Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Railway Man |
Genre: | Drama |
Regie: | Jonathan Teplitzky |
Kinostart: | 25.06.2015 |
Produktionsland: | Australien/Großbritannien 2013 |
Laufzeit: | ca. 108 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.dieliebeseineslebens-film.de |
Eric Lomax (Colin Firth) ist ein sehr zurückgezogen lebender Mensch. Seine sozialen Kontakte beschränken sich auf regelmäßige Treffen mit anderen Kriegsveteranen. Ansonsten bestimmen seine Leidenschaft für Züge und deren Fahrpläne Erics Alltag. Das ändert sich, als er während einer Zugfahrt die Krankenschwester Patti (Nicole Kidman) kennen lernt. Trotz seiner sehr zurückhaltenden Art sprühen zwischen den Beiden sofort die Funken und sie verlieben sich ineinander. Der Beginn einer ganz großen Liebesgeschichte, die schon bald in der gemeinsamen Hochzeit ein Happy End zu finden scheint. Doch je länger Patti mit Eric zusammen ist, desto mehr merkt sie, dass er von inneren Dämonen geplagt wird. Was ihm immer wieder Alpträume bereitet, möchte und kann Eric seiner Frau nicht verraten. Erst von seinem besten Freund Finlay (Stellan Skarsgård) erfährt Patti die erschütternde Wahrheit über Erics Kriegsgefangenschaft im Zweiten Weltkrieg und die traumatischen Erlebnisse im Fernen Osten, die ihren Mann bis heute quälen – eine Qual, der sich Eric jetzt noch einmal stellen muss…
Wenn sich Colin Firth und Nicole Kidman auf dem Filmplakat anhimmeln, das Ganze dann noch "Die Liebe seines Lebens" heißt und extrem romantisch beginnt, kann man eigentlich davon ausgehen, dass man es hier mit einer großen Liebesgeschichte und sanftem Gefühlskino zu tun hat. Doch dieser Eindruck täuscht gewaltig. Denn die Romanze zwischen Eric und Patti ist nur der Auslöser dafür, dass sich der einstige Einzelgänger mit seiner traumatischen Vergangenheit auseinandersetzen muss. Ein Großteil des Films zeigt den jungen Eric Lomax (Jeremy Irvine) während seiner Kriegsgefangenschaft, in der er am Bau der berüchtigten "Todeseisenbahn" in Thailand mitarbeiten musste und von dem gnadenlosen Nagase (Tanroh Ishida) brutal gefoltert wird, als man ein selbstgebautes Radio bei ihm findet.
Diese Szenen sind äußerst intensiv inszeniert und schlagen den Zuschauer immer wieder mit voller Wucht in die Magengegend. Die ruhigeren Momente, in denen Patti verzweifelt versucht, Zugang zu Erics Erinnerungen zu bekommen, gönnen auch kaum eine echte Verschnaufpause, da auch sie nach dem sehr zärtlichen und positiven Anfang emotional sehr aufwühlend wirken. Insgesamt also ist "Die Liebe seines Lebens" sehr schwere Kost – die aber trotz vieler düsterer Aspekte und harter Bilder die Zuschauer mit einem sehr positiven Gefühl entlässt, das durchaus als Glücksgefühl bezeichnet werden kann. Denn der letzte Akt zeigt, wie wichtig nicht nur die Aufarbeitung solcher Erlebnisse ist, sondern auch, wie essentiell Vergebung für beide Seiten sein kann.
Diese wahre Geschichte zeigt, wie sinnlos es ist, sein Leben von Hass und Rachegefühlen bestimmen zu lassen. Auch wenn man nicht vergessen kann, so macht Vergebung erst das Leben wieder lebenswert. Um das auch adäquat vermitteln zu können, haben Regisseur Jonathan Teplitzky und die beiden Drehbuchautoren Andy Paterson und Frank Cottrell Boyce bis zu seinem Tod eng mit dem echten Eric Lomax zusammengearbeitet und auch lange Gespräche mit Takashi Nagase geführt. Colin Firth bietet eine in ihrer Subtilität hervorragende Leistung ab, die gerade zum Ende hin eine ungeheurere Intensität offenbart. Aber auch Jeremy Irvine und Hiroyuki Sanada liefern Darstellungen ab, die noch lange im Gedächtnis bleiben. Nicole Kidman hat dagegen eine eher undankbare Rolle als stille Beobachterin, macht aber immer wieder deutlich, warum ihre Patti für Eric die Liebe seines Lebens ist.
Jonathan Teplitzky ist ein aufwühlendes, packendes Drama gelungen, das mitunter schwer zu ertragen ist, insgesamt aber eine sehr, sehr schöne Botschaft vermittelt. Dass diese von den Schauspielern so großartig vermittelt wird, macht "Die Liebe seines Lebens" dann auch: Absolut sehenswert!!!
Ein Artikel von Sebastian Betzold