In der Regel nimmt die Qualität von Film-Reihen mit jeder Fortsetzung spürbar ab. Das war auch bei den ersten drei Teilen der "Fast & Furious"-Filme nicht anders. Doch der vierte Beitrag hält eine echte Überraschung parat: er ist nicht nur besser, als sein direkter Vorgänger, auch den zweiten Teil steckt er qualitativ locker in die Tasche.
Der Grund dafür ist ganz einfach: den Machern ist es gelungen, für "Fast & Furious. Neues Modell. Originalteile." die Stars des ersten Teils wieder vor der Kamera zu vereinen. Und alleine die Rückkehr von Vin Diesel verleiht Teil 4 derart viel Coolness, dass kleinere und größere Drehbuchschwächen, die sein Fehlen besonders im dritten Film schmerzhaft deutlich gemacht hat, gerne verziehen werden. Dass allerdings auch hier die Story nicht wirklich die Hauptrolle spielt, dürfte Niemanden verwundern: Acht Jahre, nachdem ihn FBI Agent Brian O`Conner (Paul Walker) hat flüchten lassen, lebt Dominic Toretto (Diesel) mit seiner großen Liebe Letty (Michelle Rodriguez) in der Dominikanischen Republik, wo sich das Paar mit Überfällen auf Tanklaster ein neues Leben aufzubauen versucht. Doch seine Vergangenheit holt Dom immer wieder ein, und so beschließt er, alleine weiter zu flüchten.
Doch ein tragischer Mordfall zwingt den Ex-Knacki, wieder zurück nach L.A. zu kommen, wo er sich ausgerechnet mit Brian zusammenschließen muss, um den Drahtzieher hinter dem Mord, einen skrupellosen Drogenbaron, aufzuspüren. Und das schaffen sie mit dem, was ihnen am meisten liegt: mit jeder Menge PS!
"Fast & Furious. Neues Modell. Originalteile." ist bestes Popcorn-Kino der besonders actionhaltigen Sorte. Dass die Dialoge mitunter etwas flach und die Handlung die Hirnwindungen der Zuschauer nicht übermäßig beansprucht, stört dabei eigentlich weniger. Die zahlreichen Rennszenen, von dem spektakulären Tanklaster-Überfall zu Beginn des Films bis hin zu einer rasanten Verfolgungsjagd durch einen geheimen und verdammt engen Bergtunnel an der mexikanischen Grenze, sind, von der etwas arg hektischen Schnitttechnik abgesehen, grandios inszeniert und drücken den PS-freudigen Zuschauer gnadenlos in den Kinosessel. Etwa 250 verschiedene "Muscle Cars" aus den USA, Japan und Europa machen den Film für Autonarren zu einem echten Fest. Und dass sich in und auf den Autos massenhaft attraktive Menschen tummeln, ist ja auch nicht wirklich unangenehm fürs Auge.
Dabei wirkt so manche Szene allerdings ein wenig so, als würden hier die primitivsten Wünsche hormonell gesteuerter männlicher Teenager persifliert werden. So räkeln sich auf einer großen Party der illegalen Autorennszene nicht nur etliche leicht bekleidete Girls auf den Kühlerhauben der schmucken Vehikel, viele vertreiben sich auch die Zeit damit, einfach miteinander rumzumachen – etwas, was natürlich auf jeder Party beobachtet werden kann. Hier ist natürlich zu hoffen, dass die Macher derartige "heiße" Szenen nicht wirklich ernst meinen, sondern die ganze Szene eher mit einem Augenzwinkern betrachten. Denn ansonsten kann so etwas leicht unfreiwillig komisch wirken und dem Film so seiner Coolness berauben.
Die gewinnt der Streifen aber spätestens bei einer ganz besonders explosiven Szene wieder, bei der Dom ins Schussfeld der Drogendealer gerät. Selten hat ein (Anti-)Held derart cool darauf reagiert, angeschossen zu werden, wie Vin Diesel es hier präsentiert. Momente wie dieser erhöhen den Spaßfaktor des vierten "Fast & Furious"-Films ungemein. Einzig die wieder aufkeimende Liebe zwischen Brian und Doms Schwester Mia (Jordana Brewster) wirkt in dem temporeichen Geschehen etwas forciert und ist weniger wichtiger Handlungsstrang, als vielmehr ein kleines Geschenk an Fans des ersten Teils, in dem eben diese Liebe eine zentrale Rolle eingenommen hatte.
"Fast & Furious. Neues Modell. Originalteile." mag weder besonders intelligent, noch wirklich originell sein. Aber der Film macht einfach Spaß und bringt mit Vin Diesel die wichtigste Zutat zurück, die den ersten Teil so erfolgreich gemacht hat. Schnelle Autos, coole Kerle, sexy Ladies und ein schmissiger Soundtrack – für Fans der Reihe lauter gute Gründe, sich diesen Film auf keinen Fall entgehen zu lassen. Und daher gilt auch für ebendiese Zuschauer: absolut sehenswert!
Originaltitel: Fast & Furious
Regie: Justin Lin
Länge: ca. 107 Min.
FSK: ab 12 Jahren