Originaltitel: | La petite chambre |
Genre: | Drama |
Regie: | Stéphanie Chuat und Véronique Reymond |
Kinostart: | 29.09.2011 |
Produktionsland: | Schweiz/Luxemburg 2010 |
Laufzeit: | ca. 87 Min |
Webseite: | www.arsenalfilm.de |
Das Herz von Edmond (Michel Bouquet) mag schwach sein, doch sein Dickkopf ist umso stärker. Obwohl sein Sohn sich nicht mehr um ihn kümmern kann, da ihn die Karriere und die Liebe nach Amerika treiben, weigert sich der alte Mann vehement, in ein Altersheim zu ziehen. Doch auch die Hilfe der jungen Pflegerin Rose (Florence Loiret-Caille) lehnt er kategorisch ab. Doch so schnell gibt Rose, die gerade erst aus einer durch einen schweren Schicksalsschlag bedingten Pause ins Berufsleben zurückgekehrt ist, gibt so schnell nicht auf. Zwar gibt auch Edmond zunächst nicht nach, doch nach einem schweren Sturz ist er gezwungen, die Hilfe von Rose anzunehmen. Und als sein Sohn ihn doch noch in ein Pflegeheim abzuschieben versucht, nimmt diese Hilfe ungeahnte Formen an...
Das für den Oscar nominierte Drama "Das kleine Zimmer" ist ein sehr leiser Film, der seine bewegende Geschichte mit dramaturgisch wie inszenatorisch eher minimalen Mitteln erzählt. Wirkungsvoll ist das Ganze aber vielleicht gerade deshalb. Die ungewöhnliche Beziehung zwischen Edmond und Rose kommt ohne viele Worte aus. Die Gründe für Edmonds Verschlossenheit und seine Beharrlichkeit, mit der auf dem Verbleib in seiner Wohnung besteht, werden auch ohne lange Erklärungen deutlich. Gleiches gilt auch für die Frage, warum sich Rose derart in die Hilfe für Edmond stürzt. Sicherlich, es wird Alles ausgesprochen, doch in den meisten Momenten lassen die Regisseurinnen und Drehbuchautorinnen Stéphanie Chuat und Véronique Reymond die Bilder oder die Mimik der Darsteller sprechen.
Sicherlich, bisweilen kann die Inszenierung schon mal ein wenig sperrig oder bemüht anmuten. Doch das sind nur kleine Ausnahmeerscheinungen. Denn unterm Strich ist "Das kleine Zimmer" feinstes, sehr berührendes Arthaus-Kino, das mit einem wunderbaren Michel Bouquet und einer überzeugenden Florence Loiret-Caille zu begeistern weiß. Und obwohl die letzte Szene aufgrund ihrer Vorhersehbarkeit ein wenig enttäuscht und beinahe schon ins Kitschige abzudriften droht, bleibt am Ende ein positiver Gesamteindruck, der dieses Drama zu einer echten Empfehlung für alle Programmkino-Liebhaber macht. Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold