Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Final Portrait |
Genre: | Drama |
Regie: | Stanley Tucci |
Kinostart: | 03.08.2017 |
Produktionsland: | Großbritannien 2017 |
Laufzeit: | ca. 90 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.prokino.de |
Der Schriftsteller und passionierte Kunstliebhaber James Lord (Armie Hammer) befindet sich im Jahr 1964 auf einer Reise in Paris. Dort lässt er sich von einem Freund überreden, für ein Porträt Modell zu sitzen. Es würde auch nicht länger dauern, als drei Stunden. Lord sagt zu, schließlich soll niemand Geringeres als der Große Alberto Giacometti (Geoffrey Rush) das Porträt malen. Doch schnell wird klar, dass dies keine Sache von wenigen Stunden werden wird. Denn der Schriftsteller trifft auf einen äußerst exzentrischen und launischen Künstler, dessen Arbeitsweise faszinierend, aber auch verstörend ist. So werden aus Stunden Tage und aus Tagen Wochen. Immer wieder muss Lord seine geplante Abreise verschieben – doch das Bild wird und wird nicht fertig. Und je länger er in den Schaffensprozess des eigenwilligen Künstlers einbezogen ist, desto größer wird sein Einblick in ein so chaotisches wie irritierendes Leben, das immer wieder für eine Überraschung gut ist…
Als Schauspieler ist Stanley Tucci über jeden Zweifel erhaben – selbst wenn er in wenig anspruchsvollen Filmen wie den "Transformers"-Streifen zu sehen ist. Auch als Regisseur offenbart er in so manchem Aspekt ein gutes Händchen – etwa wenn es um die Bildsprache geht. Er ist, wie auch als Schauspieler, auf jeden Fall ein leidenschaftlicher Filmemacher. "Final Portrait", seiner Hommage an Alberto Giacometti, ist das durchaus anzumerken. In Geoffrey Rush hat er zudem einen Hauptdarsteller gefunden, der auch solche herausfordernden Rollen mit Bravour meistert. Doch das alles täuscht leider nicht über die Tatsache hinweg, dass Tucci als Geschichtenerzähler eher enttäuscht.
Zu sehr verlässt er sich darauf, dass Rushs Darstellung stark genug ist, um die Zuschauer zu fesseln. Die eigentliche Geschichte tritt dabei in den Hintergrund. Das Problem ist, dass Giacometti kein wirklich sympathischer Charakter ist. Er ist in dem Film das Klischee einer vor Selbstmitleid triefenden Künstlerseele, die aus Angst davor, etwas anderes als Perfektion abzuliefern, einen Schutzpanzer aus Exzentrik und Egoismus angelegt hat. Sein Verhalten soll zeigen, was für ein großer Künstler Giacometti gewesen ist, hinterlässt beim Zuschauer allerdings nur einen Eindruck dessen, was für eine schwierige Persönlichkeit er gewesen sein mag – eine, mit der man nicht unbedingt viel Zeit verbringen möchte.
Trotz guter Darsteller und atmosphärischer Bilder ist "Final Portrait" ein sperriger, zäher und wenig unterhaltsamer Film. Es ist der missglückte Versuch, einen Film über einen Künstler kunstvoll in Szene zu setzen. Das ist ungefähr genauso spannend und mitreißend, wie dem trockenen von Farbe auf Leinwand zuzusehen. Dafür gibt es dann leider auch nur ein: Mit deutlichen Abstrichen für hartgesottene Kunst- und Arthausliebhaber noch sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold