Film: Als 2005 die erste Verfilmung der beleibten "Narnia"-Bücher von C.S. Lewis in die Kinos kam, konnte das Fantasy-Spektakel weltweit über 700 Millionen Dollar einspielen. Die von Vielen sehnsüchtig erwartete Fortsetzung sollte diesen Erfolg noch in den Schatten stellen.
Ein Jahr ist es her, seitdem die Geschwister Peter, Susan, Edmund und Lucy Pevensie aus Narnia in ihre Welt, das vom zweiten Weltkrieg erschütterte London, zurück gekehrt sind. Nachdem sie in Narnia viele Jahre als erwachsene Herrscher über das Königreich gelebt haben, fällt es ihnen sichtlich schwer, sich wieder als Kinder in der Gesellschaft zurecht zu finden. Gerade, als sie sich mit dieser Realität abgefunden haben, werden sie zurück nach Narnia gerufen. Doch als sie dort ankommen, ist Nichts mehr so, wie es noch vor einem Jahr war.
Denn in Narnia gehen die Uhren bekanntlich anders. Und so sind hier inzwischen über 1300 Jahre vergangen. Die vielen wunderbaren Wesen Narnias leben versteckt vor den tyrannischen Telmaren. Der junge Prinz Kaspian (Ben Barnes), der rechtmäßige Thronfolger des Landes, war die große Hoffnung für Narnia, wollte er doch dessen Bewohner und sein Volk in Frieden vereinen. Doch sein böser Onkel Miraz (Sergio Castellitto) hat die Macht an sich gerissen, fest entschlossen, Kaspian und alle noch lebenden Wesen in Narnia zu töten. Das soll mit der Hilfe der Pevensie Kinder verhindert werden. Doch kann diese Schlacht wirklich gewonnen werden, zumal der mächtige Aslan, der als einziger die garantierte Rettung bringen könnte, seit 1300 Jahren verschwunden ist?
Gleich vom ersten Augenblick an wird klar: der zweite "Narnia"-Film ist sehr viel düsterer, erwachsener und in jeder Hinsicht größer, als sein Vorgänger. Regisseur Andrew Adamson, der sich seine Sporen als Animations-Regisseur der ersten beiden "Shrek"-Filme verdient hat, ist als Realfilm-Regisseur deutlich gereift. Seine Inszenierung wirkt sehr viel sicherer und einnehmender, als das noch beim ersten Teil der Fall war. Angenehm ist auch, dass die Handlung von "Prinz Kaspian von Narnia" nicht mehr allzu aufdringlich von religiösen Untertönen durchzogen ist. Zwar ist Aslan auch hier immer noch eindeutig die Jesusfigur der Geschichte. Doch konzentriert sich die Adamson dieses mal sehr viel intensiver auf dynamische Spannung, als auf gottesfürchtige Botschaften.
Die Zeichnung der Charaktere ist allerdings noch immer einer der ganz großen Schwachpunkte der "Narnia"-Filme. Während Nebenfiguren, wie etwa die kämpferische Maus Flitzeflink oder der mürrische Zwerg Nikabrik, wundervoll verkörpert von dem großartigen Peter Dinklage, fantasievoll gezeichnet sind, bleiben die Geschwister Pevensie in den meisten Szenen weiterhin verhältnismäßig blass. Können sie zu Beginn, gerade in der atmosphärisch gefilmten London-Sequenz, ihre Charaktere mit einer gewissen Tiefe füllen, verkommen sie im Laufe der Geschichte zunehmend zu Randfiguren. Es wird hier besonders deutlich, dass zukünftige "Narnia"-Filme auch problemlos ohne die Geschwister auskommen könnten (schließlich kommen sie auch nicht in allen Büchern vor). Sicherlich, die vier jungen Darsteller machen ihre Sache schon ordentlich, doch gelingt es einfach nicht, sie zu einem derart untrennbaren Teil der Geschichte zu machen, wie das etwa die Hobbits für die "Herr der Ringe"-Filme waren.
Der Newcomer Ben Barnes als titelgebender Prinz Kaspian kann dagegen in der Rolle des ritterlichen Heldes voll und ganz überzeugen, obgleich auch ihm die nötige Tiefe fehlt, die ihn zu einem denkwürdigen Filmhelden hätte werden lassen können. Doch verfügt Barnes über ein gewisses Charisma, was ihn besonders bei den weiblichen Zuschauern besonders beliebt machen dürfte.
Bei den Spezial-Effekten hat der Film einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Da viele Sequenzen nicht im Studio, sondern vor der imposanten Kulisse Neuseelands gedreht wurden, wirkt das Ganze wenig artifiziell, sondern einfach nur großartig. Auch die animierten Figuren, etwa die liebenswerten Dachse oder die Maus Flitzeflink, stecken voller Leben, was bei computeranimierten Wesen trotz hervorragender Technik nicht zwangsläufig der Fall ist.
Positiv erwähnt werden muss auch der Soundtrack, der die verschiedenen Themen im zweiten Teil sehr viel besser in das Geschehen integriert. War die Musik im ersten Film ohne besonders hohen Wiedererkennungswert, so sorgen jetzt ein paar sehr schöne, eingängige Themen immer wieder für eine wohlige Gänsehaut. Besonders interessant dabei ist, dass einige dieser Themen bereits im ersten Teil zu hören waren, dort aber einfach nicht ihre volle Kraft entfalten konnten.
"Prinz Kaspian von Narnia" ist ein sehr guter Fantasy-Film, durch den die "Narnia"-Reihe ein ganz neues Kultpotential erhält. Mit besseren Effekten, mehr Spannung, einer packenderen Geschichte und wieder sehr liebenswerten Nebenfiguren steckt der zweite Teil seinen Vorgänger locker in die Tasche. Wenn das so weiter geht, dann wird der für 2010 angekündigte dritte Film (der sich, da sich Disney aufgrund des enttäuschenden Einspielergebnisses und der Finanzkrise aus dem Projekt zurückgezogen hat, durchaus länger herauszögern kann) ein echter Knaller.
Bild + Ton: Technisch präsentiert sich die DVD auf ganz hohem Niveau. Das Bild zeigt eine erstklassige Schärfe, super Kontraste und kräftige Farben. Der Ton ist zwar etwas frontlastig, insgesamt aber kraftvoll und dynamisch abgemischt. So macht das Heimkino richtig Spaß!
Extras: Die Collector`s Edition Doppel-DVD hat zahlreiche qualitativ gute Extras zu bieten. Los geht es auf der ersten DVD mit einem Kommentar des Regisseurs mit seinen Hauptdarstellern. Zwar ist dieser Kommentar nicht mehr ganz so kurzweilig und unbeschwert, wie der auf der DVD zum ersten Film, aber das launige Geplauder zwischen den Teilnehmern bietet dennoch gute und informative Unterhaltung. Zudem befindet sich auf der ersten Disc noch eine Trailershow, das übrige Bonusmaterial gibt es dann auf der zweiten DVD zu entdecken.
Los geht es hier mit "In Narnia: Das Abenteuer geht weiter", einem guten, knapp 30minütigen Making of. Nach einem 22minütigen Special über die Sets geht es weiter mit einem Besuch in dem slowenischen Ort Bovec, der von dem Drehteam nahezu belagert worden ist, da in einem nahegelegenen Tal wichtige Szenen des Films entstanden sind. Weitere Kurzdokumentationen beschäftigen sich mit der Prävisualisierung, den Effekten, sowie den Schauspielern Peter Dinklage und Warwick Davis, der den Zuschauer durch einen seiner typischen Drehtage führt.
10 zusätzliche Szenen, die allerdings ohne fertige Effekte recht eigenartig wirken, sowie ein paar Pannen vom Dreh und ein Blick auf die Entstehung des großen Duells runden das sehr gute Bonusmaterial zufriedenstellend ab. Und wem das noch nicht reicht, der kann sich auf die Suche nach sechs weiteren versteckten Features machen, die sich auf den verschiedenen Menüseiten der zweiten Disc befinden.
Fazit: "Die Chroniken von Narnia" kann in der zweiten Runde qualitativ zulegen und bietet Fantasy-Unterhaltung der besten Sorte. Die Collectors Edition Doppel-DVD bietet nicht nur den Film in erstklassiger Bild- und Tonqualität, sondern auch jede Menge tolle Extras. Absolut empfehlenswert!
Originaltitel: The Chronicles of Narnia – Prince Caspian
Regie: Andrew Adamson
Länge: ca. 144 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Anzahl der Discs: 2
Sprachen: Deutsch, Englisch, Italienisch, Türkisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Italienisch, Türkisch, Serbisch, Kroatisch, Slowenisch
Bildformat: 16:9 (2.40:1)
Extras: Audiokommentar, Making of Dokumentationen, Zusätzliche Szenen, Pannen von Narnia, Prävisualisierungs Sequenzen
Ländercode: 2
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Ein Artikel von Sebastian Betzold
