Regie: | Micha Lewinsky |
Kinostart: | 13.01.2011 |
Produktionsland: | Schweiz 2008 |
Laufzeit: | ca. 90 Min |
Webseite: | derfreund.ch |
Mit "Die Standesbeamtin" ist dem Schweizer Regisseur Micha Lewinsky ein kleiner Überraschungserfolg gelungen. Als Konsequenz daraus kommt nun auch Lewinskys Spielfilmdebüt, die Tragikomödie "Der Freund", in unsere Kinos.
Emil (Philippe Graber) ist ein echter Einzelgänger. Er träumt davon, der Sängerin Larissa (Emilie Welti, besser bekannt als Sophie Hunger) näher zu kommen. Doch ihm bleibt nur, sie bei ihren Auftritten anzuschmachten. Als sie dann eines Tages doch ins Gespräch kommen und ihn Larissa beim Abschied mit der ungewöhnlichen Bitte zurück lässt, er möge doch ihrer Familie gegenüber behaupten, ihr Freund zu sein, ahnt Emil noch nicht, worauf er sich da eingelassen hat. Denn kurze Zeit später ist Larissa tot und Emil wird von ihrer trauernden Familie herzlich aufgenommen. Endlich spürt der verschlossene Junge die Art von Anerkennung und emotionaler Wärme, die ihm in seiner eigenen Familie so fehlt. Doch als er sich ausgerechnet in Larissas Schwester Nora (Johanna Bantzer) verliebt, droht sein neu gefundenes Glück auch schon wieder zu zerbrechen…
"Der Freund" ist eine Mischung aus Liebesfilm, Drama und Komödie, die auf ihre ganz spezielle, sehr zurückhaltende Art unterhalten kann. Dabei zielt Micha Lewinsky nicht auf platte Lacher ab, sondern schafft gezielt Situationen, in denen Humor als ein erlösender Katalysator für ansonsten eher angespannte, traurige oder sonstwie unangenehme Momente dient. Und für diese Situationen hat er mit Philippe Graber den perfekten Hauptdarsteller gefunden, der mit seiner unbeholfenen Art stets sympathisch wirkt, auch wenn er sich eigentlich völlig falsch verhält
Wie auch bei "Die Standesbeamtin" spielt auch in "Der Freund" Musik eine große Rolle, wobei die Songs von Emilie Welti, die sich als Sophie Hunger in den letzten Jahren eine solide Fangemeinde hat aufbauen können, hier im Mittelpunkt stehen. Larissa ist im Film nur kurz zu sehen, doch durch ihre Lieder schwebt sie wie ein allgegenwärtiger Schatten über der Geschichte. Das ist insofern wichtig, da ihr offensichtlicher Freitod so nicht wie ein Akt von purem Egoismus, sondern wie der letzte Ausweg einer geschundenen, kaputten Seele, die auch ein liebenswerter Mensch wie Emil niemals hätte retten können.
Auch wenn es innerhalb des Films die ein oder andere Länge gibt, die aus der sehr behäbigen Inszenierung heraus entsteht, so kann das sehenswerte Spielfilmdebüt am Ende doch überzeugen. Denn gerade im Finale verzichtet Lewinsky gekonnt auf unnötige Sentimentalitäten und überrascht mit einer Auflösung, die auf den ersten Blick nicht nach Happy End aussehen mag, doch die bei genauerem Hinsehen besser nicht hätte ausfallen können. Ein kleiner, mitunter etwas seltsamer, aber genau deshalb auch besonderer Film, der Liebhabern des deutschsprachigen Arthauskinos durchaus ans Herz gelegt werden kann.
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