Film: Vor sechs Jahren eroberten Russel Crowe und Regisseur Ridley Scott gemeinsam mit "Gladiator" die Leinwände. Jetzt schickt Scott den Oscar-Gewinner erneut in den Kampf. Doch dieses mal sind seine Gegner keine Germanen, sondern die Konkurrenz an der Börse, seine Waffe ist nicht das Schwert und Edelmut, sondern Handy und Skrupellosigkeit. Damit hat es Max Skinner als Wertpapier-Broker an der Londoner Börse ganz nach oben geschafft. Zeit für soziale Kontakte oder ein Privatleben bleibt da kaum. Als Max erfährt, dass sein Onkel Henry (Albert Finney), zu dem er einst eine extrem enge Bindung hatte, gestorben ist, wird er kurzfristig aus seinem erfolgsorientierten Alltag gerissen. Dass er Henrys Weingut in der französischen Provence geerbt hat, empfindet Max zunächst als große Last, da er um in den Besitz des Gutes zu kommen, extra nach Frankreich fliegen muss.
Dort angekommen will Max das Weingut so schnell als möglich verkaufen. Doch Bürokratie und ein von der Chefetage auferlegter Zwangsurlaub bringen ihn dazu, einige Zeit an dem Ort zu verbringen, an den ihn viele schöne Kindheitserinnerungen binden. Nach und nach wird Max von diesen Erinnerungen verzaubert und erkennt, warum sein Onkel dieses Gut so geliebt hat. Doch dann taucht eine junge Frau aus Kalifornien auf die behauptet, Henrys Tochter zu sein, was sie zur eigentlichen Haupterbin machen würde. Und zu allem Überdruss verdreht die resolute Kellnerin Fanny (Marion Cotillard) Max gehörig den Kopf, was so gar nicht in seine Pläne passt. Doch haben sich die nicht längst schon geändert...?
Basierend auf dem Bestseller "Ein guter Jahrgang" von Peter Mayles hat Ridley Scott eine extrem leichtfüßige Komödie inszeniert, bei der besonders ein Aspekt begeistern kann: die Provence. Die wunderbare Landschaft, die Scott wieder einmal auf sehr ansprechende Art einzufangen weiß, prägt die allzu bekannte Geschichte wie kaum ein zweites Element des Films. Die Schauspieler werden in ihrem Spiel stark von der sonnendurchfluteten Schönheit der Provence beeinflusst und liefern dadurch allesamt extrem leichtfüßige, gut gelaunte Darstellungen ab. Allen voran Albert Finney und die temperamentvoll bezaubernde Marion Cotillard, die Beide zu den ganz großen Pluspunkten der Besetzungsliste zählen. Russel Crowe dagegen kann in der für ihn eher ungewöhnlichen Rolle nicht völlig überzeugen. Sein Spiel wirkt in vielen Momenten etwas zu übertrieben und aufgesetzt locker, was auf der anderen Seite durch die von ihm herrlich verkörperte Arroganz seiner Figur aber gerade noch abgefedert wird.
Aufgrund seiner Affinität zum Wein wird der Film zwangsläufig gerne mit "Sideways", dem wohl schönsten "Wein-Film" der letzten Jahre, verglichen. Dabei liegt "Ein gutes Jahr" inhaltlich wie atmosphärisch sehr viel näher am Wohlfühl-Kino "Unter der Sonne der Toskana", als an Alexander Paynes Verlierer-Komödie. Der Film ist kein Meisterwerk, aber hübsch anzusehen und sympathisch gespielt ist er allemal – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Was den Film insgesamt so interessant macht, ist, dass er Ridley Scott einmal von einer ganz anderen Seite zeigt. Zwar hat der Filmemacher schon mit seinem völlig unterbewerteten "Tricks" einen Ausflug ins Komödienfach unternommen, doch derart unbeschwert und lebensfroh und vor allem so unblutig hat sich der "Blade Runner" und "Alien" Regisseur noch nie präsentiert.
"Ein gutes Jahr" ist ein entspannender, netter Film, der in der kalten Jahreszeit die Herzen der Zuschauer erwärmen kann. Dass hier das Rad nicht neu erfunden wird und Scott bei der Inszenierung auch kaum ein Klischee unangetastet lässt, stört im Endeffekt nur wenig. Daher gilt: für Liebhaber unspektakulären Wohlfühl-Kinos mit hohem Romantik-Faktor sollten sich diesen Film auf keinen Fall entgehen lassen!
Bild: Die wunderbare Landschaft der Provence wird in entsprechend kräftigen, warmen Farben sehr gut wiedergegeben. Der Schärfegrad ist insgesamt sehr gut und auch die Kontrastrate liegt auf gutem Niveau. Artefakte oder Bildstörungen gibt es nicht zu entdecken und daher kann getrost als Gesamturteil ein "Sehr gut" ausgesprochen werden.
Ton: Anders als bei Scott üblich hat die heimische Soundanlage bei "Ein gutes Jahr" wenig zu tun. Dialoge und Musik sind gut abgemischt, vermitteln aber kaum ein Gefühl von Räumlichkeit. Trotzdem: für einen Film dieses Genres hat Scott wieder einmal erstklassige Arbeit geleistet (bzw. leisten lassen).
Extras: Das vornehmliche Extra ist ein interaktives Feature mit dem Namen "Postkarten aus der Provence", das sich während des Filmes zuschalten lässt, aber auch separat angesehen werden kann. Die einzelnen Elemente, bestehend aus Interviews, Kommentaren und Behind the Scenes Material, kommt auf eine Gesamtlaufzeit von 40 Minuten und bietet durchaus einen guten Überblick über die Entstehung des Films. Doch da neben diesem Extra und einem kurzen Promo-Gespräch zwischen Scott und Crowe (ca. 2 Min.), sowie drei Musikvideos von Russel Crowe und zwei Trailern nicht mehr geboten wird, ist das Endresultat doch eher bescheiden. Dennoch: aufgrund einiger interessanter Informationen, die hier vermittelt werden, ist das Bonusmaterial durchaus sehenswert!
Fazit: "Ein gutes Jahr" ist ein netter Film. Nicht umwerfend gut, aber auch nicht schlecht, sondern schlicht und ergreifend nett. Die DVD Umsetzung ist ebenso geraten: nicht umwerfend gut, aber zufriedenstellend und sehenswert! Für laue Sommerabende genau das Richtige! Noch ein Tipp: wer der englischen Sprache einigermaßen mächtig ist, sollte auf jeden Fall die amüsantere Originalfassung ansehen!
Originaltitel: A Good Year
Regie: Ridley Scott
Anzahl der Discs: 1
Sprachen: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Bildformat: 16:9 (2,35:1)
Extras: Interaktives Making of Feature, Promo-Interview, Musikvideos, Trailer
FSK: o.A.
Länge: ca. 112 Min.
Regionalcode: 2
Ein Artikel von Sebastian Betzold