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In der Welt habt ihr Angst

In der Welt habt ihr Angst

Deutschland 2010 - mit Anna Maria Mühe, Hanns Zischler, Axel Prahl, Max von Thun ...

Filminfo

Genre:Drama
Regie:Hans W. Geißendörfer
Kinostart:03.03.2011
Produktionsland:Deutschland 2010
Laufzeit:ca. 108 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.inderwelthabtihrangst.de

Mit seinem neusten Kinofilm "In der Welt habt ihr Angst" hat Hans W. Geißendörfer, Vater der "Lindenstrasse", vielleicht nicht den schlechtesten, aber auf jeden Fall den enttäuschendsten und ärgerlichsten Film der jüngsten Vergangenheit inszeniert. Handwerklich überzeugend in Szene gesetzt, ärgert der Film mit einem Drehbuch, das eine mehr als fragliche Botschaft in mitunter grottenschlechten Dialogen transportiert.

Eigentlich war Eva (Anna Maria Mühe) eine vielversprechende Studentin. Doch dann lernt sie den Musiker Jo (Max von Thun) kennen, und mit dieser Liebe kommt der Absturz in die Drogenabhängigkeit. Den Entzug wollen die Beiden gemeinsam in Neuseeland schaffen, wo sie einen Neuanfang für sich und ihren in Evas Bauch heranwachsenden Nachwuchs erhoffen. Doch für den Flug benötigen sie dringend Geld, was zu einem Überfall auf ein Antiquariat führt. Doch dieser Überfall missglückt und Eva erschießt den alten Besitzer des Ladens. Ihr gelingt die Flucht, doch Jo wird verhaftet und für den Mord ins Gefängnis gesteckt. Eva ist klar, dass sie ein Versteck braucht, von dem aus sie Jos Befreiung aus dem Knast planen kann. Und so nistet sie sich bei dem Lehrer Paul (Axel Prahl) ein, der zum unverhofften Komplizen wird...

Mag sein, dass Geißendörfers Intentionen gut waren. Mag sein, dass seine Interpretation des Films, die sich schon in dem aus dem Evangelium und der Bach-Kantate Nr. 48 entliehenen Filmtitel widerspiegelt, durchaus positiv zu werten ist. Doch der Eindruck, den dieser Film hinterlässt, ist einfach nur ärgerlich. Dabei beginnt Alles vielversprechend: die Reaktion von Evas Vater (Hanns Zischler) darauf, dass er seine Tochter dabei erwischt, wie sie ihn bestiehlt, ist glaubwürdig und emotional bewegend. Doch spätestens nach dem Mord an den Antiquariat steuert die Geschichte in eine Richtung, die eigentlich nur Kopfschütteln verursacht. Denn auf den ermordeten wird gar nicht mehr eingegangen. Vielmehr wird Eva, die gepeinigte Künstlerseele, die uns bei jeder Gelegenheit daran erinnern muss, dass an sich eine talentierte Musikerin in ihr steckt, zum Opfer des Films stilisiert, ihre Tat mit einer vielleicht falsch verstandenen Liebe gerechtfertigt, was durch Pauls Hilfe noch unterstrichen wird. Ja, sie wird mit der Schuld leben müssen – aber das ist doch das Mindeste und verdient kein Mitleid. An die Hinterbliebenen des Opfers wird mal wieder gar nicht gedacht. Hier ist, wie in unserer Gesellschaft leider viel zu oft, der Täter wieder das arme Opfer, von familiären und gesellschaftlichen Umständen zur Tat getrieben.

Evas Ex-Freund, der Einzige, der eigentlich so etwas wie einen Hauch Vernunft verkörpert, wird als durchgeknallter Einzelgänger dargestellt, der sich sein Zimmer mit Fotos der Verflossenen zutapeziert und seine Zeit mit Insekten verbringt. Natürlich ist eine solche Figur als Stimme der Vernunft nur wenig glaubwürdig. Doch damit enden das Ärgernis nicht. Denn wenn sich Eva und Jo dann auch noch über weite Entfernungen hinweg spüren, sie seinen Schmerz fühlt, dann verkommt das Ganze auch noch zu einer völlig unnötigen Kitsch-Schmonzette, die allerdings beim Zusehen nicht die Emotionen hervorruft, die Geißendörfer wohl beabsichtigt hat.

Den Schauspielern ist dabei kein Vorwurf zu machen. Anna Maria Mühe legt sich spürbar ins Zeug und auch Axel Prahl spielt wunderbar. Dazu kommt noch der in großartigen Bildern festgehaltene Drehort Bamberg, der dem Geschehen eine ganz besondere Atmosphäre verleiht. Aber es sind genau diese gelungenen Aspekte, die "In der Welt habt ihr Angst" so ärgerlich machen. Wäre der Film nämlich einfach nur schlecht, könnte man damit leben. Doch dass eine an sich handwerklich gute Umsetzung durch das Drehbuch und die Regie derart verhunzt werden, macht einfach nur traurig. Versöhnlich stimmt einzig die Tatsache, dass für dieses Machwerk keine Fördergelder ausgegeben worden sind.

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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