Criminal Activities

Es klingt nach dem perfekten Plan: Mit Hilfe eines Insidertipps wollen die vier ehemaligen Klassenkameraden Zach (Michael Pitt), Warren (Christopher Abbott), Bryce (Rob Brown) und Noah (Dan Stevens) an der Börse richtig viel Kohle machen. Alles was sie dafür brauchen ist ein Startkapital von 200.000 Dollar. Da die Freunde hundertprozentig vom Erfolg dieser Investition überzeugt sind, kann man sich das Geld ja auch bei einem berüchtigten Gangsterboss (John Travolta) leihen. Zu dumm nur, dass sich der Tipp als heiße Luft entpuppt und Gangster Eddie sein Geld schleunigst wiederhaben möchte – mit Zinsen versteht sich. Um ihre Schuld zu begleichen, bietet Eddie den Jungs einen Deal an: Wenn sie den Neffen eines konkurrierenden Mafiabosses entführen und einige Stunden festhalten, wären sie quitt. Den Vieren bleibt keine andere Wahl, als diesem gefährlichen Deal zuzustimmen, nicht ahnend, dass dies erst der Anfang einer sich stetig weiter drehenden Gewaltspirale ist, der auch sie scheinbar nicht lebend entkommen können…

Für sein Regiedebüt "Criminal Activities" hat sich der Schauspieler Jackie Earle Hailey ("Watchmen") ganz eindeutig von Quentin Tarantino und von Bryan Singers "Die üblichen Verdächtigen" inspirieren lassen. Der einstige Kinderstar, der in den 1970ern in "Die Bären sind los" und dessen Fortsetzungen die Mädchenherzen zum Schmelzen brachte, versucht ganz offensichtlich, bei den Dialogen die Coolness von Tarantino und bei den Wendungen die Cleverness Singers zu kopieren. Das gelingt ihm allerdings nur teilweise. In einigen Szenen sind die Wortgefechte tatsächlich äußert amüsant und die Haken, die dramaturgisch geschlagen werden, durchaus überraschend. Doch auf der anderen Seite gibt es auch Momente, die zu bemüht wirken, um tatsächlich funktionieren zu können.

Der krampfhafte versuch, auf Teufel komm raus cool und originell zu sein, steht einem wirklich stimmigen Erzählfluss ab und an einfach im Weg. Hätte sich Hailey ein klein wenig von seiner allzu krampfhaften Anbiederung an seine großen Vorbilder gelöst, hätte "Criminal Activities" durchaus das Zeug dazu gehabt, mit ihnen in einer Liga zu spielen. So wirkt der Film einfach immer wie eine Kopie – und das ist einfach schade. Denn für sich genommen ist diese mitunter recht blutige Krimikomödie wirklich extrem unterhaltsam. Die Darsteller, allen voran Dan Stevens ("Downton Abbey") und ein herrlich überdreht agierender John Travolta, sind mit offensichtlichem Vergnügen bei der Sache. Und an einigen Stellen kommt sogar so etwas wie ein klein wenig Spannung auf.

Das Ende mag für Kenner des Genres und vor allem der bereits erwähnten Vorbilder nicht die ganz große Überraschung sein, die Hailey gerne erreicht hätte. Dennoch funktioniert diese letzte Wendung sehr gut und entschädigt auch für einige der schwächeren Handlungselemente. So ist "Criminal Activities" zwar insgesamt kein neuer Kultfilm, Spaß macht das Ganze aber trotzdem. Wer über den etwas zähen Anfang und einige etwas holprige Stellen auf dem Weg zum gelungenen Finale hinwegsehen kann, der bekommt für sein Geld eine absolut solide, kurzweilige und zum Teil auch blutig-witzige Krimi-Komödie geboten. Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold