Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Komödie, Drama |
Regie: | Julia von Heinz |
Kinostart: | 24.12.2015 |
Produktionsland: | Deutschland 2015 |
Laufzeit: | ca. 92 Min. |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.ichbindannmalweg-derfilm.de |
Der gefeierte Entertainer Hape (Devid Striesow) ist am Höhepunkt seines Erfolges angekommen, als er plötzlich auf der Bühne zusammenbricht. Nach vielen stressigen Jahren feuert Hapes Körper einen Warnschuss ab, dem er sich nur widerwillig beugt. Die vom Arzt verordnete Zwangspause von mehreren Monaten will Hape allerdings nicht so recht schmecken – bis er eine Entscheidung trifft, für die ihn seine Agentin Dörte (Annette Frier) völlig verrückt hält: er will auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela wandern. Vielleicht findet er hier, fernab vom Rampenlicht und Alltagsstress, Antworten auf die wirklich wichtigen Fragen im Leben. Und vielleicht findet er ja sogar zu Gott? Doch schon nach kurzer Zeit dämpfen seine körperliche Verfassung, seine schmerzenden Füße und nicht wirklich ideale Übernachtungsquartiere seine Motivation und Hape steht kurz davor, aufzugeben. Doch dann lernt er die Pilgerinnen Stella (Martina Gedeck) und Lena (Karoline Schuch) kennen, die ihm im entscheidenden Moment die nötige Motivation zum Durchhalten geben. Und so wird der Jakobsweg Hape ja vielleicht doch am Ende noch die erhoffte Erleuchtung bringen?
Mit über 5 Millionen verkauften Exemplaren zählt Hape Kerkelings Reisebericht "Ich bin dann mal weg" zu den erfolgreichsten deutschen Sachbüchern überhaupt. Über 100 Wochen führte das Buch die Bestsellerlisten an. Auch das Hörbuch und eine Lese-Tour wurden ein voller Erfolg. Zudem löste das Buch einen regelrechten Jakobsweg-Boom aus, der bis heute anhält. Eine Verfilmung war da schnell beschlossene Sache. Doch es sollte fast zehn Jahre dauern, bis die Pläne umgesetzt werden konnten. Auch wenn das Buch wirklich fast jeder kennt und liebt, ist das nicht automatisch ein Erfolgsgarant für die Kinoadaption. Denn zum einen muss sich die Umsetzung eines Sachbuchs einige dramaturgische Freiheiten erlauben und sich von der Vorlage entfernen, um funktionieren zu können. Zum anderen – und das ist wohl der wichtigste Punkt – gibt es wohl Niemanden, der sich "Ich bin dann mal weg" ohne Hape Kerkeling vorstellen kann. Doch genau das bekommen die Zuschauer hier geboten.
Es ist zwar durchaus nachvollziehbar, warum Kerkeling sich nicht selbst spielen wollte, warum er nach all den Jahren nicht noch einmal diese ganz besondere Reise "nachspielen" wollte. Doch er ist einfach ein ganz besonderer, auf seine Art einzigartiger Charakter, den man nicht so einfach ersetzten kann. Und so fällt es zu Beginn tatsächlich schwer, sich mit Schauspieler Devid Striesow als Hape Kerkeling anzufreunden. Das liegt nicht an Striesow, sondern an den übergroßen Fußstapfen, in die er treten muss. Doch nach etwa 20 Minuten passiert dann etwas völlig Unerwartetes: man vergisst als Zuschauer diese Vorbehalte. Striesow verschmilzt derart mit der Figur, dass ein ganz eigener Charakter entsteht, den man nicht ständig mit dem Hape Kerkeling vergleicht, den man kennt und liebt. Striesow verzichtet darauf, Hape 1:1 kopieren zu wollen und schafft so eine relativ eigenständige Figur, der man nur allzu gerne auf dem nicht immer leichten Weg folgt.
Dieser ist in wundervollen Bildern eingefangen, in denen man sich nur allzu gerne verlieren kann. Mit einer stimmigen Mischung aus Humor und stillen, nachdenklichen Momenten hat Regisseurin Julia von Heinz etwas geschafft, was man zu Beginn durchaus bezweifeln durfte: sie hat aus dem Buch einen richtig schönen Film geschaffen, an dessen Ende man das Gefühl hat, sich von einer Gruppe neuer Freunde verabschieden zu müssen, mit der man gerade eine ganz besonders angenehme Zeit verbracht hat. In gerade einmal 90 Minuten wachsen einem Hape, Stella und Lena unglaublich ans Herz und es bereitet einfach viel Vergnügen, ihnen auf dem Jakobsweg zu folgen. Auch wenn der Film an manchen Stellen seine kleinen Schwächen haben mag, gleichen die guten Darsteller und die perfekte Chemie zwischen ihnen diese locker wieder aus.
"Ich bin dann mal weg" ist damit eine wirklich gelungene Verfilmung des Bestsellers. Natürlich fehlt Hape hier und da doch ein wenig. Aber die Macher und Darsteller haben es geschafft, diese scheinbar übergroße Hürde gekonnt zu meistern. Das Ergebnis ist Wohlfühl-Kino pur und daher auch: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold