Originaltitel: | Good Food Bad Food – Solutions locales pour un Désordre global |
Genre: | Dokumentarfilm |
Regie: | Coline Serreau |
Kinostart: | 20.01.2011 |
Produktionsland: | Frankreich 2010 |
Laufzeit: | ca. 116 Min. |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.goodfood-badfood.de |
In Zeiten ausufernder Lebensmittelskandale scheint ein Film wie "Good Food Bad Food" von "Saint Jaques"-Regisseurin Coline Serreau zum perfekten Zeitpunkt in unsere Kinos zu kommen. Inhaltlich ist die Dokumentation dann auch wichtig und absolut sehenswert. Doch handwerklich ist der Film derart mißlungen, dass die fast zwei Stunden Laufzeit kaum auszuhalten sind.
Der Film dokumentiert die Bemühungen verschiedener Landwirte in Frankreich, Brasilien, Indien oder der Ukraine, die Qualität der Böden zu verbessern und die Saatenvielfalt wieder herzustellen. Nicht nur gesündere Lebensmittel sollen dadurch gezüchtet werden, auch die Umwelt würde davon profitieren. Der Kampf gegen chemische Dünger, Pestizide und die Landwirtschaft kontrollierende Lebensmittelkonzerne, unterstützt durch die Politik, ist nicht nur unglaublich wichtig, sondern auch für Interessierte durchaus spannend. Was der Zuschauer in dieser Dokumentation erfährt, ist oftmals im wahrsten Sinne des Wortes unglaublich. Es gibt aber auch Hoffnung und einfach schöne, aufbauende Momente, die diesen Film an sich absolut sehenswert machen würden.
Doch Serreau stellt sich mit ihrer Inszenierung selbst ein Bein. Das Ganze beginnt damit, dass die Regisseurin die Zuschauer in der ersten halben Stunde mit recht trockenen Interviews abgespeist, die eine Fülle an Informationen mit sich bringen. Später folgt die Kamera den Landwirten dann auch auf ihre Felder, ihre Höfe und ihre landwirtschaftlichen Projekte. Dabei schwenkt Serrau derart intensiv die Kamera hin und her, hält selbst bei den Interviews kaum eine Sekunde lang ruhig, so dass es einem beim Zusehen leicht übel werden kann. Während die Interviewten durchaus Wichtiges und Interessantes von sich geben, wird es dem Zuschauer durch die ständig hoch und runter, hin und her schwankende Kamera unmöglich gemacht, sich auf das Gesagte zu konzentrieren.
Es ist wirklich eine Schande, dass ein an sich gerade für unsere heutige Gesellschaft so wichtiges Thema handwerklich derart unerträglich umgesetzt worden ist. Die hektische Kamera und unnötige Längen machen es nahezu unmöglich, diese Dokumentation mit gutem Gewissen weiter zu empfehlen. Doch inhaltlich ist die Botschaft derart stark, dass immerhin solchen Zuschauern, die über die handwerklichen Mittel hinwegsehen können, dieser Film wärmstens ans Herz gelegt werden kann. Aber vorher sollten Sie unbedingt ein Mittel gegen Reiseübelkeit einnehmen, ansonsten wird Ihnen nicht nur verseuchtes Essen sauer aufstoßen!
Ein Artikel von Sebastian Betzold