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Dein Weg

Dein Weg

USA/Spanien 2010 - mit Martin Sheen, Deborah Kara Unger, James Nesbitt, Yorick van Wageningen ...

Filminfo

Originaltitel:The Way
Genre:Tragikomödie, Drama
Regie:Emilio Estevez
Kinostart:21.06.2012
Produktionsland:USA/Spanien 2010
Laufzeit:ca. 120 Min.
FSK:ab 0 Jahren
Webseite:www.deinweg-film.de

Nachdem Hape Kerkeling den Jakobsweg extrem populär gemacht hat und auch Regisseurin Coline Serreau in "Saint Jaques…Pilgern auf Französisch" erfolgreich eine Truppe Pilger nach Santiago de Compostela geschickt hat, begibt sich nun auch Martin Sheen unter der Regie seines Sohns Emilio Estevez auf den Camino de Santiago, um Kinobesucher auf emotionale wie humorvolle Art zu unterhalten. Das Ergebnis ist zwar keine echte Offenbarung, ein schöner Film ist diese ruhige Vater-Sohn-Kollaboration aber allemal.

Als der erfolgreiche Augenarzt Tom Avery (Sheen) erfährt, dass sein Sohn Daniel (Estevez) auf dem Jakobsweg ums Leben gekommen ist, gerät Toms geordneter Alltag mächtig ins Wanken. Während Daniel nie lange an einem Ort bleiben konnte und es liebte, die Welt zu bereisen, hatte sein Vater nie wirklich das Verlangen gehabt, weit zu reisen und seine angenehme Komfortzone zu verlassen. Doch um seinen verstorbenen Sohn auf seiner letzten Reise zurück in die USA zu begleiten, fliegt Tom ohne zu zögern nach Spanien. Als er dort die Habseligkeiten von Daniel entgegen nimmt, merkt er erst, wie wenig er seinen Sohn eigentlich gekannt hat. Um ihm vielleicht in seinem Tod noch näher kommen zu können, beschließt Tom, anstelle von Daniel den Jakobsweg zu gehen und an den entscheidenden Punkten die Asche seines Sohns zu verstreuen. Eine Aufgabe, die er eigentlich alleine bewältigen möchte. Doch als sich ihm der etwas aufdringliche Holländer Joost (Yorick van Wageningen) und später noch die resolute Kanadierin Sarah (Deborah Kara Unger) und der Ire Jack (James Nesbitt) anschließen, muss Tom feststellen, dass Einsamkeit nicht immer der beste Weg zur Trauerbewältigung ist – auch wenn ihm seine neuen Begleiter manchmal mächtig auf die Nerven gehen…

"Dein Weg" ist eine ruhige Tragikomödie, die natürlich in erster Linie von den Landschaftsaufnahmen entlang des Jakobswegs lebt. Estevez und sein Team haben die bewegende Geschichte in Bilder verpackt, die erfreulich wenig nach einer aufpolierten Hollywood-Produktion aussehen. Neben dem malerisch schön eingefangenen Camino de Santiago funktioniert der Film immer dann besonders gut, wenn die sehr unterschiedlichen Charaktere der Zufallsbekanntschaften, die Tom entlang seines Wegs macht, miteinander interagieren. Hier strotzt der Film nur so mit Charme und zurückhaltendem Witz und trifft den Zuschauer so mitten ins Herz.

Doch leider gibt es dazwischen auch immer Momente, die das Ganze unnötig in die Länge ziehen und mitunter auch etwas zu verkrampft um anspruchsvolle Tiefe bemüht sind. Gerade zu Beginn und beim zähen Finale macht sich das eher negativ bemerkbar. Doch auch wenn dieser Schwachpunkt den positiven Gesamteindruck ein wenig schmälert, wird dieser am Ende doch alleine aufgrund der starken Leistung von Martin Sheen aufrechterhalten. Die Wandlung, die Tom auf dem Jakobsweg durchmacht und die Art und Weise, wie er lernt, mit seiner Trauer und seinen Schuldgefühlen umzugehen, wirkt Dank des meist zurückhaltenden Spiels des mehrfach ausgezeichneten Darstellers authentisch und für jeden Zuschauer nachvollziehbar. Lediglich in einer Szene, in der Sheen betrunken herumschimpfen und seinen Wegbegleitern die Meinung geigen muss, wirkt das Ganze ein wenig aufgesetzt – was allerdings zum Teil auch an der deutschen Synchronisation liegen könnte.

Auch wenn "Dein Weg" eins ehr spiritueller Film ist, vermeidet es Emilio Estevez gekonnt, eine zu aufdringliche oder belehrende religiöse Botschaft auf den Zuschauer einzuprügeln, was bei einen Film über den Jakobsweg leicht hätte passieren können. Indem er Figuren aufeinander treffen lässt, die aus ganz unterschiedlichen Gründen den Weg nach Santiago de Compostela auf sich nehmen, und er eher ihre Persönlichkeiten und nicht ihre religiösen Überzeugungen in den Mittelpunkt stellt, wirkt der Film insgesamt sehr zurückhaltend. Die lebensbejahende Botschaft, die am Ende natürlich doch sehr viel mit Glauben zu tun hat (egal, ob dies nun eine religiöse oder eine ganz persönliche Form des Glaubens sein mag), wird so sehr viel intensiver vermittelt und auch von Zuschauern, die mit Religion vielleicht nicht so viel am Hut haben, bereitwillig aufgenommen.

Trotz einiger Längen und eigentlich unnötiger Hänger ist "Dein Weg" ein sehr schöner Film, der mit viel Herz und Humor eine Geschichte erzählt, die zwar immer wieder von großer Traurigkeit durchzogen ist, die den Zuschauer aber dennoch am Ende mit einem Lächeln auf dem Gesicht aus dem Kino entlässt. Und genau aus diesem Grund kann diese Reise auf dem Jakobsweg auch allen Liebhabern von anspruchsvollen Unterhaltungsfilmen und charmanten Arthaus-Komödien ans Herz gelegt werden. Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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