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Der Geschmack von Rost und Knochen

Der Geschmack von Rost und Knochen

Frankreich 2012 - mit Marion Cottilard, Matthias Schoenaerts, Armand Verdure, Corinne Masiero ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Originaltitel:De Rouille et d`os
Genre:Drama
Regie:Jacques Audiard
Kinostart:10.01.2013
Produktionsland:Frankreich 2012
Laufzeit:ca. 127 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.der-geschmack-von-rost-und-knoch

Der bullige, emotional verschlossene Ali (Matthias Schoenaerts) reist mit seinem fünfjährigen Sohn Sam (Armand Verdure) zu seiner Schwester Anna (Corinne Masiero) an die Côte d`Azur. Dort hofft er auf ein besseres Leben, denn momentan sieht es für ihn nicht gerade gut aus. Er hat kein Geld, keinen Job und sieht sich von einem Tag auf den anderen mit der ihn völlig überfordernden Rolle als Vater konfrontiert. Hier kann er nun in der Garage seiner Schwester leben und findet zudem gleich zwei Jobs, denen er sich voll und ganz widmen kann, während Anna sich um Sam kümmert. Während einer Schicht als Türsteher in einem Nachtclub lernt Ali die attraktive wie spröde Stéphanie (Marion Cotillard) kennen. Sie verstehen sich auf Anhieb, schätzen doch Beide die Unverbindlichkeit. Und so scheint es dann auch bei der einmaligen Begegnung zu bleiben. Doch nach einiger Zeit erhält Ali unverhofft einen Anruf von Stéphanie, die nach einem katastrophalen Unfall bei ihrer Arbeit im Marineland an den Rollstuhl gefesselt ist und jede Lebensfreude verloren hat. Mit Mitleid kann sie nicht umgehen, fühlt sich von Emotionen geradezu erdrückt. Alis nüchternes und sachliches Wesen scheint das Einzige zu sein, was ihr durch diese schwere Zeit hilft. Und tatsächlich: seine Art, ihr ins Meer zu helfen oder ihr die Freude am Sex zurück zu geben, hilft Stéphanie aus ihrem Tief. Doch die kleinen Anzeichen von Glücksgefühl scheinen nicht von Dauer zu sein…

Mit "Der Geschmack von Rost und Knochen" hat Jacques Audiard, der bereits mit "Ein Prophet" begeistern konnte, ein bewegendes und erfreulich unsentimentales Drama inszeniert, das trotz einer gerade zu Beginn eher unterkühlten Atmosphäre schnell die Emotionen der Zuschauer packt und sie immer wieder aufwühlt. Dabei versteht es Audiard sehr gut, sein Publikum nicht komplett von der Traurigkeit seiner Figuren und ihrer Geschichten erdrücken zu lassen. Immer wieder baut er Momente ein, die auf ihre Art entweder einfach nur schön oder zurückhaltend humorvoll sind. Doch solche Momente gelingt es, den Zuschauer an die Charaktere zu binden, die ansonsten wohl wenig sympathisch wirken würden. Gerade bei Ali ist das von ungeheurer Wichtigkeit, ist doch sein scheinbares Desinteresse an seiner Umwelt, ganz gleich ob an seinem Sohn, seiner Schwester oder den Frauen, mit denen er sich trifft, nicht gerade eine liebenswerte Eigenschaft. Doch durch die subtile Inszenierung und das überzeugende Spiel von Matthias Schoenaerts wird deutlich, dass Ali mit seinen inneren Dämonen zu kämpfen hat und längst nicht so abgestumpft ist, wie es zunächst den Eindruck hat.

Gleiches gilt auch für Stéphanie, die nicht nur durch Alis pragmatische Hilfe aus ihrer selbst gewählten Isolation zurück ins Leben findet, sondern auch beim Anblick der von ihm ausgetragenen illegalen Faustkämpfe, mit denen er sich zusätzlich etwas Geld verdient, so etwas wie Bewunderung und Leidenschaft empfindet. Auch wenn der Film in Sachen Schicksalsschläge ein klein wenig zu dick aufträgt und das Finale die Subtilität vermissen lässt, die den Film ansonsten auszeichnet, so hinterlässt dieses faszinierende Porträt zweier vom Leben arg gebeutelter Existenzen am Ende doch einen absolut positiven Eindruck. Der entsteht insbesondere durch das perfekte Zusammenspiel der starken Darstellerleistungen und der einnehmenden Bildsprache, die das Geschehen in eine ganz besondere Atmosphäre kleidet, der man sich nur schwer entziehen kann. Besonders eindrucksvoll ist dabei die Szene von Stéphanies Unfall inszeniert, einer der größten Gänsehautmomente der letzten Monate.

"Der Geschmack von Rost und Knochen" ist wahrlich kein leichter Film. Zu sehr dominiert eine gewisse Trostlosigkeit, die gerade von der malerischen Kulisse der Côte d`Azur noch intensiviert wird. Denn gerade der Kontrast von einer Gegend, mit der man eher ein sorgloses, entspanntes Leben oder gar Luxus assoziiert mit dem von Tristesse und grauer Hoffnungslosigkeit dominierten Alltag der Protagonisten macht den ganz besonderen Reiz und die beeindruckende Wirkung des Films aus. Wer großes Schauspielerkino aus Europa mag und sich von einer schweren Dramaturgie nicht abschrecken lässt, der wird am Ende erkennen, dass Jacques Audiard einen äußerst lebensbejahenden und optimistischen Film inszeniert hat, der beim Zuschauer noch lange nachwirkt. Und daher gibt es trotz einiger kleiner Längen und dem etwas zu dick aufgetragenem Ende unterm Strich auch ein: Absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

Media:

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Kino Trailer zum Film "Der Geschmack von Rost und Knochen (Frankreich 2012)"
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