Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Drama |
Regie: | Ilker Çatak |
Kinostart: | 19.10.2017 |
Produktionsland: | Deutschland 2017 |
Laufzeit: | ca. 96 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.eswareinmalindianerland.de |
Der talentierte Jungboxer Mauser (Leonard Schleicher) steht kurz vor einem entscheidenden Kampf, als sein Leben komplett aus den Fugen gerät. Alles beginnt damit, dass er sich auf einer Party in die schöne Jackie (Emilia Schüle) aus gutem Hause verliebt. Das führt schnell zu Liebeskummer und zu einem Faustkampf mit Kondor (Joel Basman), dem Haudegen aus seinem Wohnblock. Doch das ist bald Mausers geringste Sorge, denn sein Vater (Clemens Schick) hat Mausers Stiefmutter erwürgt und ist nun auf der Flucht vor der Polizei. Offenbar versteckt er sich an der Grenze auf dem großen Powwow- Festival. Edda (Johanna Polley), ein älteres Mädchen aus der Nachbarschaft, bietet Mauser an, ihn dorthin zu fahren. Das alles verwirrt den Jungen, der zudem noch das Gefühl hat, von einem Indianer (Robert Alan Packard) verfolgt zu werden…
Mit "Es war einmal Indianerland" versucht sich Filmemacher Ilker Çatak an der Adaption des mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneten Romans von Nils Mohl. Çatak war sich bewusst, dass es sehr schwierig sein würde, das Buch mit seinen verschachtelten zeitebenen und seinem speziellen Duktus auf die Leinwand zu transportieren. Dennoch hat er versucht, mit diesem psychedelischen Großstadtwestern unangepasstes junges Kino aus Deutschland zu präsentieren, das den Geist der Vorlage einfangen kann.
Es ist immer angenehm und lobenswert, wenn Filmemacher versuchen, etwas jenseits der Norm zu zeigen. Das ist Çatak auch sehr gut gelungen. Seine Bildsprache ist frisch und seine Darsteller unverbraucht. Der Schnitt und auch die Musik unterstreichen diesen positiven Eindruck. Doch leider kommt an dieser Stelle ein großes ABER! Denn die Inszenierung scheint so bemüht darum, den unangepassten Charakter des Buchs einzufangen, dass die Ausarbeitung der Charaktere und ihrer Geschichte dabei viel zu kurz kommen. Auch wenn die guten Darsteller sehr bemüht sind, gelingt es ihnen nicht, den Figuren eine Tiefe zu verleihen, die nötig wäre, um sie für die Zuschauer interessant zu machen.
"Es war einmal Indianerland" ist zu viel Stil und zu wenig Inhalt. Es ist ein Werk, das in jeder Hinsicht viel Potential aufweist, das aber insgesamt zu wenig ausgenutzt wird. Visuell mitreißend, aber dramaturgisch einfach nicht ausgefeilt genug, um wirklich gut unterhalten zu können. Und so gibt es ein "Sehenswert" unterm Strich nur mit deutlichen Abstrichen.
Ein Artikel von Sebastian Betzold