Doctor Sleeps Erwachen

Jahrzehnte ist es her, seitdem Dan Torrance (Ewan McGregor) als Kind mit den traumatischen Ereignissen im Overlook-Hotel konfrontiert wurde. Mittlerweile hat er sich mit seiner Vergangenheit wie auch mit seiner Fähigkeit, dem "Shining", arrangiert. Doch die Geister seiner Vergangenheit holen Dan ein, als er die junge Abra (Kyliegh Curran) trifft, die wie er über das Shining verfügt. Es ist diese übersinnliche Kraft, die die Beiden zusammengeführt hat. Doch Abra ist nicht die Einzige, die das Shining bei Anderen spüren kann. Auch die Mitglieder des Wahren Knoten um die skrupellose Rose the Hat (Rebecca Ferguson) sind in ihrem unstillbaren Durst nach Unsterblichkeit auf der Suche nach Menschen mit dem Shining, von dem sie sich ernähren. Gemeinsam wollen Dan und Abra den Kampf mit Rose the Hat aufnehmen – doch dafür muss sich Dan den Dämonen seiner Kindheit stellen… 

"Doctor Sleeps Erwachen" erzählt die Geschichte von Danny Torrance 40 Jahre nach "The Shining" weiter. Regisseur und Drehbuchautor Mike Flanagan, der sich mit der Netflix-Serie "Spuk in Hillhouse" bei Genre-Fans einen Namen gemacht hat, hat bereits mit "Das Spiel" eine überzeugende King-Verfilmung abgeliefert. Bei der Fortsetzung des Klassikers "The Shining" hat Flanagan ein kleines Kunststück geschafft: Er hält sich zum einen über weite Strecken sehr nah an die Romanvorlage. Zum anderen aber zollt er auch der von King selbst nicht ganz so geschätzten Verfilmung von Stanley Kubrick mehrfach Tribut. So ist sein Film zu gleichen Teilen Fortsetzung des Buches und dessen (erster) Verfilmung. 

Diese schließt zeitnah an die Ereignisse im Overlook Hotel an. Klar, dass die Rollen des jungen Danny Torrance und seiner Mutter für diese Szenen neu besetzt wurden. Etwas eigenartig wirkt da allerdings die Entscheidung, dass ab und an kleine Rückblicke Szenen aus Kubricks Film mit den Originaldarstellern zeigen, was einfach nicht so recht zusammenpassen möchte – und gerade Zuschauer, die "The Shining" nicht gesehen haben, durchaus verwirren könnte. Davon abgesehen gibt es an Flanagans Film kaum etwas auszusetzen. Ewan McGregor liefert eine richtig starke Leistung ab, wird allerdingst trotzdem von seinen weiblichen Co-Stars an die Wand gespielt. 

Während sich Kyliegh Curran als echte Neuentdeckung erweist, von der man bestimmt noch mehr sehen wird, kann Rebecca Ferguson als kaltblütige, übernatürliche Killerin den Zuschauern so manchen Schauer über den Rücken jagen. Man merkt Ferguson an, dass sie Freude daran hatte, einmal eine derart böse Figur zu spielen. Und wenn Rose the Hat richtig in ihrem Element ist, dann kann der Film durchaus auch mal verstörend und blutrünstig werden. Doch es gibt auch viele ruhigere Momente, in denen Flanagan den Figuren und der Geschichte Zeit gibt, sich zu entwickeln. 

Der letzte Akt, der Danny zurück ins Overlook führt, gehört zweifelsohne zu den Höhepunkten des Films. Besonders die Set-Designer haben hier großartige Arbeit geleistet, um die Kulissen von Kubricks Film so originalgetreu wie möglich wieder aufzubauen. Auch wenn eine Schlüsselszene hier nicht ganz den Eindruck hinterlässt, den sich die Macher wahrscheinlich erhofft haben (aus offensichtlichen Gründen, die an dieser Stelle nicht verraten werden sollen), so ist das Finale eine durchaus würdige Verbeugung vor dem Filmklassiker von 1980. 

Zugegeben, "Doctor Sleeps Erwachen" hat einige kleine Schwächen. Doch insgesamt ist es eine der besseren King-Verfilmungen mit tollen Darstellern, einigen sehr intensiven Momenten und einem sehr gelungenen letzten Akt. Dafür gibt es ganz klar ein: Absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold