Frau Clementine (Miranda Richardson), die all die Jahre lang wie ein Fels in der Brandung an seiner Seite gestanden hat. Doch die Ereignisse der letzten Jahre haben auch bei Clementine ihre Spuren hinterlassen und so steht in dieser schwierigen Zeit auch noch die Ehe der Beiden auf dem Prüfstand…
"Churchill" porträtiert einen der bekanntesten Staatsmänner der Weltgeschichte während der letzten vier Tage vor dem kriegsentscheidenden D-Day. Fast schon kammerspielartig wird das Ganze in erster Linie vom extrem starken Spiel von Brian Cox getragen. Zwar setzt Regisseur Jonathan Teplitzky in einigen Szenen auch auf eine einnehmende Bildsprache, durch die tatsächlich auch eine sehr mitreißende Atmosphäre entsteht. Doch im Prinzip würde der Film auch als Theaterstück funktionieren, da er vorrangig von den Dialogen und dem starken Ensemble lebt. Das ist zwar packend und auf einer gewissen Ebene auch spannend, ist streckenweise aber ein klein wenig zäh.
Drehbuchautorin Alex von Tunzelmann ist auch Geschichtswissenschaftlerin. Das merkt man ihrem Skript streckenweise auch an, denn es funktionieren die historisch verbürgten Momente deutlich besser, als die dramaturgischen Freiheiten, die sie sich etwa bei den Unterhaltungen zwischen dem Premierminister und der jungen Sekretärin Helen (Ella Purnell) nimmt. Solche Szenen wirken etwas zu dick aufgetragen und erreichen nicht die emotionale Stärke anderer Momente, etwa wie der kurzen Ansprache, die Churchill an junge Soldaten kurz vor dem Aufbruch in den Kampf hält.
"Churchill" ist eine sehr gut gespielte Geschichtsstunde, die trotz des allgemein bekannten Ausgangs über weite Strecken zu packen vermag. Nur ein paar kleine Längen und ein paar wenige zu konstruiert wirkende Momente trüben den positiven Gesamteindruck ein wenig. Am Ende reicht es aber trotzdem noch für ein absolut überzeugtes: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold