Im Weltraum gibt es keine Gefühle

Der 18jährige Simon (Bill Skarsgård) kommt mit seiner Umwelt nicht wirklich zurecht. Viel lieber verzieht er sich in seine alte Wassertonne und träumt davon, durchs Weltall zu fliegen. Dort gibt es wenigstens nicht all diese lästigen Gefühle, die das Leben auf unserem Planeten so problematisch machen. Damit Simon aber auch auf der Erde funktioniert, muss sein Leben nach ganz klaren Regeln ablaufen. Alles muss perfekt stimmen, sonst verfällt Simon in Panik. Und anfassen lässt sich der Junge schon gar nicht. Denn Simon hat Asperger. Und nur sein Bruder Sam (Martin Wallström) versteht es, mit dieser Krankheit so umzugehen, dass sich Simon in seiner Gegenwart wohlfühlt. Doch als die ständige Gegenwart und das völlige Missachten jeglicher persönlicher Grenzen für Sams Freundin Frida zuviel wird und sie ihn verlässt, fällt der ansonsten so lebensfrohe Sam in eine tiefe Krise. Und das bekommt auch Simon zu spüren, dessen klare Tagesabfolge durch Sams Depression erheblich gestört wird. Bald ist Simon klar: eine neue Freundin muss her. Nach klaren, wissenschaftlichen Regeln macht er sich auf die Suche nach einer geeigneten Nachfolgerin. Als er dabei die unkonventionelle Jennifer (Cecilia Forss) trifft, lernt auch Simon ganz neue Seiten des Lebens kennen...

"Im Weltraum gibt es keine Gefühle" ist die Langfilmversion eines gefeierten Kurzfilms, den Andreas Öhmann für das schwedische Fernsehen gedreht hat. Mit den gleichen Darstellern hat er die Geschichte nun auf Spielfilmlänge gedehnt und das Ergebnis war derart überzeugend, dass der Film für Schweden 2011 ins Rennen um den Oscar gehen durfte. Für eine Nominierung hat es zwar nicht gereicht, aber das macht diese kleine charmante Komödie nicht weniger sehenswert. Neben einigen Parallelen zu dem amerikanischen Asperger-Film "Adam" durchzieht auch ein Hauch von "Elling" den Film. Der typisch nordische Humor macht den Film trotz einiger Schwachpunkte absolut sympathisch, was allerdings auch ein Verdienst der Hauptdarsteller ist.

Bill Skarsgård, Sohn des großartigen Stellan Skarsgård und Bruder von "True Blood" Vampir Alexander Skarsgård, spielt den jungen Mann mit Asperger zwar mitunter leicht überzogen, doch Alles in Allem liefert er eine liebenswerte und glaubhafte Darstellung ab. Besonders viele Sympathiepunkte verdient aber Cecilia Forss, die als unangepasste Jennifer eine bezaubernde und erfrischend natürliche Darstellung abliefert, durch die der Film gerade im letzten Drittel enorm profitieren kann.

Ohnehin trifft Öhmann gerade mit dem Finale genau den richtigen Ton. Er entlässt den Zuschauer zwar mit einem Lächeln auf dem Gesicht aus dem Kino, hält sich aber am Ende mit allzu dick aufgetragenem Happy End Feeling zurück. Natürlich ist das Ende ein typisches Kinomärchen-Finale, aber dennoch wirkt das Ganze glaubhaft und einfach schön.

"Im Weltraum gibt es keine Gefühle" bleibt in einigen Szenen ein wenig hinter seinen Möglichkeiten zurück, andere Aspekte dagegen sind schon fast zuviel des Guten. Dazwischen aber treffen Humor und Gefühl immer wieder genau den richtigen Ton und machen diese schwedische Komödie zu einem kleinen, netten Film mit viel Charme, der Freunden von Arthauskomödien wärmstens ans Herz gelegt werden kann. Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold