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Der blinde Fleck

Der blinde Fleck

Deutschland 2013 - mit Benno Fürmann, Heiner Lauterbach, Nicolette Krebitz, August Zirner, Jörg Hartmann ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Genre:Thriller, Drama
Regie:Daniel Harrich
Kinostart:23.01.2014
Produktionsland:Deutschland 2013
Laufzeit:ca. 92 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:derblindefleck-film.de

Am 26. September 1980 feierten viele Tausend ausgelassen auf dem Münchner Oktoberfest, bis um 22:19 Uhr eine Explosion 13 Menschen in Tod riss und weitere 211 verletzte, viele davon schwer. Es war einer der schwersten Terrorakte der Deutschen Nachkriegsgeschichte, der bis heute noch viele offene Fragen aufwirft. Dabei war der vermeintliche Täter schnell gefunden. Der 21jährige Student Gundolf Köhler aus Donaueschingen wurde von den ermittelnden Behörden als Bombenleger identifiziert. Er habe als Einzeltäter und ohne jegliche politische Motivation gehandelt. Es ist ein höchst umstrittenes Ermittlungsergebnis, dem nicht nur etliche nicht berücksichtigte Zeugenaussagen widersprechen. Auch der Journalist Ulrich Chaussy (Benno Fürmann) zweifelt an der Einzeltäterthese. Und tatsächlich offenbaren seine Recherchen schon bald etliche Ungereimtheiten. So war Köhler privat wohl längst nicht der isolierte Einzelgänger, als der er im Untersuchungsbericht dargestellt wurde. Zudem gibt es deutliche Beziehungen zur rechtsradikalen Szene, die ebenfalls ignoriert wurden. Gemeinsam mit Werner Dietrich (Jörg Hartmann), dem Anwalt der Opfer, will Chaussy Antworten auf seine Fragen finden und kommt dabei zur Vermutung, dass der Staatsschutzchef Dr. Hans Langemann (Heiner Lauterbach) sehr viel mehr weiß, als er zuzugeben bereit ist…  

Basierend auf den Recherchen von Ulrich Chaussy hat Filmemacher Daniel Harrich mit "Der blinde Fleck" einen atmosphärischen Verschwörungs-Thriller inszeniert, der sich gerade aufgrund seines realen Hintergrunds extrem spannend und höchst interessant präsentiert. Sicherlich, es gibt einige Elemente der Handlung, die nicht perfekt umgesetzt sind. So wirken die Szenen, die sich mit Chaussys Ehe beschäftigen, für die eigentliche Geschichte eher unwichtig. Sicherlich ist es wichtig zu zeigen, welche Auswirkungen die sehr verbissenen und langwierigen Recherchen des Journalisten auf die Beziehung zu seinen Kollegen und auf sein Privatleben hatten. Da dies aber eher nebenbei abgehandelt wird, wird die Belastung, die seiner Frau Lise (Nicolette Krebitz) irgendwann zu viel wird, kaum nachvollziehbar. Und das hat zur Folge, dass Lise eher wie eine verständnislose Zicke wirkt – was sicherlich nicht die Absicht des Regisseurs war.

Doch das ist freilich nur ein sehr kleiner Schwachpunkt in einer ansonsten sehr gelungenen Inszenierung, die zwar nicht ganz die Klasse von großen Verschwörungs-Thrillern wie "Die Unbestechlichen" oder "Die drei Tage des Condor" erreicht, die in ihren besten Momenten aber verdammt nah dran ist. Eine beklemmende Grundstimmung und die sehr guten Darsteller sorgen dafür, dass trotz eines eher getragenen Erzähltempos der Spannungsbogen bis zum Ende auf angenehm hohem Niveau bleibt. Neben einem überzeugenden Benno Fürmann hinterlassen besonders ein eiskalter Heiner Lauterbach und August Zirner einen bleibenden Eindruck. Insgesamt ist es Daniel Harrich gelungen, ein großartiges Ensemble für sein Kinodebüt vor die Kamera zu bekommen, wovon der Film auch in den etwas schwächeren Momenten profitieren kann.

Doch so gut die Darsteller auch sind, "Der blinde Fleck" lebt in erster Linie von seiner Geschichte. Und die ist nicht nur aufgrund ihrer Brisanz und aufgrund der erschütternden Tragödie des Terroranschlags extrem aufwühlend und spannend. Zwar bleiben am Ende nicht nur im Film einige wichtige Fragen offen. Doch alleine die Tatsache, dass der Film eben diese Fragen wieder aufwirft und das, was bei den Ermittlungen bewusst oder unbewusst falsch gemacht wurde, zurück ins Bewusstsein der Zuschauer ruft, macht ihn nicht nur spannend und unterhaltsam, sondern auch in gewisser Weise sehr wichtig. Und für Freunde des Genres ist es einfach sehr angenehm, dass es so etwas wie den klassischen Verschwörungsthriller immer noch gibt! Und dafür gibt es, einigen kleinen dramaturgischen Schwächen zum trotz, ein mehr als verdientes: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Der blinde Fleck (Deutschland 2013)"
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