Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The little Death |
Genre: | Komödie |
Regie: | Josh Lawson |
Kinostart: | 09.04.2015 |
Produktionsland: | Australien 2014 |
Laufzeit: | ca. 96 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.DerKleineTod.weltkino.de |
Biedere Reihenhäuser, geregeltes Einkommen, scheinbar heile Familienwelt – für fünf Mittdreißiger-Paare aus einer unscheinbaren australischen Vorstadt läuft eigentlich alles nach Plan. Nur im Schlafzimmer gibt es so manche Komplikation. Denn der Weg zum Orgasmus, den die Franzosen so treffend als la petit mort (der kleine Tod) bezeichnen, offenbart bei den Paaren so manche ungewöhnliche Fantasie, von Unterwerfung über Rollenspiele bis hin zum Telefonsex. Doch ob die Partner auch bereit sind, diese Fantasien umzusetzen und ob die Beziehungen tatsächlich dadurch mit neuem Feuer angefacht werden, darf schon bald bezweifelt werden…
"Der kleine Tod" trägt den Untertitel "Eine Komödie über Sex". Wer in jüngster Vergangenheit im Kino Komödien über Bienchen und Blümchen gesehen hat, wird dürfte auch bei diesem Werk wohl wieder eine eher flache Zotenansammlung im Stil von "Sex Tape" und Konsorten erwarten. Doch auch wenn Regisseur und Hauptdarsteller Josh Lawson einige Abgründe sexueller Fantasien auslotet, bleibt sein Lustspiel doch relativ züchtig und präsentiert sich stattdessen erfreulich clever und mitunter herrlich böse. Dabei beginnt alles noch sehr brav, wenn wir Paul (Josh Lawson) und Maeve (Bojana Novakovic), Phil (Alan Dukes) und Marueen (Lisa McCune), Evi (Kate Mulvany) und Dan (Damon Herriman), Rowena (Kate Box) und Richard (Patrick Brammall), sowie Monica (Erin James) und Sam (T.J. Power) kennen lernen. Der einleitende Blick in ihren Alltag und in ihr Liebesleben ist geprägt von braver Normalität und ein wenig Spießigkeit. Doch damit ist vorbei, wenn einige der Protagonisten ihre sexuellen Vorlieben offenbaren – ganz gleich, ob ihrem Partner oder nur dem Zuschauer.
Hier bricht Lawson einige Tabus, macht das aber auf so charmante und originelle Art, dass man ihm gar nicht böse sein kann. Sicherlich, bisweilen bleibt einem schon mal das Lachen im Halse stecken. Aber wenn sich Paul etwa nach der eher schockierenden Beichte seiner Maeve, dass sie von der Vorstellung eines Sexualverbrechens erregt wird, alles versucht, um seiner großen Liebe die sexuelle Erfüllung zu geben, die sie seiner Meinung nach verdient, dann ist das einfach nur wunderbar komisch. Und auch was sich Phil einfallen lässt, um seine Frau Maureen zum Einschlafen zu bringen, weil er nur dann Befriedigung finden kann, ist auf ebenso respektlose Art witzig, wie Rowenas Erkenntnis, dass sie von den Tränen ihres Liebsten erregt wird.
Wie so häufig bei Episodenfilmen funktionieren nicht alle erzählten Geschichten gleichermaßen gut. Doch bei "Der kleine Tod" gibt es erfreulich wenige Hänger. Die wohl schönste Geschichte ist die von Monica, die als Dolmetscherin für Gebärdensprache bei einem Telefondienst arbeitet und für Sam das Gespräch mit einer Sex-Hotline dolmetschen soll. Was daraus entsteht, ist trotz diverser Schlüpfrigkeiten wohl das Romantischste, was in den letzten Monaten im Kino zu sehen war.
Josh Lawson schafft mit seiner Beziehungskomödie das Kunststück, schwierige Tabuthemen zu behandeln, über die man eigentlich niemals lachen würde, und die so zu präsentieren, dass man von ihrem komödiantischen Potential erst überrascht und dann bestens unterhalten wird. Wie er die einzelnen Handlungsstränge dann am Ende zu einem herrlich bösen Finale zusammenführt, ist einfach großartig. Sicherlich ist "Der kleine Tod" nichts für Feingeister und für solche Zuschauer, für die Humor immer politisch korrekt sein muss. Wer aber mal wieder eine richtig originelle Komödie sehen möchte und dabei auch über schwarzen Humor und respektlose Tabubrüche lachen kann, der sollte sich diesen australischen Geheimtipp auf keinen Fall entgehen lassen. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold