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Eine Karte der Klänge von Tokio

Eine Karte der Klänge von Tokio

Spanien 2009 - mit Rinko Kikuchi, Sergi López ...

Filminfo

Originaltitel:Map of the sounds of Tokyo
Genre:Drama, Thriller, Romantik
Regie:Isabel Coixet
Kinostart:05.08.2010
Produktionsland:Spanien 2009
Laufzeit:ca. 106 Min.
FSK:ab 16 Jahren
Webseite:www.eine-karte-der-klaenge-von-tokio

Mit Filmen wie dem wunderbaren "Mein Leben ohne mich", dem etwas sperrigen "Das geheime Leben der Worte" oder der sinnlichen Romanverfilmung "Elegy" hat Isabel Coixet immer wieder ihr Talent für ungewöhnliche Geschichten über vertrackte Gefühlswelten bewiesen. Auch "Eine Karte der Klänge von Tokio" schließt nahtlos daran an, ohne dass der Eindruck erweckt wird, dass sich Coixet in irgendeiner Form künstlerisch wiederholt.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Ryu (Rinko Kikuchi), die Nacht für Nacht auf dem Fischmarkt in Tokio arbeitet. Doch die zerbrechlich wirkende junge Frau führt ein herbes Doppelleben: anstatt sich am Tag von den Strapazen ihres Jobs zu erholen, arbeitet sie dann als Auftragskillerin. Und auch in diesem Job gibt sie ihr Bestes. Bis sie von dem mächtigen Geschäftsmann Nagara beauftragt wird, den Weinhändler David (Sergi López) umzubringen, den er für den Selbstmord seiner Tochter verantwortlich macht. Doch Ryu verliebt sich in ihr potentielles Opfer und lässt sich sogar auf eine Affäre mit David ein. Doch vom ersten Moment an droht diese Beziehung auf eine Katastrophe hinaus zu laufen…

Aufgrund der sehr getragenen, beinahe schon letargischen Inszenierung möchte man geneigt sein, der Karte der Klänge von Tokio einen weiteren Klang hinzu zu fügen: das Schnarchen der Zuschauer. Doch das würde dem Film nicht wirklich gerecht werden. Denn auch wenn Coixet ihren Zuschauern eine nicht wirklich gradlinige Inszenierung spendiert und das Ganze mitunter arg sperrig anmutet, so verbirgt sich doch darunter gut versteckt ein Film voller Poesie und Schönheit.

Gleich zu Beginn macht die Regisseurin deutlich, dass sie sich dabei von der typisch westlichen Sicht auf Japan distanzieren möchte. Dies gelingt ihr, indem sie ihren Film mit einer Nyotaimori-Szene beginnen lässt. Bei Nyotaimori wird Sushi auf nackten Frauenkörpern angerichtet. Dies geschieht im Film für Geschäftsleute aus dem Westen und auch wenn Geschäftsmann Nagara dieses Ritual eher unangenehm ist, bewahrt er stets die Haltung. Damit entspricht dieses Geschäftsessen genau den Klischees, die der Westen von Japan hat. Doch als Nagara vom Selbstmord seiner Tochter erfährt, bricht es aus ihm heraus und die hübsch aufgebaute Kulisse bricht in sich zusammen.

Die Bilder, die Coixet im Folgenden von Tokio zeigt, sind faszinierend, mal schön, dann aber auch wieder verstörend. Ein alter Toningenieur, der mit Ryu befreundet ist und beim Sammeln von Klängen seiner Stadt Zeuge der Liebesbeziehung zwischen seiner jungen Bekannten und dem spanischen Weinhändler wird, ist quasi Repräsentant der Zuschauer, die hilflos mit ansehen müssen, wie die junge Frau in ihr Verderben rennt.

"Eine Karte der Klänge von Tokio" ist kein einfacher Film. Wer sich auf Coixets Erzählweise nicht einlassen kann, wird von unsäglicher Langeweile, verpackt in hübsche Bilder, überrollt und man fragt sich dann nur am Ende, was das Ganze nun eigentlich sollte. Wer aber anspruchsvolles, langsam erzähltes Arthauskino, das mehr von seiner vielschichtigen Bildsprache, als von Dialogen lebt, zu schätzen weiß, der sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen.

Ein Artikel von Sebastian Betzold