Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Post |
Genre: | Drama |
Regie: | Steven Spielberg |
Kinostart: | 22.02.2018 |
Produktionsland: | USA 2017 |
Laufzeit: | ca. 116 Min |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.dieverlegerin.de |
1971: Katharine "Kay" Graham (Meryl Streep) steht gehörig unter Druck. Nicht nur, dass sie es als erste weibliche Zeitungsverlegerin der USA in einer von Männern dominierten Welt enorm schwierig hat. Zudem steht ihre "Washington Post" kurz vor dem Börsengang. Da darf es jetzt keine Skandale oder Turbulenzen geben. Doch ausgerechnet in dieser Situation möchte Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks) über einen angeblichen Vertuschungsskandal im Weißen Haus berichten, in den nicht weniger als vier Präsidenten verwickelt zu sein scheinen. Das Ganze löst einen Kampf um die Pressefreiheit aus, der im ganzen Land hohe Wellen schlägt. Kay muss sich nun entscheiden, ob sie die finanzielle Zukunft ihres Verlagshauses aufs Spiel setzt und sich gegen die US-Regierung stellt – eine Entscheidung, die Geschichte schreiben wird…
Die Veröffentlichung der sogenannten "Pentagon Papers" war in den USA neben der nur wenige Zeit später aufkommenden Watergate Affäre einer der größten Politskandale der USA. Steven Spielberg hat die Ereignisse in seinem neuesten Film "Die Verlegerin" packend nachgezeichnet. Doch auch wenn sein Drama eigentlich nur die Ereignisse der frühen siebziger Jahre nachzeichnet, so ist der Film keine politische Geschichtsstunde geworden, sondern ein extrem aktueller Film über Pressefreiheit und über die Bedeutung von journalistischer Recherche. In Zeiten, in denen Reporter unter enormen Druck stehen, eine Story so schnell als möglich zu veröffentlichen, scheint das, was hier gezeigt wird, nahezu unvorstellbar zu sein. Und das wirklich Wichtige, was die Zeitungen seinerzeit erreicht haben, droht heute durch Begriffe wie "Fake News" komplett zerstört zu werden.
Und genau deshalb kommt Spielbergs Film genau zur richtigen Zeit. Er zeigt, wie wichtig es ist, Fehlverhalten von Regierungen aufzudecken und sie dafür auch zur Rechenschaft zu ziehen. Das klingt jetzt alles nach jeder Menge Moral, lehrmeisterhaft, trocken und mit erhobenem Zeigefinger serviert. Mitnichten! Spielberg wäre nicht Spielberg, wäre es ihm nicht gelungen, einen solchen Stoff mitreißend, clever und sehr unterhaltsam aufzuarbeiten. Ja, es wird eigentlich die ganze Zeit nur geredet. So was wie Action sucht man hier vergebens. Doch die Dialoge sind nicht nur sehr gut geschrieben, sondern werden auch von einem phänomenalen Cast zum Leben erweckt. Dass Meryl Streep und Tom Hanks großartig sind, das muss eigentlich nicht erwähnt werden. Doch ihr Zusammenspiel verleiht dem Ganzen noch eine sehr spezielle Note, die dafür sorgt, dass gerade die Szenen mit Kay und Ben zu einem Fest für alle Liebhaber von großem amerikanischem Schauspielerkino sind.
Zudem erweist sich Spielberg wieder meisterhaft darin, an sich simple Dialogszenen zu etwas ganz Besonderem zu dirigieren. Jede Bewegung, jeder Kameraschwenk, jeder Schnitt ist perfekt durchdacht und Teil eines meisterhaft zusammengefügten Ganzen. Da braucht es keine Aliens oder Dinos, um den Zuschauer in Staunen zu versetzen. "Die Verlegerin" ist ein Muss für alle, die anspruchsvolles Unterhaltungskino aus Hollywood schätzen. Eine mitreißende Liebeserklärung an eine vielleicht vergangene Ära des Journalismus, dabei aber ein brandaktueller Apell für Pressefreiheit. Toll gespielt und wie gewohnt von Steven Spielberg großartig inszeniert gibt es nur ein Fazit: Absolut sehenswert!
Und noch ein Tipp: Die Abschlusssequenz ist die perfekte Überleitung zum Klassiker "Die Unbestechlichen", den Ihr euch nach dem Kinobesuch unbedingt mal wieder anschauen solltet.
Ein Artikel von Sebastian Betzold