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Das Leben ist zu lang

Das Leben ist zu lang

Deutschland 2010 - mit Markus Hering, Meret Becker, Yvonne Catterfeld, Veronica Ferres, Gottfried John ...

Filminfo

Genre:Komödie
Regie:Dani Levy
Kinostart:26.08.2010
Produktionsland:Deutschland 2010
Laufzeit:ca. 87 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.daslebenistzulang.x-verleih.de

Es ist immer eine schwierige Gradwanderung, wenn Regisseure versuchen, ihre Kunst mit der Realität zu vermischen. Wenn die eigene Arbeit zur Zielscheibe des Geschehens wid, wenn Selbstironie die Geschichte bestimmt, dann kann das bis zur Genialität reifen, kann aber auch einfach nur selbstverliebt anmuten. Was Woody Allen etwa erfolgreich geschafft hat, versucht Dani Levy in seinem neuesten Film "Das Leben ist zu lang" nun auch – allerdings nicht ganz so überzeugend, wie das Vorbild aus Amerika.

Alfi Seliger (Markus Hering), ein jüdischer Filmemacher in der tiefen Krise seines Schaffens und seines Lebens, sitzt auf einem Drehbuch, dass ihm endlich das längst überfällige Comeback bescheren könnte. Doch der Verkauf der brisanten Geschichte gestaltet sich als äußerst schwer. Und damit nicht genug: seine gefrustete Ehefrau, die pubertierenden Kinder, eine liebestolle Produzentengattin, ein verführerischer Soap-Star und ein launischer Schauspieler von Weltruhm machen dem Hypochonder das Leben zusätzlich schwer. Und irgendwann kommt Alfi die Erkenntnis: "Das Leben ist zu lang"!

Die Idee von "Das Leben ist zu lang" ist sicherlich gut. Der Anfang, bei dem sich Alfi direkt an das Publikum wendet, verspricht dann auch einen wirklich komischen und bitterbösen Blick auf die Unterhaltungsindustrie. Doch das Endresultat enttäuscht. Nicht nur, dass einige komisch gemeinte Aspekte des Films einfach nicht funktionieren (etwa Veronica Ferres als liebestolle Russin) und eher zum Fremdschämen, als zum Lachen animieren. Zugegeben: Levy hat ein beeindruckendes Ensemble vor der Kamera versammelt. Und die Auftritte von Kurt Krömer, Heino Ferch oder Udo Kier sind durchaus amüsant. Doch selbst in den gelungenen Momenten wirkt das Ganze zu bemüht, zu artifiziell, um tatsächlich die komische Satire zu sein, die der Film so offensichtlich gerne wäre.

Wenn Dani Levy dann von seiner Filmfigur selbst gejagt wird, wird endgültig deutlich, für wen der Filmemacher diesen Film gemacht hat: für sich selbst und vielleicht noch für seine Kollegen aus der Filmindustrie. Denn wer sich für die Entstehung von Filmen interessiert – und damit sind nicht die Dreharbeiten, sondern alle ihnen vorausgehenden Prozesse, gemeint – der wird über so manchen Moment herzhaft lachen können. "Das Leben ist zu lang" ist ein sehr persönlicher Film über Levys Erfahrungen und Arbeit im Filmbusiness. Doch es stellt sich hier die Frage, wen außerhalb der Filmindustrie dieser selbstironische Blick hinter die Kulissen ansprechen soll.

Ein guter Hauptdarsteller, eine nette Idee, ein prominentes Ensemble – eigentlich die besten Voraussetzungen für einen gelungenen Nachfolger von "Alles auf Zucker" und "Mein Führer". Herausgekommen ist aber ein verkrampfter Mix aus Insider-Gags und gewollt – aber nicht gekonnt – bissiger Satire mit vielen verschenkten Möglichkeiten. Schade!

Ein Artikel von Sebastian Betzold