Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Komödie |
Regie: | André Erkau |
Kinostart: | 27.04.2017 |
Produktionsland: | Deutschland 2017 |
Laufzeit: | ca. 102 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.happyburnout-derfilm.de |
Alt-Punk Fussel (Wotan Wilke Möhring) lehnt eigentlich alles ab, was irgendwelchen Konventionen entspricht. Er ist Lebenskünstler mit Leib und Seele und bezieht Hartz IV gefühlt schon seit es diese Sozialleistung gibt. Doch damit könnte jetzt Schluss sein. Denn seine Sachbearbeiterin beim Finanzamt (Victoria Trautmansdorff), die er wie so viele Frauen gekonnt um den Finger gewickelt hat, findet keine Ausreden mehr, um ihm die Bezüge weiter zu verlängern. Seine einzige Möglichkeit: Er könnte sich einen Burnout diagnostizieren lassen. Das würde allerdings bedeuten, dass er sich stationär in eine Klinik einweisen lassen müsste. Widerwillig stimmt Fussel zu, denn die einzige andere Alternative hieß Arbeit. Und so landet Fussel in einer Klinik voller Ausgebrannten, die er mit seiner unangepassten Art gehörig durcheinanderbringt. Als ihm die Klinikleiterin (Ulrike Krumbiegel) auf die Schliche kommt, droht ihm der Rausschmiss – es sei denn, Fussel lässt sich auf einen sehr unkonventionellen Deal ein…
Nach dem gefeierten Drama "Das Leben ist nichts für Feiglinge" haben sich Regisseur André Erkau und Hauptdarsteller Wotan Wilke Möhring erneut zusammengetan, um eine weitere Geschichte aus der Feder von Gernot Gricksch auf die Leinwand zu bringen. Dabei könnten weder die Geschichte von "Happy Burnout", noch die Rolle von Möhring im Vergleich zu dem Vorgänger unterschiedlicher nicht sein. Mit viel Humor und Leichtigkeit kratzt die Geschichte nur an ernsten Themen. Im Vordergrund steht hier das Vergnügen, das der Zuschauer an dieser Geschichte haben soll. Und das wird gerade zu Beginn auch sehr effektiv geboten.
Wenn etwa gezeigt wird, mit welchen Tricks Fussel Frauen ins Bett bekommt oder wie er sich mit viel Charme und Dreistigkeit durch den Alltag schnorrt, dann sorgt das für einige wirklich amüsante Momente. Das liegt freilich auch daran, dass man dem Spiel von Wotan Wilke Möhring anmerkt, dass er viel Spaß an dieser anarchischen Rolle gehabt hat. Sobald Fussel mit seiner unkonventionellen Art den Klinikalltag in dem schmucken Sanatorium, in das er so gar nicht passen will, auf den Kopf stellt, sorgt die Konfrontation mit Menschen, die aus anderen Gründen der Normalität unserer Gesellschaft entrissen sind, ebenfalls für viele sehr gelungene und auch witzige Szenen.
Natürlich nimmt die Geschichte irgendwann etwas sehr absurde, fast schon märchenhafte Züge an, was aber völlig in Ordnung ist. Das gute Ensemble, das Möhring zur Seite steht, kann über einige der etwas unglaubwürdigeren Momente ebenso hinwegtrösten, wie über so manches überstrapaziertes Klischee. Für etwa 80 Minuten funktioniert das Alles wirklich gut und bietet kurzweilige Unterhaltung, an der es eigentlich nur wenig auszusetzen gibt. Der letzte Akt allerdings trägt dann einfach zu dick auf. Die Dramaturgie wird hier einfach zu vorhersehbar und ist zu überzogen umgesetzt, um die Wirkung erreichen zu können, auf die das Drehbuch offensichtlich abgezielt hat.
Allerdings – und davon kann der Film am Ende durchaus profitieren – gehören den meisten Figuren an diesem Punkt schon die Sympathien der Zuschauer, weshalb es auch in diesem eher schwachen Moment noch genügend Vergnügen bereitet, ihnen zuzusehen. So ist "Happy Burnout" am Ende vielleicht nicht der ganz große Wurf, aber eine vergnügliche Komödie mit tollen Darstellern und einigen sehr netten Einfällen ist das Ganze allemal. Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold