Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Lighthouse |
Genre: | Drama, Mystery |
Regie: | Robert Eggers |
Kinostart: | 28.11.2019 |
Produktionsland: | USA 2019 |
Laufzeit: | ca. 109 Min |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/Focus.Features.DE/ |
Maine, Ende des 19. Jahrhunderts: Der erfahrene Leuchtturmwärter Thomas Wake (Willem Dafoe) tritt gemeinsam mit seinem neuen Gehilfen Efraim Winslow (Robert Pattinson) eine mehrwöchige Schicht auf einer abgelegenen Insel an der Küste Neuenglands an. Abgeschnitten von der Außenwelt sollen die beiden Männer die marode Leuchtturmanlage warten und in Betrieb halten. Efraim würde sich gerne um das Leuchtfeuer kümmern, aber das lässt Thomas nicht zu. Für den jungen Mann sei die Lampe tabu. Stattdessen muss sich Efraim um niedere Arbeiten kümmern, was zu stetig steigenden Spannungen zwischen den ungleichen Männern führt. Als ein nicht enden wollender Sturm die Männer auf der Insel festhält, scheint der Wahnsinn sie zu übermannen und die Situation droht zu eskalieren…
"Der Leuchtturm" ist die zweite Regiearbeit von Autor und Regisseur Robert Eggers nach seinem hochgelobten Debüt "The Witch". Um die Zuschauer möglichst authentisch in die Zeit um 1890 zu transportieren, drehte er den Film in 35mm Schwarz-Weiß und benutzte Objektive aus dem frühen 20. Jahrhundert. Zudem ließ er seine beiden Hauptdarsteller in authentischen Dialekten der damaligen Zeit sprechen. Solche künstlerischen Entscheidungen lassen natürlich die Herzen von Cineasten jubeln und so sind dem Film auch Lobpreisungen in den Feuilletons und Auszeichnungen bei diversen Preisverleihungen sicher.
Der Film hat etwas, keine Frage. Er ist auf seine extrem sperrige Art durchaus faszinierend, verstörend und speziell. Wer sich darauf einlassen kann, der wird diesen Film garantiert feiern. Mir ist das allerdings nicht gelungen. Für mich wirkte nicht nur die visuelle Umsetzung, sondern auch die Sprache und das Spiel der Darsteller einfach zu artifiziell, zu theatralisch. Das, was den Film für einige so besonders, so großartig macht, hat bei mir eher dazu geführt, dass mich die Reise an den Abgrund des Wahnsinns relativ kalt gelassen hat und mir stellenweise sogar ziemlich auf die Nerven gegangen ist.
Auch wenn einige Bilder tatsächlich über eine enorme Wucht verfügen und gerade Robert Pattinson richtig stark spielt, habe ich die Frage "Ist das Kunst, oder kann das weg" für mich ganz eindeutig mit "das kann weg" beantwortet. Ich hebe aber in diesem Fall das "für mich" besonders hervor, da bei einem Film wie "Der Leuchtturm" klar ist, dass er polarisiert. Ich persönlich könnte ihn nicht weiterempfehlen, aber ich verstehe auch, wenn man ihn als sehr spezielles Kunstwerk ansehen kann und dementsprechend feiert. Und so gibt es von mir ein zögerliches "Sehenswert" für alle, die "The Witch" mochten und sich gerne auf sperrige, aber durchaus kunstvoll inszenierte Psycho-Trips einlassen!
Ein Artikel von Sebastian Betzold