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Feuchtgebiete

Feuchtgebiete

Deutschland 2013 - mit Carla Juri, Christoph Letkowski, Meret Becker, Axel Milberg, Marlen Kruse, Edgar Selge ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Genre:Drama, Komödie
Regie:David Wnendt
Kinostart:22.08.2013
Produktionsland:Deutschland 2013
Laufzeit:ca. 109 Min.
FSK:ab 16 Jahren
Webseite:www.feuchtgebiete-film.de

Achtung Skandal! Nachdem Charlotte Roches Roman "Feuchtgebiete" bereits über 2,5 Millionen Leser schockiert, begeistert und abgestoßen hat, war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis sich auch ein Filmemacher an diesen Stoff heranwagen würde. Dass eine Adaption des Buches nicht leicht werden würde, war von vornherein klar, schildert Roche in dem Werk doch einige Dinge, die in ihrer Deutlichkeit so niemals visuell hätten umgesetzt werden können, ohne dass der Film sofort auf dem Index gelandet wäre. Doch mit David Wnendt ("Kriegerin") wurde ein junger Filmemacher gefunden, der genau die richtigen Ambitionen und das passende handwerkliche Gespür besitzt, um ein Buch wie "Feuchtgebiete" in eine adäquate Bildsprache umzusetzen.

Die Geschichte wurde für die Filmversion nur in Nuancen verändert. Im Mittelpunkt steht die Schülerin Helen (Carla Juri), für die es nur eines gibt, unter dem sie noch mehr zu leiden hat, als unter der Scheidung ihrer Eltern (Meret Becker & Axel Milberg). Seit einer gefühlten Ewigkeit wird sie von schmerzhaften Hämorrhoiden gequält, gegen die auch der Beistand ihrer besten Freundin und Blutsschwester Corinna (Marlen Kruse) wenig ausrichten kann. Helen liebt es, Tabus zu brechen und Grenzen auszuloten. Und dafür ist auch die Enthaarung des Intimbereichs ein Übel, dem sich die junge Frau notgedrungen aussetzt. Doch eine scharfe Rasierklinge in der unteren Körperregion, Hämorrhoiden und Unachtsamkeit sind keine gute Kombination. Und so landet Helen nach einer besonders schmerzhaften und blutigen Intimrasur im Krankenhaus, wo sie mit ihrer ungewöhnlichen Verletzung und ihrer ungenierten Art nicht nur die Aufmerksamkeit von Chefarzt Prof. Notz (Edgar Selge) gewinnt. Auch der sympathische Pfleger Robin (Christoph Letkowski) ist von dem unkonventionellen Mädchen schnell angetan. Für Helen, die hofft, durch den Krankenhausaufenthalt ihre Eltern wieder zusammenführen zu können, wird Robin schnell zu einem wichtigen Verbündeten - und vielleicht ja sogar noch zu sehr viel mehr…

Mit der ersten Einstellung, mit der die Erwartungshaltung der Zuschauer scheinbar bestätigt wird, nur um daraufhin auf sehr originelle Art ad absurdum geführt zu werden, zeigt Regisseur Wnendt, dass er es sehr gut versteht, der Vorlage seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. In Sachen Kameraführung und Schnitt legt er dann auch immer wieder eine Finesse an den Tag, der man auch dann ein positives Zeugnis ausstellen muss, selbst wenn man von dem Inhalt des Films nicht wirklich begeistert oder sogar angewidert ist. Handwerklich ist "Feuchtgebiete" über jeden Zweifel erhaben, was mit kleinen Abstrichen auch von den schauspielerischen Leistungen behauptet werden kann.

Das Problem allerdings ist, dass die "Schockeffekte" all die positiven Aspekte immer wieder unter sich begraben. Schon bei dem Buch standen die deutliche Sprache und die sehr expliziten Beschreibungen nicht immer appetitlicher Dinge so sehr im Vordergrund, dass die vielleicht durchaus interessanten psychologischen und dramaturgischen Aspekte der Geschichte völlig zur Nebensache degradiert wurden. Und darunter leidet auch der Film. Dabei stellt sich natürlich die Frage nach der Notwendigkeit, eine in Wort und Bild doch sehr deutliche Sprache zu wählen. Die Geschichte und ihre Charaktere bekommen so kaum die Chance, sich wirklich entwickeln zu können und es entsteht sogar der Eindruck, mit den "Ekeleffekten" könnte eine gewisse Oberflächlichkeit kaschiert werden wollen.

Doch leider ist das eigentlich völlig egal. Denn wo schon ein Großteil der Käufer des Buches sich nicht aufgrund der Geschichte für den Erwerb von "Feuchtgebiete" entschieden hat, werden die meisten Zuschauer auch nur deshalb eine Kinokarte kaufen, weil sie schockiert werden wollen und weil sie mitreden wollen. Die Aufmerksamkeit gerade in den Medien haben Film und Buch nicht aufgrund ihrer tiefenpsychologischen oder handwerklichen Qualitäten, sondern einzig aufgrund der ungenierten Sprache. Ohne sie wäre der Roman völlig in der Belanglosigkeit verschwunden und auch nach dem Film würde kein Hahn krähen. Ist "Feuchtgebiete" dadurch ein schlechter Film? Sicherlich nicht, auch wenn das gerade in diesem Fall eine ganz persönliche Ermessenssache ist. Jeder muss für sich entscheiden, ob er das Gezeigte erfrischend provokant und amüsant oder einfach nur ekelhaft und unnötig geschmacklos findet. Fakt aber ist, dass der Film die Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwird, nicht aufgrund der Aspekte bekommt, für die er sie eigentlich verdient hätte.

Daher gilt: wer das Buch gelesen hat und zu denen gehört, denen es tatsächlich auch gefallen hat, der wird auch an der Verfilmung sehr viel Freude haben. Dafür sorgen der wirklich gute Inszenierungsstil und die überzeugenden Darsteller. Doch wer nicht Alles in ungeschönter Deutlichkeit gezeigt bekommen möchte und wem schon die ersten Sätze der Romanvorlage auf den Magen geschlagen sind, der sollte einen großen Bogen um diese "Feuchtgebiete" machen.

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Feuchtgebiete (Deutschland 2013)"
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