Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Mystery |
Regie: | Akiz |
Kinostart: | 26.05.2016 |
Produktionsland: | Deutschland 2015 |
Laufzeit: | ca. 91 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.DerNachtmahr-Film.de |
Eigentlich ist Tina (Carolyn Genzkow) ein ganz normales 17jähriges Mädchen: Sie ist Teil einer coolen Clique, sie geht auf wilde Partys und kämpft sich durch den langweiligen Schulalltag. Doch all das ändert sich schlagartig, als sie eines Abends auf einer geheimen Poolparty grundlos zusammenbricht. Von nun an wird sie Nacht für Nacht von einer unglaublich hässlichen Kreatur besucht, die nur sie sehen kann. Ihre Eltern vermuten Drogen oder einen Nervenzusammenbruch und auch Tina zweifelt zunächst an ihrem Verstand. Doch dann akzeptiert sie, dass dieses Wesen echt ist und es entsteht eine ungewöhnliche, fast schon zärtliche Bindung zwischen dem Mädchen und der Kreatur. Doch kann sie auch ihre Eltern und Freunde davon überzeugen, dass sie nicht verrückt geworden ist?
Ich gehöre zugegebenermaßen nicht zu den ganz großen Freunden des deutschen Kinos. Es gibt zwar immer wieder einige sehr positive Überraschungen, doch meistens fühle ich mich in all meinen Vorurteilen gegenüber deutschen Filmen und ihrem fehlenden Mut, aus gängigen Mustern auszubrechen, bestätigt. Deshalb freue ich mich immer ganz besonders, wenn ich einen Film wie "Der Nachtmahr" sehe, der versucht, andere Wege zu gehen. Ob das gelungen ist, steht zwar auf einem anderen Blatt. Doch muss zuerst einmal der Mut gelobt werden, visuell wie dramaturgisch aus den üblichen Konventionen auszubrechen. Der Filmemacher und Künstler Akiz präsentiert eine wilde Mischung aus Creature-Horror, Coming-of-Age Geschichte und psychologischem Thriller, verwurzelt im expressionistischem Kino der 1920er Jahre. Alleine dieser wirklich schräge Stilmix zeugt vom Mut zur Andersartigkeit und verdient daher jede Menge Lob.
Dass sich ein solcher Film nicht unbedingt an ein Massenpublikum richtet, dürfte schnell klar sein. Doch auch bei aufgeschlossenen Cineasten, die sich über einen deutschen Genre-Film jenseits des Mainstreams freuen, könnte "Der Nachtmahr" nicht nur Begeisterung hervorrufen. Keine Frage, alleine die Atmosphäre, die durch die sehr spezielle visuelle Ästhetik der Inszenierung hervorgerufen wird, macht den Film zu einem sehr besonderen Seherlebnis. Die Vermischung aus vermeintlicher Realität, Träumen und Wahnvorstellungen sorgt ebenfalls für Momente, in denen das Werk durchaus Kult-Potential aufweist. Dem stehen allerdings auch einige sehr sperrige Momente und spürbare Längen gegenüber. Stellenweise hat man das Gefühl, dass die Geschichte als Kurzfilm sehr viel besser funktioniert hätte und hier etwas bemüht zum Spielfilmformat aufgeblasen wurde.
Trotzdem verfügt der gerade mal für weniger als 100.000 Euro umgesetzte Film über genügend reizvolle Momente und die Inszenierung über reichlich innovative Einfälle, um über einige der Schwächen hinwegzutrösten. Auch wenn hier nicht der ganz große Wurf gelungen ist, so offenbart "Der Nachtmahr" auf jeden Fall das Talent eines Filmemachers, der sich ganz offensichtlich nicht in eine Schublade stecken lassen möchte. Man darf gespannt sein, wie Akiz seine geplante dämonische Trilogie über "Geburt, Liebe, Tod" fortsetzen wird. Wer also einmal eine andere Seite des jungen deutschen Kinos sehen möchte und generell für filmische Experimente offen ist, sollte dieses Werk mit einem Kinobesuch unterstützen. Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold