Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Wild |
Genre: | Drama, Abenteuer |
Regie: | Jean-Marc Vallée |
Kinostart: | 15.01.2015 |
Produktionsland: | USA 2014 |
Laufzeit: | ca. 116 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.dergrossetrip-wild.de |
Nach dem Tod ihrer Mutter (Laura Dern), dem Absturz in die Heroinsucht und dem Scheitern ihrer Ehe hat Cheryl Strayed (Reese Witherspoon) jeden Halt in ihrem Leben verloren. In der Hoffnung, ihren Weg wieder zu finden, trifft sie eine radikale Entscheidung: völlig alleine will sie entlang des Pacific Crest Trail von Südkalifornien bis in den Norden Oregons wandern. 2000 Kilometer durch raue Wildnis und schneebedeckte Höhenzüge – und das alles ohne jegliche Wandererfahrung. Doch Cheryl stellt sich der Herausforderung und widersteht jeder Versuchung des vorzeitigen Aufgebens. Und diese Versuchung wird mit jedem absolvierten Kilometer größer, sieht sie sich doch nicht nur mit Einsamkeit, Schmerzen und allerhand Gefahren, sondern auch verstärkt mit sehr schmerzlichen Erinnerungen an ihre Vergangenheit konfrontiert…
Basierend auf dem gefeierten Buch von Cheryl Strayed erzählt "Der große Trip - Wild" in beeindruckenden Bildern die Geschichte eines faszinierenden Selbstfindungstrips. Für die Leinwand hat niemand Geringeres als Bestseller-Autor Nick Hornby ("About a Boy") die 2012 veröffentlichten Memoiren adaptiert. Sein Drehbuch lockert die dramaturgisch an sich sehr schwere Geschichte durch subtilen Wortwitz und gezielt eingestreuten Humor hier und da ein wenig auf. Angesichts von den vielen düsteren Rückblicken, die Cheryl auf ihrem Pfad zur Selbstzerstörung oder den langsamen Tod der Mutter zeigen, ist eine solche Auflockerung absolut notwendig, um die Stimmung des Publikums nicht völlig nach unten zu ziehen. Denn letztendlich soll "Der große Trip - Wild" eine positive, lebensbejahende Botschaft verbreiten. Und die kommt eben dann weitaus besser zum Tragen, wenn die Zuschauer nicht völlig deprimiert sind, bevor sich ein kleiner Hoffnungsschimmer breit machen kann.
Regisseur Jean-Marc Vallée ("Dallas Buyers Club") verlässt sich bei seinem Porträt einer Frau, die an der modernen Welt zu zerbrechen droht und in der wilden Natur ihre ganz persönliche Rettung sucht, natürlich nicht nur auf großartige Bilder. In erster Linie wird sein Drama von einer großartigen Reese Witherspoon, die alle Facetten von Cheryl glaubhaft auf die Leinwand transportiert. Ob sie die liebende Tochter und Ehefrau, die drogenabhängige Ehebrecherin oder die toughe Einzelgängerin ist, die Oscar-Preisträgerin liefert in jedem Moment eine extrem starke und mitreißende Darstellung ab, mit der sie den Film auch über seine etwas zäheren Momente trägt.
Auch wenn "Der große Trip - Wild" rein auf dramaturgischer Ebene kein Meisterwerk ist und sich auf eher bekanntem Terrain bewegt, so ist der Film Dank der einnehmenden Regie und dem intensiven Spiel der Hauptdarstellerin ein wirklich starkes Stück Kino geworden, das auch durch das perfekte Zusammenspiel aus Bildern, Musik und Geschichte richtig gut funktioniert. Wer dafür einige kleine Längen in Kauf nehmen kann, der sollte sich unbedingt mit Reese Witherspoon auf ihren großen Trip begeben. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold