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Der Mohnblumenberg

Der Mohnblumenberg

Japan 2011

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Originaltitel:Kokuriko-Zaka Kara
Genre:Animation, Drama
Regie:Goro Miyazaki
Kinostart:21.11.2013
Produktionsland:Japan 2011
Laufzeit:ca. 91 Min.
FSK:ab 0 Jahren
Webseite:www.universumfilm.de

Die 17jährige Umi aus Yokohama trägt in ihren jungen Jahren schon sehr viel Verantwortung mit sich herum. Nicht nur, dass sie wie die anderen Mädchen auch jeden Tag zur Schule geht, sie kümmert sich auch noch um ihre Geschwister, ihre Großmutter und die drei Untermieterinnen, die in dem Herrenhaus ihrer Familie leben. Da Umis Mutter im Ausland als Ärztin arbeitet und ihr Vater aus dem Krieg nicht mehr zurückgekehrt ist, muss sich das junge Mädchen alleine um all diese Aufgaben kümmern. Dennoch findet sie jedem Morgen Zeit, um vor ihrem Haus die Flagge zu hissen und so einen Gruß in die Ferne zu schicken – ein Ritual, das nicht unbemerkt bleibt. Denn plötzlich findet sich Umi als Thema eines Artikels in der Schülerzeitung wieder. Als sie Shun, den Verfasser des Artikels, kennen lernt, ändert sich ihr streng geordnetes Leben komplett. Nicht nur, dass sie sich stark zu dem Jungen hingezogen fühlt. Sie wird auch Teil einer Protestbewegung einer Gruppe engagierter Schüler, die in einem großen Holzhaus neben der Schule ein Clubhaus errichtet haben, das nun abgerissen werden soll. Während Umi an Shuns Seite für den Erhalt des "Quartier Latin" kämpft, wachsen die Gefühle der Beiden zueinander stetig. Doch da ahnen sie noch nicht, dass ein Geheimnis aus der Vergangenheit ihrer Eltern sie sehr eng miteinander verbindet…

Mit "Der Mohnblumenberg" meldet sich das weltberühmte japanische Ghibli-Studio gewohnt eindrucksvoll zurück. Studio-Gründer Hayao Miyazaki hat sich dieses Mal allerdings darauf beschränkt, basierend auf einem Manga von Kokurikozaka Kara aus den 1980ern das Drehbuch zu verfassen. Die Regie hat er seinem Sohn Goro Miyazaki überlassen. Visuell bleibt auch der Junior dem von seinem Vater etablierten Stil treu. Dennoch unterscheidet sich "Der Mohnblumenberg" deutlich von den meisten Filmen Hayao Miyazakis. Hat bei seinen Werken wie "Chihiros Reise ins Zauberland", "Prinzessin Mononoke" oder "Das wandelnde Schloss" die Geschichte meist einen fantastischen, märchenhaften Charakter, ist das Geschehen aus "Der Mohnblumenberg" stark in der Realität verankert.

Der Film spielt im Jahr 1963, im Jahr bevor die Olympischen Spiele in Japan stattfanden. Es ist eine Zeit des Umbruchs, ein Wechsel von der chaotischen Nachkriegszeit zum wirtschaftlichen Aufschwung. Es markiert aber auch einen Wandel von Tradition und Moderne, der hier in dem Bestreben Ausdruck findet, das alte Clubhaus abzureißen und dort etwas Neues, Moderneres entstehen zu lassen. Und auch für die Hauptfiguren ist es in mehrfacher Hinsicht eine Zeit des Umbruchs, stehen sie doch an der Grenze zum Erwachsenwerden. Gleichzeitig wird ihr Leben auch durch die Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit grundlegend verändert.

Die Geschichte, die "Der Mohnblumenberg" erzählt, ist an sich sehr schön und interessant und die sehr traditionelle Visualisierung des Zeichentrickfilms hat auch einen angenehm nostalgischen Reiz. Doch gestaltet es sich als äußerst schwierig, eine klare Zielgruppe für diesen Film zu definieren. Die Optik verleitet dazu, ihn als Kinderfilm zu deklarieren. Doch dafür ist die Geschichte einfach zu komplex und zu wenig zielgruppengerecht. Ältere Zuschauer dagegen könnte es schwer fallen, sich mit dem doch etwas kindlichen Look des Films anzufreunden. Denn was bei fantasievollen Stoffen wie "Chihiros Reise ins Zauberland" noch zum Träumen eingeladen und den Zuschauer in eine andere Welt entführt hat, will hier einfach nicht mehr so recht funktionieren. Einzig das Innere des "Quartier Latin"  ist ein wahres Fest für die Augen, ein Ort, der aufgrund seines Detailreichtums einfach nur wundervoll und faszinierend ist.

"Der Mohnblumenberg" ist ein schöner Film, das steht außer Frage. Miyazaki-Fans kommen hier auf der visuellen Ebene voll auf ihre Kosten. Dennoch bleibt das Gefühl, dass der Film irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch ist, ein schwer einzuordnendes Werk, dem es dadurch sehr schwer fallen wird, ein größeres Publikum für sich begeistern zu können. Dennoch gibt es rein aus künstlerischer Sicht ein klares: sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Der Mohnblumenberg (Japan 2011)"
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