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Haus der Sünde

Haus der Sünde

Frankreich 2011 - mit Hafsia Herzi, Iliana Zabeth, Céline Sallette, Jasmine Trinca, Noémie Lvovsky ...

Filminfo

Originaltitel:L'Apollonide (Souvenirs de la maison close)
Genre:Drama
Regie:Bertrand Bonello
Kinostart:19.04.2012
Produktionsland:Frankreich 2011
Laufzeit:ca. 122 Min.
Webseite:www.hausdersuende-derfilm.de

Paris im Jahr 1899: Im L`Apollonide, einem der vornehmsten Bordelle der Belle Epoque, stehen die Zeichen kurz vor der Jahrtausendwende auf Umbruch. Nach Außen hin wird noch Dekadenz vom Feinsten ausgelebt, Champagner en masse konsumiert und im schmucken Salon der Anblick der schönen Damen des Hauses genossen. Doch der schöne Schein trügt. Denn da die Miete für das Haus erhöht werden soll, steht das L`Apollonide kurz vor der Schließung. Für die meist hoch verschuldeten Mädchen eine Katastrophe. Der blutige Übergriff eines Freiers auf Madeleine (Alice Barnole), das Auftauchen der jungen Pauline (Iliana Zabeth), Opium-Abhängigkeit und Furcht vor Syphillis bestimmen die letzten Tage im "Haus der Sünde" – doch für den Kunden wird bis zur letzten Sekunde der Schein gewahrt…

Regisseur Bertrand Bonello, der mit seinem gefeierten Film "Der Pornograph" einen bewegenden und gleichsam ehrlichen Blick auf die Arbeit in der Pornoindustrie geworfen hatte, wollte in "Haus der Sünde" gleich zwei Ideen verarbeiten: zum einen hatte er vor einigen Jahren geplant, eine Dokumentation über moderne Bordelle zu drehen, was allerdings letztendlich scheiterte. Zum anderen wollte er unbedingt einen Film drehen, in dem eine Gruppe von Frauen in einem in sich abgeschlossenen Mikrokosmos im Mittelpunkt steht. Das "Haus der Sünde" eignete sich dafür natürlich bestens. Bis auf eine kleine, sonnendurchflutete Szene, die an einem idyllischen See spielt, bewegt sich das Geschehen nur in den Räumen des L`Apollonide. Im opulenten Salon, in den etwas einfacheren Zimmern, in denen die Frauen die Wünsche ihrer Kunden erfüllen und in den eher kargen Räumen, in denen sie leben. Die Ausstattung ist großartig, die Kameraarbeit zieht den Zuschauer direkt in das Geschehen hinein und die Musik erzeugt ein stetes Unbehagen, das im krassen Gegensatz zu den anmutig in Szene gesetzten Körpern der Frauen steht.

So wohnt dem Drama eine gewisse Faszination inne, die fesselt, obwohl eigentlich nicht wirklich viel passiert. Es gibt viele lange Einstellungen, die für sich genommen bedeutungslos und viel zu ausschweifend daher kommen. Doch im Gesamtkontext funktioniert das Ganze dann doch – natürlich vorausgesetzt, es gelingt, sich auf das Geschehen einzulassen. Wenn etwa in Spilt-Screen Verfahren gezeigt wird, wie die Mädchen ihre Freizeit verbringen, den Haushalt machen, gemeinsam Essen oder sich aneinander kuscheln oder wenn man im Gegensatz dazu sieht, wie sie sich für ihre Freier wie eine Puppe verhalten, in Champagner baden oder sich ihr Schamhaar quasi als Trophäe abschneiden lassen müssen, zerrt das mitunter schon arg an den Nerven der Zuschauer. Doch wem es gelingt, sich auf die etwas sperrige Inszenierung einzulassen, wird vielleicht erkennen können, dass der Film eben längst nicht so nichtssagend ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.

Neben dem faszinierenden Zusammenspiel von Ausstattung, Kameraarbeit und Musik sind es vor allem die Darstellerinnen, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ob Noémie Lvovsky als Madame, die Leiterin des Bordells, Alice Barnole als von einem Freier entstellte Madeleine oder Illiana Zabeth als junge Pauline, die viel zu früh zur Frau werden muss, sie alle sorgen dafür, dass Bonellos Vorhaben, das Leben in einem Bordell aus Sicht der Prostituierten nachzuzeichnen, trotz einiger Längen durchaus gelungen ist. Keine Frage, "Haus der Sünde" ist Arthauskino der besonders sperrigen Art, an dem sich die Geister scheiden werden. Doch vielleicht macht gerade das den Film so herausfordernd und interessant. Wer glaubt, sich für die Geschichte interessieren zu können und sich gerne auf etwas schwierigere Filme einlässt, der kann dem "Haus der Sünde" also durchaus einmal einen Besuch abstatten.

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Haus der Sünde (Frankreich 2011)"
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