Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Drama |
Regie: | Robert Thalheim |
Kinostart: | 14.11.2013 |
Produktionsland: | Deutschland 2013 |
Laufzeit: | ca. 99 Min. |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.eltern-derfilm.de/ |
Christine (Christiane Paul) und Konrad (Charly Hübner) hatten alles eigentlich perfekt geplant: während sie sich als angehende Oberärztin finanziell um die junge Familie kümmert, nimmt er sich eine berufliche Auszeit, um ganz für die gemeinsamen Töchter Käthe (Paraschiva Dragus) und Emma (Emilia Pieske) da zu sein. Das geht allerdings nur so lange gut, bis Konrad das Angebot erhält, wieder als Theaterregisseur arbeiten zu können. Es ist eine große und vielleicht auch seine letzte Chance, die er sich nicht entgehen lassen kann. Doch obwohl mit der jungen Argentinierin Isabel (Clara Lago) schnell ein Au-Pair Mädchen gefunden ist, dass sich um die Mädchen kümmern soll, solange die Eltern arbeiten, erweist sich die Doppelrolle als Vater und Regisseur für Konrad schnell als echte Belastungsprobe, zumal sich einige seiner Schauspieler kindischer und zickiger anstellen, als seine Töchter. Zudem ist auch Isabel nicht die Hilfe, die das Ehepaar erwartet hat. Der Druck auf die Familie und auf die Beziehung zwischen Christine und Konrad wächst mit jeden Tag, bis es der Papa nicht mehr aushält und sich eine Auszeit von seiner Familie nimmt. Eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen…
Wie schon bei "Am Ende kommen Touristen" und "Westwind" findet Filmemacher Robert Thalheim auch bei seiner neuesten Regiearbeit "Eltern" wieder eine gelungene Balance aus realitätsnahmen Drama und leiser Komödie, zwischen Ernsthaftigkeit und ein wenig auflockernder Leichtigkeit. Dabei ist die Entscheidung, die Geschichte an einem Punkt spielen zu lassen, an dem sich die Protagonisten längst (scheinbar) in ihre Elternrolle eingefunden haben, besonders lobenswert zu erwähnen. Denn so kann Thalheim all die völlig abgegriffenen Klischees umgehen, mit denen sich junge, stets überforderte Filmväter ansonsten herumschlagen müssen. Stattdessen kann er sich auf einen für viele Eltern sehr nachvollziehbares Problem konzentrieren: die Rückkehr in den Beruf nach einer längeren Elternzeit und die Vereinbarung von Arbeit und Familie.
Gerade zu Beginn ist das noch recht amüsant anzusehen, zumal Charly Hübner als Konrad einen wahrhaften Traumvater verkörpert. Dass ihn diese Rolle trotz aller Freude, die ihm seine Töchter bereiten, nicht gänzlich ausfüllt und dass er noch immer von dem ganz großen Erfolg als Theaterregisseur träumt, macht Hübner auf eher subtile, aber absolut nachvollziehbare Weise deutlich. Das Zusammenspiel zwischen ihm und Christiane Paul wirkt sehr harmonisch, was sie als eingespieltes Ehepaar sehr glaubhaft macht. Doch richtig stark wird das Spiel der Beiden erst, wenn sie sich als Filmpaar auseinanderbewegen und jeder seinen eigenen Weg gehen muss.
Hier liefert Christiane Paul einige sehr starke Momente ab, wenn sie begreifen muss, dass ihr beruflicher Erfolg zu einer Entfremdung mit ihrer zehnjährigen Tochter Käthe geführt hat. Wie Christine verzweifelt darum kämpft, ihrer Tochter wieder näher zu kommen um ihr den Halt geben zu können, den sie angesichts der Familienkrise dringend braucht, ist wirklich sehr überzeugend gespielt. Und auch die beiden wunderbaren Kinderdarsteller liefern wirklich ganz großes Schauspielkino ab.
Was einem vollends positiven Gesamteindruck entgegensteht, ist zum einen der Handlungsstrang um das Au-Pair Mädchen Isabel. Dieser Teil der Geschichte wirkt etwas arg konstruiert und steht der Realitätsnähe der übrigen Inszenierung ein wenig im Weg. Zum anderen in "Eltern" auch anzumerken, dass er als SWR/arte Kooperation einen sehr starken Fernsehfilm-Charakter hat. Das macht ihn sicherlich nicht zu einem schlechteren Film, denn davon ist "Eltern" ganz weit entfernt. Es stellt sich nur die Frage, ob man dieses Werk wirklich auf der großen Leinwand gesehen haben muss oder ob er nicht auch bei einer künftigen TV-Ausstrahlung oder DVD-Veröffentlichung nicht auch die gleiche, für den Zuschauer wesentlich günstigere Intensität ausstrahlt. Dennoch steht außer Frage, dass "Eltern" für Liebhaber anspruchsvoller deutscher Familiendramen ein stark gespielter, sehr gut inszenierter und absolut sehenswerter Film mit nur kleinen Schwächen ist.
Ein Artikel von Sebastian Betzold