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Fish Tank

Fish Tank

GB 2009 - mit Katie Jarvis, Michael Fassbender, Kierston Wareing, Rebecca Griffith ...

Filminfo

Originaltitel:Fish Tank
Genre:Drama
Regie:Andrea Arnold
Kinostart:23.09.2010
Produktionsland:GB 2009
Laufzeit:ca. 123 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.FishTank-Film.de

Um extremen Realismus bemühte Filme sind oftmals sehr anstrengend und erlauben dem Zuschauer zudem nicht, dem (tristen) Alltag zu entfliehen. Doch hin und wieder gibt es auch Filme, die zwar einerseits sehr authentisch und realistisch daher kommen, aber dennoch etwas ganz Besonderes, Wundervolles an sich haben, die einen Kinobesuch absolut rechtfertigen. Der gefeierte "Fish Tank" ist ein solcher Film.

Der Film erzählt die Geschichte des Teenagers Mia (Katie Jarvis), die sich in ihrer Welt vollkommen verloren fühlt und diesem Gefühl mit extremer Aggression begegnet. Ob mit ihrer MutterJoanne (Kierston Wareing), mit den Mädchen aus der Nachbarschaft oder sogar mit ihrer kleinen Schwester – ständig liegt Mia mit ihnen im Clinch. Nur wenn sie für sich alleine ist und ihrer heimlichen Leidenschaft, dem Tanzen, nachgeht, kann sie ihrer Wut und ihrer Frustration entfliehen. Als Mias Mutter ihren neuen Freund Connor (Michael Fassbender) mit nach Hause bringt, tritt mit ihm ein Mensch in Mias Leben, der sie und ihre Träume ernst zu nehmen scheint und dem es langsam, aber sicher gelingt, zu dem verschlossenen Mädchen durchzudringen. Doch kann Connor für Mia wirklich nur ein Freund, eine Vaterfigur sein?

Regisseurin Andrea Arnold war bei ihrer Inszenierung sehr um Authentizität bedacht. So war es ihr extrem wichtig, die Hauptrolle nicht mit einer gelernten Schauspielerin zu besetzten, sondern mit einem "echten" Teenagermädchen, der man ihre Probleme, ihre Wut und Frustration auch in jeder Sekunde abnehmen kann. Da dies für das Gelingen des Films von ungeheurer Wichtigkeit gewesen ist, ist es um so erfreulicher, dass Arnold mit Katie Jarvis ein echter Glücksgriff gelungen ist. Das auf einem Bahnsteig entdeckte Mädchen schafft es mehr als überzeugend, die chaotische Gefühlswelt eines Teenagers auf die Leinwand zu transportieren. Trotz ihres bisweilen asozial anmutenden Verhaltens ist Mia nie unsympathisch. Es ist offensichtlich, dass sie verzweifelt ist, sich in die Enge gedrängt fühlt und deshalb mit derartiger Aggressivität auf ihre Umwelt reagiert. Doch auch die Wutausbrüche, die Gewaltandrohungen und Beschimpfungen wirken nie aufgesetzt oder gespielt, was die Wirkung des Films enorm verstärkt.

Gedreht in einer tristen Wohnhaussiedlung in Essex, östlich von London, vermittelt "Fish Tank" zunächst einen sehr grauen, fast schon deprimierenden Eindruck. Doch je tiefer der Zuschauer in Mias Leben und ihre Seele eindringt, um so deutlicher wird auch, dass Andrea Arnold einen zwar Nichts beschönigenden, aber dennoch einen sehr positiven Film gedreht hat, der den Zuschauer nicht noch in den Magen tritt, wenn dieser schon emotional am Boden liegt, sondern ihm aufhilft und ihm zeigt, dass es immer Hoffnung auf eine bessere Zukunft gibt und dass es sich dafür zu kämpfen lohnt.

"Fish Tank" ist ein kraftvoll inszenierter, großartig gespielter Film über die verwirrten Emotionen eines zur Frau heranwachsenden Mädchens, ein tolles Drama über jugendliche Außenseiter jenseits aller Teenie-Film Klischees. Ein kleiner Film, aber ein ganz großes Stück britischen Kinos. Absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold