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Der Name der Leute

Der Name der Leute

Frankreich 2010 - mit Sara Forestier, Jacques Gamblin, Carole Franck, Zinedine Soualem ...

Filminfo

Originaltitel:Le Nom Des Gens
Genre:Tragikomödie, Komödie, Romantik, Drama
Regie:Michel Leclerc
Kinostart:14.04.2011
Produktionsland:Frankreich 2010
Laufzeit:ca. 103 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.dernamederleute.x-verleih.de

Sie glauben, dass ein Film, der sich mit Themen wie Völkermord, Kindesmisshandlung, der Deportation der Juden im Dritten Reich oder der aktuellen Migrationsproblematik in Frankreich beschäftigt, deprimierend und düster sein muss? "Der Name der Leute", die mehrfach preisgekrönte Komödie von Michel Leclerc, beweist eindrucksvoll wie unterhaltsam das Gegenteil.

Die attraktive Bahia (Sara Forestier) weiß, welche Wirkung sie auf Männer ausübt. Und das setzt sie gezielt ein, um Männer mit einer eher rechten politischen Gesinnung auf den rechten – sprich: linken – Pfad der Tugend zu führen. Für Bahia ist Sex eine politische Waffe, die wahre Wunder bewirken kann. Doch als sie den zurückhaltenden Arthur (Jacques Gamblin) kennen lernt, merkt sie, dass sich manche Menschen nicht so einfach in eine Schublade stecken lassen. Zum ersten mal trifft sie einen Mann, den sie verführen kann, indem sie sich an- und nicht auszieht. Und obwohl sie völlig unterschiedliche Charaktere sind, entwickelt sich zwischen den Beiden eine ungewöhnliche Beziehung, die Arthur langsam aus seinem Schneckenhaus lockt. Bahias Idealismus zwingt ihn nicht nur dazu, seine eigene Lebenseinstellung zu überdenken. Er muss sich auch mit der Geschichte seiner Familie auseinandersetzen, die von seinen Eltern bislang immer erfolgreich totgeschwiegen worden ist. Doch derartige Veränderungen bleiben freilich nicht ohne Konsequenzen...

Inspiriert von seiner eigenen Lebensgefährtin Baya Kasmi, die nicht nur am Drehbuch mitgearbeitet hat, sondern auch Pate für die Figur der Bahia stand, und vom Frühwerk Woody Allens (ganz besonders "Der Stadtneurotiker") hat Michel Leclerc mit "Der Name der Leute" eine höchst unkonventionelle, intelligente Komödie geschaffen. Der Film strotzt nur so vor komischen wie charmanten Ideen, die zusammengefügt eine Geschichte ergeben, die sich nur schwer zusammenfassen lässt. Bester Beweis dafür ist der Trailer zum Film, der dem eigentlichen Inhalt so gar nicht gerecht wird und dem Zuschauer eine eher seichte Komödie erwarten lässt. Und das ist "Der Name der Leute" nun wirklich nicht.

Ob nun Arthur seinen Vater selbst in seinen Erinnerungen stets als älteren Mann sieht, weil er ihn sich einfach nicht als jungen Kerl vorstellen kann, ob Bahias Unfähigkeit zum Multi-Tasking in einer sehr peinlichen U-Bahnfahrt gipfelt oder sie nach dem Gang zur Wahlurne in Tränen ausbricht, weil sie Chirac wählen "musste", ob Arthur immer wieder Zwiegespräche mit seinem jungen Ich führt oder sich Bahia beim Abendessen mit Arthurs Eltern in der Küche auf ganz spezielle Art Luft machen muss, um ja nicht das Tabuthema der jüdischen Vergangenheit von Arthurs Mutter anzusprechen. Diese und die vielen anderen zum Teil aus der eigenen Familiengeschichte von Michel Leclerc und Baya Kasmi entliehenen Versatzstücke machen "Der Name der Leute" zu einem ganz besonderen Filmerlebnis.

Zugegeben, ab und an mag einem das Lachen im Halse stecken bleiben. Doch stets findet Leclerc den richtigen Ton, nimmt in den dramatischen Momenten den komödiantischen Grundton des Films fast unbemerkt zurück und findet auch für extrem traurige oder schlimme Erinnerungen fast schon poetisch anmutende Wege, diese auf die Leinwand zu bringen. Und genau hierin liegt die ganz große Stärke des Films. Auch wenn sein Inhalt bisweilen äußerst schwer ist, so ist die Umsetzung stets leicht und extrem positiv. "Der Name der Leute" ist ein ganz großes "Ja" zum Leben, dessen Schönheit sich erst offenbaren kann, wenn man es schafft, über Unterschiede hinweg zu sehen, wenn man mit sich selbst und seiner Vergangenheit im Reinen ist und nicht verkrampft versucht, andere Menschen zu verändern.

Bei aller Begeisterung für den Inhalt und seine visuelle Umsetzung, so muss auch noch ein Wort über die wunderbaren Darsteller verloren werden. Der Film gehört ganz eindeutig Sara Forestier, die zuletzt in "Gainsbourg" als France Gall zu sehen war. Forestier spielt die idealistische, freizügige und bisweilen sehr verpeilte Bahia derart charmant und einnehmend, dass ihr die Sympathien der Zuschauer wie von selbst zufliegen. Jacques Gamblin ("C`est la vie") verkörpert nicht weniger sympathisch das genaue Gegenteil von Bahia. Aufgewachsen in einer Familie, in der lieber über die Anordnung der Buchstaben auf der Schreibmaschinentastatur oder über die neuesten technischen Errungenschaften gesprochen wird, als über die eigene Vergangenheit oder gar Gefühle, hat sich Arthur zu einem schüchternen Einsiedler entwickelt, der besser mit toten Vögeln, als mit lebenden Frauen umgehen kann. Wie er sich langsam von Bahias Freigeist anstecken lässt, immer wieder in seien alten Trott zurückfällt, spielt Gamblin mit liebenswerter Zurückhaltung. Die Beiden geben ein wundervolles Paar ab, das trotz der eklatanten Unterschiede in jeder Sekunde glaubwürdig wirkt. Die wunderbar originelle Liebesgeschichte dieser beiden Charaktere alleine macht "Der Name der Leute" schon sehenswert!

Ein Film, der sich in keine Schublade stecken lässt, der den Zuschauer laut lachen und leise weinen lässt, der mit seinen wunderbaren Hauptdarstellern bezaubert und mit intelligentem Witz begeistert, all das macht "Der Name der Leute" zu einer der angenehmsten Programmkino-Überraschungen der jüngsten Vergangenheit. Wer französische Arthaus-Komödien der ganz besonderen Art zu schätzen weiß, der kommt an diesem Film einfach nicht vorbei. Absolut empfehlenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

Media:

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