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Das bessere Leben

Das bessere Leben

Deutschland/Frankreich/Polen 2011 - mit Juliette Binoche, Anais Demoustier, Joanna Kulig, Louis-Do de Lencquesaing ...

Filminfo

Originaltitel:Elles
Genre:Drama
Regie:Malgoska Szumowska
Kinostart:29.03.2012
Produktionsland:Deutschland/Frankreich/Polen 2011
Laufzeit:ca. 94 Min.
FSK:ab 16 Jahren
Webseite:www.zorrofilm.de

Die Pariser Journalistin Anne (Juliette Binoche) hat eigentlich Alles, was man sich für ein zufriedenes Leben wünschen kann. Mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen lebt sie in einer schmucken Wohnung und ihren Job übt sie für ein erfolgreiches Pariser Magazin aus. Und dennoch ist Anne nicht wirklich glücklich. Wie sehr sie gerade ihre Ehe und ihre Stellung innerhalb in der Familie hinterfragen muss, wird ihr allerdings erst klar, als sie bei den Recherchen zu einem Artikel über Studentinnen, die sich ihre Ausbildung mit Prostitution finanzieren müssen, zwei junge Frauen interviewt. Denn statt der zu erwartenden Verzweiflung und Schilderungen von frustrierendem Elend, trifft Anne bei der Polin Alicja (Joanna Kulig) und der Französin Charlotte (Anaїs Demoustier) auf Selbstbewusstsein und Ehrgeiz, mit dem die Studentinnen auch eigentlich extrem erniedrigende Situationen meistern. Durch die ausführlichen, sehr offenen Gespräche erhält Anne einen neuen Blick nicht nur auf die Situation der Mädchen, sondern auch auf ihre eigenen Wünsche für ein besseres Leben…

"Das bessere Leben" mag ein sehr gutes, eindringliches Drama sein. Dennoch hatte ich persönlich ein ganz großes Problem mit dem Film. Dies war nicht, dass ich als Mann das Gefühl hatte, dass die Männer im Film zu negativ dargestellt worden sind. Zugegeben, ich bin der Meinung, dass es sich Regisseurin Malgoska Szumowska ein wenig zu einfach bei der Zeichnung der männlichen Charaktere gemacht hat, dass sie zu abgegriffene und einseitige Klischees bedient hat. Aber auch wenn das ein wenig störend ist, richtig ärgerlich ist das nicht. Viel schlimmer finde ich, dass Szumowska ein sehr wichtiges Thema nimmt, um eine eigentlich uninteressante Geschichte zu erzählen. Denn dass sich junge Studentinnen ihren Lebensunterhalt mit Prostitution verdienen müssen, ist eben nicht das eigentliche Thema des Films, auch wenn die diese Nebenhandlung beschreibenden Szenen natürlich die sind, über die aufgrund ihres zum Teil schockierenden Inhaltes am ehesten gesprochen wird. Nein, in Wirklichkeit geht es um eine mit ihrem Leben unglückliche Frau aus der wohlhabenden Mittelklasse, die durch die Gespräche mit zwei jungen Prostituierten/Studentinnen ihr eigenes Leben, ihre Träume, Ängste und Sehnsüchte hinterfragt.

Was mich daran wirklich stört, ist, dass es fast so scheint, dass sich die Regisseurin für die beiden Nebencharaktere nicht wirklich zu interessieren scheint. Ihr nicht gerade angenehmes Schicksal ist gut genug, um für ein paar schockierende Szenen zu sorgen. Doch wann immer es um die wirklich wichtigen oder interessanten Fragen geht, zieht sich der Film aus dem Leben der beiden Mädchen zurück und beobachtet lieber minutenlang, wie Anne versucht, die Kühlschranktür zu schließen, oder wie sie gedankenverloren in einem Topf rumrührt. Dass damit eben auch Binoche als Darstellerin in den Vordergrund gestellt wird, ist ebenfalls ein wenig ärgerlich. Denn während sie eben in langen Einstellungen gedankenverloren in die Kamera blicken darf oder in einer wiederum viel zu langen Einstellungen hysterisch besoffen herum albert, muss sich Anaїs Demoustier als Charlotte mit einer Flasche vergewaltigen lassen und Joanna Kulig sich als Alicja vollpinkeln lassen. Was genau solche Momente aus den jungen Frauen machen, wird mehr oder weniger verschwiegen. Und genau daher kommt eben auch das Gefühl auf, dass die recht graphische Darstellung solcher Szenen lediglich dazu dient, um zu schockieren und es eben nicht wirklich um das Schicksal der (Neben)Figuren geht. Und das würde bedeuten, dass der Film genau das macht, was den Männern im Film vorgeworfen wird: er beutet die jungen Frauen aus.

Zugegeben, das ist jetzt vielleicht eine etwas überzogene Ansicht. Aber ich bin der Meinung, dass der Film einige eklatante Fehler macht und dadurch jeden vielleicht vorhandenen Anspruch verliert. Da es eben in erster Linie Annas Geschichte ist, hätte es der ungeschönten und schockierenden Bilder aus dem Prostitutionsgeschäft nicht bedurft. Wenn es die Geschichte von allen drei Frauen sein sollte, dann hätten viele der langen Einstellungen aus dem Leben von Anna gekürzt werden müssen, um den Fokus darauf zu legen, wie sich die jungen Studentinnen durch ihre Arbeit verändern. Dass sie stark sind und für ihre Ziele auch Demütigungen und Schmerz in Kauf nehmen, wird ebenso klar, wie die Tatsache, dass sie ihr Schicksal nicht aus der Hand geben. Doch dass sie die Arbeit verändert, dass sie ihr Leben prägen wird, dürfte jedem Zuschauer klar sein. Und dass dies hier überhaupt nicht herausgearbeitet wird, sondern statt dessen eher der Fokus auf eine im Vergleich dazu eher uninteressante Geschichte gelegt wird, ist einfach nur ärgerlich. Daher gibt es von mir ein großes Lob an Joanna Kulig und Anaїs Demoustier für ihre mutigen und extrem starken Leistungen. Dass Regisseurin Malgoska Szumowska diese Leistungen nur zu Nebenschauplätzen degradiert hat, ist allerdings ein Manko, dass diesen Film für mich nicht wirklich empfehlenswert macht.

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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