Die Frankfurt-Tipp Bewertung: | ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Originaltitel: | The Leisure Seeker |
Genre: | Drama |
Regie: | Paolo Virzì |
Kinostart: | 04.01.2018 |
Produktionsland: | Italien/USA 2017 |
Laufzeit: | ca. 113 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.dasleuchtendererinnerung.de |
Seit vielen Jahren sind Ella (Helen Mirren) und John (Donald Sutherland) verheiratet. Gemeinsam haben sie viel erlebt, haben zwei Kinder großgezogen und sind zusammen durch Höhen und Tiefen einer Ehe gegangen. Doch nun sind sie alt und ihr gemeinsamer Weg neigt sich dem Ende zu. Während er pensionierte Lehrer John langsam, aber sicher seine Erinnerungen verliert, führt Helens Körper einen erbitterten Kampf gegen den Krebs. Doch das Paar will den Lebensabend nicht von Vergessen und Arztbesuchen dominieren lassen. Sie machen sich in ihrem alten Wohnmobil auf eine letzte Reise in Richtung Key West, wo sie das Haus von Hemingway besuchen wollen. Es ist eine Reise ins Ungewisse, die Beide mit ihrem unbezwingbaren Lebensmut und ihrer Liebe meistern wollen. Doch selbst jetzt hält das Leben für sie noch ein paar Überraschungen parat…
Mit der Romanverfilmung "Das Leuchten der Erinnerung" liefert der gefeierte Regisseur Paolo Virzì ("Die süße Gier") seinen ersten englischsprachigen Film ab. Es ist eine im Kern sehr schöne Geschichte, getragen von einem hervorragenden Darsteller-Duo, die aber nicht so recht die emotionale Kraft entfalten kann, deren Potential immer wieder zu spüren ist. Das liegt zum einen am Drehbuch. Hier merkt man, dass die Dialoge nicht von Muttersprachlern geschrieben wurde. Sie klingen – zumindest in der englischen Originalversion – einfach zu artifiziell, was sich dann auch wieder auf das Spiel der Darsteller überträgt. Helen Mirren und Donald Sutherland können das noch weitgehend auffangen. Den Nebendarstellern hingegen gelingt das weniger gut.
Aber auch Virzìs Inszenierung ist in diesem Fall problematisch. Sein Stil und die Geschichte wollen einfach nicht so recht zusammenpassen. Es gibt zu viele Momente unnötiger Langsamkeit, in denen die Handlung nicht wirklich vorangetrieben wird. Das macht sich besonders dann bemerkbar, wenn die eingestreute Leichtigkeit mehr und mehr verschwindet und der Schwere des Schicksals von Ella und John weicht. Dass die Dramaturgie hier noch durch eine späte Ehekriese erweitert wird, wirkt arg konstruiert und nimmt der Geschichte viel von ihrer Glaubwürdigkeit.
Keine Frage, "Das Leuchten der Erinnerung" hat seine Momente – sowohl visuell, wenn der Film einige filmisch eher selten genutzte Seiten von Amerika zeigt, wie auch schauspielerisch, wenn Helen Mirren und Donald Sutherland zur Hochform auflaufen dürfen. Doch insgesamt – und das ist bei einer solchen Thematik wirklich sehr schade – bleibt die Inszenierung emotional zu distanziert, um den Zuschauer tatsächlich packen zu können. Ein Film, der sein Publikum am Ende äußert deprimiert zurücklässt – und das nicht nur wegen der Geschichte. Daher gibt es hier ein "Sehenswert" gerade noch so und auch nur mit deutlichen Abstrichen.
Ein Artikel von Sebastian Betzold