Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Shack |
Genre: | Drama |
Regie: | Stuart Hazeldine |
Kinostart: | 06.04.2017 |
Produktionsland: | USA 2017 |
Laufzeit: | ca. 133 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.diehuette-film.de |
Für Mackenzie Phillips (Sam Worthington) bricht seine bis dahin heile Welt zusammen, als seine jüngste Tochter bei einem Familienausflug verschwindet und es bald Gewissheit ist, dass sie das Opfer eines Serienkillers geworden ist. Ihre Spur verliert sich in einer verlassenen Hütte, in der ein blutiges Kleidungsstück des Mädchens gefunden wird. In seiner unendlichen Trauer schottet sich Mack komplett von seiner Umwelt ab. Weder seine Familie, noch seine Freunde kommen an ihn heran. Als er eines Tages einen mysteriösen Brief erhält, in dem er von "Gott" in die verlassene Hütte eingeladen wird, glaubt er zunächst an einen kranken Scherz. Dennoch möchte er wissen, was ihn an diesem Ort seiner schmerzhaftesten Erinnerung erwartet. Und so bricht er auf zu einem Wochenende, das ihn für immer verändern wird…
Die Erfolgsgeschichte des Romans "Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott" ist wirklich erstaunlich: nachdem kein Verlag das Werk von William Paul Young herausgeben wollte, nahm er die Sache einfach selbst in die Hand. Nur ein Jahr später landete das Buch auf dem ersten Platz der New York Times Bestsellerliste, verkaufte sich allein in den USA 10 Millionen Mal und wurde auch in Deutschland mit über einer Million verkaufter Bücher zum absoluten Bestseller. Da war eine Verfilmung wahrlich nur eine Frage der Zeit, zumal sich gerade in Amerika mit christlichen Filmen richtig viel Geld verdienen lässt. Denn in der Regel kosten diese Werke vergleichsweise wenig in der Herstellung, weshalb die Gewinnspanne umso größer ausfällt. Qualität ist da meist nebensächlich.
Und so stand auch zu befürchten, dass "Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott" platte Propaganda für christliche Hardliner sein würde, die für alle anderen Zuschauer kaum zu ertragen ist. Das ist zum Glück nicht der Fall. Zugegeben, einige Szenen sind arg dick aufgetragen und für Zuschauer, die sich jetzt nicht regelmäßig mit Religion oder ihrem eigenen Glauben auseinandersetzen, durchaus schwer zu schlucken. Auch fällt es schwer, an einigen Stellen die Argumentation, die Mack auf den richtigen Weg zurück ins Leben führen soll, zu akzeptieren, da hier Dinge miteinander verglichen werden, die eigentlich nicht vergleichbar sind (worum es sich dabei handelt, soll für all diejenigen, die das Buch nicht gelesen haben, an dieser Stelle nicht verraten werden.)
Trotzdem kann der Film unterm Strich als sehr gelungen bezeichnet werden. Denn es geht hier weniger um die Frage, ob es Gott, bzw. die Dreifaltigkeit Vater (bzw. Mutter), Sohn und heiliger Geist wirklich gibt. Natürlich wird hier eine Antwort darauf sehr stark suggeriert, doch letztendlich bleibt dies eine individuelle Entscheidung für jeden einzelnen Zuschauer. Nein, vielmehr geht es darum, ob sich ein so unbeschreiblicher Schmerz wie der Verlust eines Kindes durch Vergebung bewältigen lässt. Ist das Lossagen von Hass und dem Wunsch nach Rache der richtige Weg dahin, die eigenen Wunden zu heilen und dem Leben auch wieder seine schönen Seiten abgewinnen zu können? Es ist diese Frage, die der Film erfreulich vielschichtig und sensibel ergründet.
Das Ganze wird von guten Darstellern und einer stimmigen Inszenierung getragen, die trotz einer Laufzeit von über zwei Stunden kaum Längen aufkommen lässt. Sicherlich, gerade zum Ende hin wird die Geschichte arg kitschig und es wäre schön gewesen, wenn Regisseur Stuart Hazeldine hier etwas subtiler gearbeitet hätte. Doch insgesamt ist ihm eine bewegende Adaption des Bestsellers gelungen, die einem auch dann zum Nachdenken bringt, wenn man mit Religion ansonsten nicht allzu viel am Hut hat. Und dafür gibt es dann trotz der erwähnten Schwachpunkte ein klares: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold