Dumbo

Der Zirkus von Max Medici (Danny DeVito) hat wahrlich schon bessere Zeiten gesehen. Selbst die Rückkehr seines ehemaligen Stars Holt Farrier (Colin Farrell) aus dem ersten Weltkrieg wird daran nichts ändern, denn Holt hat einen Arm verloren und wird seine waghalsigen Nummern wohl nie wieder aufführen können. Doch die Geburt eines kleinen Elefanten könnte das Publikum zurückbringen. Doch schnell kommt die Ernüchterung: Der kleine Elefant wird mit übergroßen Ohren geboren und wird damit zum Gespött des Zirkus. Doch Holts Kinder Milly (Nico Parker) und Joe (Finley Hobbins), die sich um den kleinen Dumbo kümmern sollen, finden schnell heraus, dass der Elefant etwas ganz Besonderes ist: mit seinen riesigen Ohren kann Dumbo fliegen. Und so wird der Elefant schnell zum Star und zieht somit auch die Aufmerksamkeit des schwerreichen Unternehmers V.A. Vandevere (Michael Keaton) auf sich, der Dumbo unbedingt als Attraktion für seinen Vergnügungspark haben möchte. Für den Zirkus scheint damit die Zukunft gesichert – doch der Schein trügt gewaltig… 

"Dumbo" war 1941 der vierte abendfüllende Zeichentrickfilm aus dem Hause Disney und gehört seither zu den ganz großen Trickfilmklassikern. Die Geschichte, die das Anderssein feiert, rührt auch nach fast achtzig Jahren die Menschen und der Oscar-nominierte Song "Baby mine" ist im Laufe der Jahrzehnte unzählige Male gecovert worden, unter anderem von Bette Midler und von Art Garfunkle. Nachdem Disney in den letzten Jahren mit Realverfilmungen seiner Zeichentrickfilme große Erfolge feiern konnte, wird nun gefühlt der gesamte Katalog an Klassikern abgefrühstückt. Alleine in diesem Jahr kommen drei dieser Realverfilmungen in unsere Kinos, wobei "Dumbo" den Anfang macht. Die Regie hat Tim Burton übernommen, der schon "Alice im Wunderland" erfolgreich neu interpretiert hat. 

Keine Frage: Burtons "Dumbo" hat ein paar wirklich bezaubernde Momente. Der Film besticht durch seine visuelle Umsetzung, der Burton immerhin stellenweise seinen ganz eigenen Stempel aufdrücken konnte. Doch auch, wenn die Geschichte hier etwas anders erzählt wird, als im Trickfilm, so bleiben die großen Überraschungen doch auch. Das Ganze geht zu sehr auf Nummer sicher, um wirklich einen ganz eigenen Charakter entwickeln zu können. Ja, es wird einem warm ums Herz, wenn Dumbo mit traurigen Augen hinters einen großen Ohren hervorblickt. Doch die ganz große emotionale Wucht, die von der Geschichte eigentlich ausgeht, will sich hier einfach nicht entfalten. 

Die Darsteller, allen voran Danny DeVito und Michael Keaton, liefern wunderbare Leistungen ab. Gerade Keaton hatte an der Rolle des Bösewichts sichtliches Vergnügen. Doch irgendwie werden die Darsteller immer wieder ausgebremst. Es scheint fast so, dass sich Burton krampfhaft zurückgehalten hat, um sein Werk auch ja nicht zu schräg oder zu düster, sondern stets niedlich und familienfreundlich zu halten. Das ist nett anzusehen, tut niemandem weh, gerät dadurch aber auch ganz schnell wieder in Vergessenheit. Und das hat dieser wunderbare Klassiker wirklich nicht verdient. Alles in allem also ein netter Familienfilm, der toll anzusehen ist und auch recht unterhaltsam ist, der es aber im Vergleich zum Zeichentrickfilm nicht schafft, mitten in die Herzen der Zuschauer zu fliegen. Unterm Strich reicht das für ein: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold