Die Frankfurt-Tipp Bewertung: | ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Originaltitel: | A Little Chaos |
Genre: | Drama, Romantik |
Regie: | Alan Rickman |
Kinostart: | 30.04.2015 |
Produktionsland: | Großbritannien 2014 |
Laufzeit: | ca. 118 Min |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.tobis.de |
Frankreich am Ende des 17. Jahrhunderts: Ludwig XIV. (Alan Rickman) möchte, dass der Park für sein neues Schloss in Versailles alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Sein oberster Gartenarchitekt André Le Nôtre (Matthias Schoenaerts) soll dafür den besten Landschaftsgärtner des Landes anstellen. Doch seine Wahl fällt ausgerechnet auf die sehr unkonventionell arbeitende Sabine De Barra (Kate Winslet), die für den Park einen Barockgarten bauen soll. Doch dieser Auftrag erweist sich für die alleinerziehende Witwe mehr als Fluch, denn als Segen. Denn nicht nur, dass sie sich dem Neid und Anfeindungen ihrer männlichen Kollegen ausgesetzt sieht. Auch ihre aufkeimenden Gefühle für ihren Auftraggeber könnten zu einem ernsthaften Problem werden. Denn André Le Nôtre ist verheiratet und seine eifersüchtige Ehefrau setzt alles daran, Sabines Arbeit zu sabotieren…
18 Jahre nach seinem Debüt "The Winter Guest" liefert Schauspieler Alan Rickman jetzt mit "Die Gärtnerin von Versailles" seine zweite Spielfilmarbeit als Regisseur ab. Opulent ausgestattet und erstklassig besetzt ist der Film in erster Linie ein Fest für die Augen. Komplett in England gedreht nimmt sich Rickmans Version von Versailles einige historische Freiheiten, sowohl was die Figuren, als auch was die Landschaftsarchitektur betrifft. Die Figur der Sabine De Barra ist zudem ein rein fiktiver Charakter, weshalb auch die angedeutete Liaison mit André Le Nôtre eine pure Erfindung der Drehbuchautoren ist. Wer also einen absolut authentischen Blick an den Hof und in den Garten Ludwig des XIV. erwartet, der wird von dieser bildgewaltigen Gartenarbeit sicherlich enttäuscht sein.
Wer sich aber darauf einlassen kann, dass die Geschichte zwar in einem realen historischen Kontext angesiedelt, insgesamt aber Fiktion ist, den könnten die durchaus vorhandenen Stärken des Films überzeugen und zwei entspannte, unterhaltsame Stunden bescheren. Eine dieser Stärken sind zweifelsohne die Schauspieler. Während Matthias Schoenaerts ("Der Geschmack von Rost und Knochen") ein wenig farblos wirkt, kann Kate Winslet dieses Manko mit einem gewohnt starkem Spiel ausgleichen. Wunderbar wie immer, aber leider viel zu kurz ist der Auftritt von Stanley Tucci als Herzog von Orléans. Und auch Alan Rickman selbst ist mit seiner von leichter Ironie durchzogenen Darstellung des Sonnenkönigs über jeden Zweifel erhaben. Eingebettet in die wundervolle Bildsprache sorgen die Schauspieler dafür, dass die Inszenierung auch dann mitreißend wirkt, wenn sich das Drehbuch eigentlich in etwas zähen Momenten verliert.
Dies ist eigentlich auch die einzig wirklich störende Schwäche des Films. Während in einigen Szenen die Dialoge viel Biss haben und die Handlung stimmig vorangetrieben wird, plätschern andere Momente viel zu belanglos und langatmig dahin. So entsteht ein etwas unausgewogener Gesamteindruck, der sich irgendwo zwischen "ganz wunderbar" und "gepflegte Langeweile" einpendelt. Trotzdem: wer romantische Kostümdramen mag und sich gerne in opulenten Bildern verliert, der kann bei diesem Besuch in Versailles eigentlich nichts falsch machen. Kein Meisterwerk, aber dennoch mit kleinen Abstrichen durchaus sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold