Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Drama |
Regie: | Robert Schwentke |
Kinostart: | 15.03.2018 |
Produktionsland: | Deutschland/Frankreich/Polen 2017 |
Laufzeit: | ca. 119 Min |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.DerHauptmann-film.de |
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs flieht der junge Gefreite Willi Herold (Max Hubacher) vor seiner sicheren Erschießung. Auf der Flucht vor dem Offizier Junker (Alexander Fehling) findet er in einem verlassenen Auto eine Offiziersuniform, die er ohne zu zögern anzieht. Ihm gelingt es glaubhaft, die Rolle des Hauptmanns Herold zu spielen, weshalb sich im Laufe der nächsten Tage immer mehr versprengte Soldaten um ihn sammeln. Immer mehr steigert sich der junge Mann in die Rolle und ihre angebliche Mission hinein und bald läuft er Gefahr, dem Rausch der Macht, die ihm die Uniform verleiht, endgültig zu verfallen…
Mit "Der Hauptmann" kehrt Regisseur Robert Schwentke ("R.E.D", "Die Bestimmung - Allegiant") aus Hollywood zum Deutschen Kino zurück. In unaufgeregten Schwarzweiß-Bildern erzählt er eine auf wahren Ereignissen beruhende Geschichte über das Nazi-Regime aus der Täterperspektive. Dies ist ein gewagtes Unterfangen, da ja einerseits die Täter nicht glorifiziert werden dürfen, andererseits aber dem Zuschauer ja ein gewisser Zugang zu den Charakteren ermöglicht werden sollte. Schwentke hat diese schwierige Gradwanderung gut gelöst, indem er die Hauptfigur eine langsame, aber sehr drastische Wandlung durchlaufen lässt. Als der Zuschauer Willi Herold kennenlernt, ist er ein junger Mann, der verzweifelt um sein Leben kämpft. Das macht gerade zu Beginn einige seiner moralisch verwerflichen Handlungen zumindest nachvollziehbar.
Lange hat er die Sympathien der Zuschauer auf seiner Seite, bis man merkt, dass es ihm nicht mehr alleine um den Schutz seines Lebens geht, sondern dass er von der Macht, die ihm die Uniform verleiht, korrumpiert worden ist. Spätestens in dem Moment, in dem diese Erkenntnis einsetzt, wird der Film zu einem sehr unangenehmen, aber auch intensiven Erlebnis. Es ist ein Film, der aufwühlt, zumal das grundliegende Thema eines ist, das nicht mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs abgeschlossen ist. Auch wenn durch den Schwarzweiß-Look und die Ausstattung eine gewisse Distanz zwischen dem Geschehen und dem Betrachter aufgebaut wird, so wird diese durch die Aktualität der Thematik leicht überwunden und trifft den Zuschauer mitten ins Mark.
"Der Hauptmann" hat zwar einige kleine Längen und dramaturgische Schwächen, doch insgesamt hat Schwentke einen sehr starken Film abgeliefert, der sein Publikum nicht kalt lässt, der eine gewisse Relevanz besitzt und dadurch zum Nachdenken und Diskutieren anregt. Dafür gibt es dann auch ganz klar ein: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold