Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Nile Hilton Incident |
Genre: | Thriller, Drama |
Regie: | Tarik Saleh |
Kinostart: | 05.10.2017 |
Produktionsland: | Schweden/Deutschland/Dänemark 2017 |
Laufzeit: | ca. 110 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | Nilehiltonaffaere-film.de |
Kairo 2011: Die Polizei ist hier von Korruption durchzogen. Auch Noredin (Fares Fares) gehört zu den Beamten, die für Bezahlung bei illegalen Machenschaften wegsehen oder besonderen Schutz bieten. Als in einer Luxussuite des Nile Hilton Hotels eine berühmte Sängerin ermordet wird und die Spuren zu einem der mächtigsten Geschäftsmänner des Landes führt, soll das Ganze als Selbstmord zu den Akten gelegt werden. Doch auch wenn es Noredin sonst mit der Gerechtigkeit nicht immer so genau nimmt, ermittelt Noredin auf eigene Faust, nachdem ihm die verführerische Gina (Hania Amar) wichtige Hinweise liefert. Während sich die Proteste in der Stadt rund um den Tharir-Platz immer größer werden und Politik wie Polizei in Atem halten, taucht Noredin immer tiefer in ein Netz aus Verschwörungen, Korruption und Gewalt…
Regisseur Tarik Saleh, Schwede mit ägyptischen Wurzeln, hat mit "Die Nile Hilton Affäre" versucht, einen Polit-Thriller mit den Ereignissen rund um den "Arabischen Frühling" zu verknüpfen. Die Geschichte selbst basiert auf wahren Begebenheiten, die freilich für den Film dramaturgische stark verändert wurden. Im Mittelpunkt steht ein Polizist, der auf den ersten Blick kein guter Mensch zu sein scheint. Er ist korrupt und nutzt seine Position wo immer es geht aus. Doch je länger man ihm durch die Geschichte folgt, desto deutlicher wird, dass er, nach dem Tod seiner Frau emotional abgestumpft, sich eigentlich nur einem durch und durch korrupten System angepasst hat.
Seine Ermittlungen im Mordfall der jungen Sängerin sind spannend umgesetzt. Wenn deutlich wird, welche Kreise das Ganze zieht und wer alles in die Machenschaften verwickelt ist, ist das durchaus packend mitanzusehen. Dass sich auch die politische Lage im Land immer mehr zuspitzt, was man als Zuschauer allerdings nur am Rande mitbekommt, sorgt für eine ganz besondere Atmosphäre. Zudem spielt Hauptdarsteller Fares Fares wirklich großartig. Und dennoch: so richtig zünden will der Film einfach nicht.
Am Ende bleibt der Eindruck, dass aus der Geschichte und ihren wahren Hintergründen noch sehr viel mehr Spannung hätte herausgeholt werden können. Es gibt einige Szenen, die nicht gut genug ausgearbeitet sind, als dass man sie als Zuschauer nachvollziehen kann. Das führt dazu, dass die Story in einigen nicht unwichtigen Momenten etwas dahinplätschert. Es fehlt dem Ganzen an einem emotionalen Element, das dazu beiträgt, dass man auch in solchen schwächeren Augenblicken noch genügend Interesse investieren kann, um bis zum Ende gefesselt zu bleiben. "Die Nile Hilton Affäre" ist gut, in einigen Sequenzen sogar sehr gut. Aber einen echten Mehrwert im Vergleich zu den vielen hochkarätig produzierten TV-Krimis aus dem hohen Norden hat der Thriller nicht zu bieten. Und deshalb gibt es für den Kauf einer Kinokarte unterm Strich nur ein: Mit Abstrichen empfehlenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold