Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Komödie |
Regie: | Alireza Golafshan |
Kinostart: | 21.03.2019 |
Produktionsland: | Deutschland 2019 |
Laufzeit: | ca. 111 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.DieGoldfische.de |
Vorbei mit dem Leben auf der Überholspur: Nach einem Autounfall ist der junge Portfolio Manager Oliver (Tom Schilling) an den Rollstuhl gefesselt. Doch so leicht will Oliver nicht aufgeben. Er möchte so schnell wie möglich wieder arbeiten. Wenn doch nur die lästige Reha vorbei wäre. Als er erfährt, dass ihm aufgrund eines illegalen Kontos in der Schweiz mächtiger Ärger und vor allem auch die Pleite droht, fasst Oliver einen Entschluss: Er sponsert einen Ausflug für die „Goldfisch-Gruppe“, eine schräge Behinderten-WG, zum Kamelreiten in die Schweiz. Während Betreuerin Laura (Jella Hasse) mit der blinden Magda (Birgit Minichmayr), den Autisten Rainman (Axel Stein) und Michi (Jan Henrik Stahlberg), sowie Franzi (Luisa Wöllisch), einem selbstbewussten Mädchen mit Down-Syndrom, auf den Kamelen unterwegs ist, will Oliver zusammen mit Pfleger Eddy (Kida Khodr Ramadan) das Geld in Sicherheit bringen. Doch dieser an sich narrensichere Plan geht gehörig schief, als Eddy beschließt, mit Olivers Geld frühzeitig in Rente zu gehen…
"Die Goldfische" versucht eine schwierige Gradwanderung: Eine bissige Komödie, in der es um eine Gruppe von Menschen mit Behinderung geht, bei der man nicht über, sondern mit diesen Menschen lacht. Das ist ein sehr schmaler Grat, auf dem Regisseur Alireza Golafshan zumindest teilweise überzeugend meistert. Es gibt viele Momente, in denen er die Geschichte mit angenehmen Biss erzählt. Er verzichtet bewusst darauf, die Charaktere mit Samthandschuhen anzufassen oder – noch schlimmer – sie zu bemitleiden. Und genau dadurch zeichnet er authentische, liebenswerte Figuren, mit denen man gerne Zeit verbringt. Ja, man lacht tatsächlich mit und eben nicht über sie.
Das ist gleichermaßen Verdienst der Regie und der Darsteller. Das Drehbuch trägt zwar auch einen großen Teil dazu bei, es enthält aber auch gleichzeitig einige der deutlichsten schwächen des Films. Denn so amüsant und bissig einige Dialoge auch sind, so flach fallen andere Gags aus. Zudem sind etliche Momente arg vorhersehbar, was den Unterhaltungswert ein klein wenig schmälert. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn hier insgesamt etwas mehr Mut zur satirischen Boshaftigkeit und zum bissigen Humor vorhanden gewesen wäre.
Immerhin: Brav und angepasst sind "Die Goldfische" ja zum Glück nur relativ selten. Insgesamt ist Alireza Golafshan eine kurzweilige, turbulente Komödie mit einigen richtig guten Einfällen und herrlichen Gags gelungen, die von dem guten Ensemble charmant auf die Leinwand transportiert werden. Kein ganz großer Wurf, aber durchaus gute Unterhaltung, die Liebhabern von deutschen Komödien durchaus ans Herz gelegt werden kann. Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold