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In guten Händen

In guten Händen

Großbritannien 2011 - mit Hugh Dancy, Maggie Gyllenhaal, Felicity Jones, Rupert Everett, Jonathan Pryce ...

Filminfo

Originaltitel:Hysteria
Genre:Komödie
Regie:Tanya Wexler
Kinostart:22.12.2011
Produktionsland:Großbritannien 2011
Laufzeit:ca. 99 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.ingutenhaenden.senator.de

Ein Film über die Erfindung des Vibrators? Das könnte leicht eine sehr zotige Angelegenheit werden. Doch bei der US-Regisseurin Tanya Wexler war dieser Stoff wahrlich "In guten Händen", denn sie hat diese Geschichte auf derart liebenswerte und amüsante Art aufbereitet, dass es ein ganz großes Vergnügen ist, dieser elektrisierenden Geschichtsstunde beizuwohnen.

Im von viktorianischer Prüderie regierten London des Jahres 1880 versucht der junge Arzt Mortimer Granville (Hugh Dancy), eine Arbeit zu finden, bei der er den Menschen wirklich helfen kann. Bei Dr. Robert Dalrymple (Jonathan Pryce), einem auf sogenannte Hysterie bei Frauen spezialisierten Doktor, scheint Mortimer perfekt aufgehoben. Denn bei Dalrymples Behandlung, die eine manuelle Stimulation an sehr intimen Stellen der Patientinnen erfordern, beweist der junge Arzt ein äußerst geschicktes Händchen. Er stellt sich dabei so gut an, dass die Zahl der Patientinnen ständig steigt, was bald dazu führt, dass Mortimers Hände mehr und mehr schmerzen. Als er die Behandlung nicht mehr zufriedenstellend ausführen kann, scheint nicht nur sein Job, sondern auch die aufkeimende Beziehung zu Dalrymples Tochter Emily (Felicity Jones) beendet. Doch mit Hilfe seines Freundes, dem Wissenschaftler Edmund St. John-Smythe (Rupert Everett) kommt Mortimer auf eine Idee, die seine Anstellung retten könnte. Doch gerade, als er wieder in die Spur gefunden hat, droht in Emilys ältere Schwester Charlotte (Maggie Gyllenhaal) mit ihrer direkten und fortschrittlichen Lebensweise wieder aus der Bahn zu werfen...

"In guten Händen" schafft das Kunststück, eine Geschichte um Sexualität und Emanzipation mit einer Mischung aus herrlich unverkrampfter Schlüpfrigkeit und charmantem Humor, gewürzt mit ein wenig Romantik und einem Hauch Drama zu erzählen. Dabei liegt dieser leichten Komödie an sich ein nicht wirklich lustiges Thema zugrunde. Denn die Vorstellung, dass bestimmte Verhaltensmuster bei Frauen auf die so genannte Hysterie zurückzuführen sind, war über Jahrhunderte eine Selbstverständlichkeit. Erst 1952 wurde vom American Psychiatric Institute entschieden, dass es die Krankheit Hysterie nicht gibt. Dass gerade fortschrittlich und frei denkende Frauen wie Charlotte aufgrund von Hysterie oftmals weggesperrt wurden, ist eigentlich gar nicht zum Lachen. Doch Wexler gelingt es erstklassig, dem Zuschauer die Absurdität dieser Vorstellung vor Augen zu halten, ohne dabei einen zu lehrmeisterhaften Betroffenheitston anzuschlagen. Vielmehr wird diese ganz spezielle "Heilungsmethode", die zweifelsfrei eine kleine Revolution im Liebesleben nicht nur der Frauen ausgelöst hat, als das zelebriert, was sie ist: eine schöne Sache, die man durchaus mit Lebensfreude und auch Humor in Verbindung bringen darf.

Dass der Film funktioniert, ist aber nicht alleine Verdienst der Regisseurin und des Drehbuchs des Ehepaars Stephen und Jonah Lisa Dyer. Auch das spielfreudige Darstellerensemble trägt einen nicht unerheblichen Teil dazu bei, dass "In guten Händen" so ein Vergnügen geworden ist. Hugh Dancy ist als idealistischer Arzt, der zwischen den strengen Sitten der Gesellschaft und seiner Leidenschaft für Fortschritt und Selbstbestimmung der Frau gefangen zu sein scheint, ideal besetzt. Maggie Gyllenhaal wirkt ihm zu Beginn als selbstbewusste Charlotte noch deutlich überlegen, doch je mehr sich Mortimer öffnet und zu seiner Einstellung steht, desto stärker wird auch sein Charakter, wodurch man den Beiden die Gefühle, die sie füreinander entwickeln, durchaus abnimmt. Zu Beginn wirkt Felicity Jones ("Powder Girl") mit ihrer zurückhaltenden, zärtlichen Art noch wirklich wie die bessere Partie für den schüchternen Arzt. Doch auch hier schafft es der Film sehr gekonnt, von dieser Haltung abzurücken, ohne Emily als Opfer darzustellen oder sie als prüde Zicke erscheinen zu lassen.

Lobenswert erwähnt werden muss auch Rupert Everett, der als reicher Wissenschaftler für einige der besten Lacher des Films sorgt. Als einer der Ersten im Besitz eines Fernsprechers entdeckt er im Laufe des Films die Vorteile und Annehmlichkeiten des Telefonierens, was in einem sehr netten Gag gipfelt.

Ein amüsantes Drehbuch, eine charmante Regie und ein tolles Ensemble machen "In guten Händen" zu einem ganz großen Spaß für alle Liebhaber des britischen Kinos. Und bei diesem Film lohnt es sich auch wieder einmal, nicht gleich bei den ersten Momenten des Abspanns das Kino zu verlassen. Denn hier bekommen Sie noch den Vibrator im Wandel der Zeit mit all seinen sehr lustigen Namen präsentiert. Und das ist mitunter genauso amüsant, wie der Film selbst. Absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "In guten Händen (Großbritannien 2011)"
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