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Eine dunkle Begierde

Eine dunkle Begierde

Deutschland/Kanada 2011 - mit Michael Fassbender, Keira Knightley, Viggo Mortensen, Vincent Cassel, Sarah Gadon ...

Filminfo

Originaltitel:A dangerous method
Genre:Drama
Regie:David Cronenberg
Kinostart:10.11.2011
Produktionsland:Deutschland/Kanada 2011
Laufzeit:ca. 99 Min.
FSK:ab 16 Jahren
Webseite:www.einedunklebegierde.de

David Cronenberg versteht es meisterhaft, in seinen Filmen in die tiefen Abgründe der menschlichen Seele zu blicken. Oft geht er dabei wenig zimperlich zur Sache, was viele seiner Filme extrem verstörend, aber auf ihre Art auch einzigartig macht. Mit "Eine dunkle Begierde" zollt er nun den Gründervätern der Psychoanalyse, C.G. Jung und Siegmund Freud, Tribut. Doch ausgerechnet hier lässt Cronenberg die Abgründigkeit vermissen, die seine Arbeiten ansonsten so sehenswert macht.

Der Film spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Hier steht der junge Psychiater C.G. Jung (Michael Fassbender) in Zürich ganz am Anfang seiner Karriere. Seinem großen Vorbild Sigmund Freud (Viggo Mortensen) nacheifernd möchte Jung eine experimentelle Behandlungsmethode testen, mit der er die als Hysterikerin diagnostizierte Sabina Spielrein (Keira Knightley) zu behandeln gedenkt. Tatsächlich scheinen die Gespräche mit der jungen Frau Freuds These, dass Sexualität und emotionale Störungen untrennbar miteinander verbunden sind, zu bestätigen. Von seinen Ergebnissen inspiriert, beginnt Jung einen regen Briefwechsel mit Freud, aus dem eine Freundschaft zwischen den beiden Männern entsteht. Und auch Sabina scheint die Behandlung geholfen zu haben. Sie wird als geheilt entlassen und widmet sich fortan selbst einer Laufbahn als Psychiaterin. Dieses oberflächlich gesehen perfekte Bild bekommt aber deutliche Risse, als Jung eine Affäre mit Sabina beginnt und sein Glaube an Freuds Theorien mehr und mehr schwindet. Und so werden aus den Freunden bald erbitterte Feinde...

Die Adaption von Christopher Hamptons Theaterstück "The Talking Cure" hat einige sehr überzeugende Pluspunkte. Das Drehbuch, das Hampton ("Abbitte", "Gefährliche Liebschaften") selbst verfasst hat, ist von hervorragenden Dialogen durchzogen, die insbesondere von Viggo Mortensen und Michael Fassbender erstklassig auf die Leinwand transportiert werden. So sind dann auch die Szenen zwischen den beiden Psychoanalytikern die Höhepunkte dieses Dramas. Hier kommt dem Film sein eher theatralischer Charakter sogar sehr zugute.

Auch die Kameraarbeit von Cronenbergs Stamm-Kameramann Peter Suschitzky gehört zu den gelungenen Aspekten des Films, da es ihm erstklassig gelingt, das starke Spiel der Darsteller visuell zu verstärken und die mitunter sehr atmosphärischen Drehorte am Bodensee, in Wien und Köln, sowie die authentisch ausgestatteten Sets derart einzufangen, dass "Eine dunkle Begierde" trotz seines dramaturgisch eher ans Theater angelehnten Charakters stets wie ein großer Film aussieht.

Einen eher zwiespältigen Eindruck hinterlässt die Leistung von Keira Knightley. Während sie besonders in der zweiten Filmhälfte eine großartige Darstellung abliefert, scheint sie in den ersten Minuten geradezu nach einem Oscar zu schreien. Wie sie sich verkrampft windet, den Unterkiefer weiter nach Vorne streckt, als das einem Menschen möglich sein sollte, und verstört um sich schlägt, wirkt schlicht und ergreifend zu bemüht, um wirklich glaubhaft zu sein. Wenn Sabina ruhiger geworden ist und mit Jung ihre sexuellen Obsessionen auslebt, ist Knightleys Spiel sehr viel stärker und wirkt längst nicht mehr so verbissen.

Womit der Film aber letztendlich wirklich zu kämpfen hat, ist, dass er dem Zuschauer wirklich nicht viel mehr zu bieten hat, als gute Darsteller und einige hervorragende Dialogszenen. Der Rest, so gut gespielt und so schön gefilmt er auch sein mag, ist erschreckend belanglos. "Eine dunkle Begierde" ist weit davon entfernt, ein schlechter Film zu sein. Doch den Ansprüchen, die an ein Psychodrama von David Cronenberg gestellt werden dürfen, wird dieses Stück gepflegter Langeweile nicht wirklich gerecht. Wer sich für die Thematik inszeniert, sollte aber alleine aufgrund der beiden Hauptdarsteller und ihrer Wortgduelle einen Blick riskieren.

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Eine dunkle Begierde (Deutschland/Kanada 2011)"
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