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Die Klasse

Frankreich 2008 - mit François Bégaudeau und französischen Schülern ...

Filminfo

Produktionsland:Frankreich 2008
Webseite:www.dieklasse-film.de
Einen realistischen Blick in Klassenzimmer einer Schule inmitten eines sozialen Brennpunkts zu werfen, ist ein Unterfangen, das sehr leicht zu einem pädagogischen Lehrstück hätte werden können. Doch mit dem nötigen Mut, die Probleme, die in einer solchen Klasse im Laufe eines Schuljahres entstehen können, beim Namen zu nennen und mit der ausreichenden Kenntnis, die verschiedenen Seiten dieser Probleme zu beleuchten, hat Regisseur Laurent Cantet mit der Verfilmung des erfolgreichen Romans "Die Klasse" ein beeindruckendes Drama geschaffen, das nicht umsonst die Goldene Palme bei den 2008er Filmfestspielen in Cannes gewonnen hat. Der junge Lehrer François (François Bégaudeau) übernimmt eine Klasse von 14- bis 15-jährigen Schülern, die in erster Linie aus Migrantenkindern bestehen. Die vielen verschiedenen Kulturen, die hier aufeinander prallen, der Frust und die Wut, die in vielen der Kinder schlummern, machen den kleinen Mikrokosmos der Klasse zu einem sozialen Brennpunkt. Und dennoch hat François hohe Ambitionen: er möchte seinen Schülern nicht nur den vorgeschriebenen Lehrstoff, sondern auch soziale Werte, Respekt und Toleranz vermitteln. Immer wieder stößt er auf den Widerstand der Schüler und wird besonders in einem Fall an seine eigenen Grenzen geführt. Doch François gibt nicht auf: statt die Schüler immer wieder mit ihren Schwächen zu konfrontieren, will er ihre Stärken fördern und so Probleme und Aggressionen abbauen. Doch mit seinen oft unkonventionellen Methoden trifft François nicht immer auf Gegenliebe… Autor François Bégaudeau, der in der Verfilmung seines Romans auch die Hauptrolle übernommen hat, weiß genau, wovon er schreibt. Denn François Bégaudeau ist selbst Lehrer, der seine eigenen Erfahrungen in dem gefeierten Buch verarbeitet hat. Erfrischend unverkrampft, ehrlich, kritisch und dennoch ohne pädagogischen Zeigefinger, und mit einer angenehmen Prise Humor erzählt er von den Schwierigkeiten, dem enormen Frust, aber auch von den positiven Aspekten des Lehrens und Lernens. Dass das nicht nur im Buch, sondern auch im Film absolut authentisch anmutet, liegt nicht nur an Bégaudeaus Mitwirken, sondern auch daran, dass sämtliche Rollen im Klassenzimmer mit echten Schülern, allesamt Laiendarsteller, besetzt wurden, die ohne festes Drehbuch agiert haben. Entstanden ist ein mitunter fast schon dokumentarisch anmutender Film, der mal bewegt, mal amüsiert und dann auch wieder extrem wütend macht. Es wird dem Zuschauer deutlich gemacht, mit welchen Problemen sich viele Kinder gerade in den Großstädten herum schlagen müssen, mit welchen Ängsten sie tagtäglich konfrontiert werden, aber auch, wie gnadenlos manche Schüler das Leben ihrer Lehrer zur Hölle machen. Der Film wirft viele unangenehme Fragen auf, zeigt aber auch, ohne allzu belehrend sein zu wollen, dass es in vielen Fällen gar nicht so viel Arbeit bedarf, um das Leben aller deutlich zu erleichtern. Dabei wird ganz auf Kitsch und Pathos verzichtet, es wird auch Nichts wirklich schön geredet. Es gibt eben Problemfälle, die sich nicht lösen lassen oder die falsch angegangen werden. Aber die Schuld ist weder einzig bei den Lehrern, noch alleine bei den Schülern zu suchen. Dass der Film trotz der schwierigen und bisweilen auch desillusionierenden Thematik nicht völlig negativ daher kommt, sondern durchaus auch Hoffnung auf Besserung macht und das ein oder andere Mal sogar ein Lächeln auf die Gesichter der Zuschauer zaubert, ist ein echtes Kunststück, das mit mehreren Filmpreisen belohnt worden ist. Wer auch im Kino hohen Wert auf Realität legt, wird von "Die Klasse" mit seinem hohen Grad an Authentizität garantiert begeistert sein. Wer aber Filme eher dazu nutzt, um der Wirklichkeit zu entfliehen, der wird sich im Klassenzimmer von François eher unwohl fühlen. Originaltitel: Entre les Murs Regie: Laurent Cantet Länge: ca. 128 Min. FSK: o. Al.

Ein Artikel von Sebastian Betzold