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J. Edgar

J. Edgar

USA 2011 - mit Leonardo DiCaprio, Naomi Watts, Armie Hammer, Judi Dench, Josh Lucas ...

Filminfo

Originaltitel:J. Edgar
Genre:Drama
Regie:Clint Eastwood
Kinostart:18.01.2012
Produktionsland:USA 2011
Laufzeit:ca. 136 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.J-Edgar.de
Er war einer der mächtigsten Männer der USA. Er war fünfzig Jahre lang Chef des FBI, war maßgeblich am Aufbau der Behörde beteiligt und zeichnet sich für einige der bedeutendsten Fortschritte der modernen Verbrechensbekämpfung verantwortlich. Aber J. Edgar Hoover war auch ein skrupelloser Mensch, der sich nicht davor scheute, die Ergebnisse seiner Arbeit zu nutzen, um Senatoren und sogar Präsidenten zu beeinflussen. Dazu gibt es allerhand Geschichten um seine verheimlichte Homosexualität, seine Neigung, Frauenkleidung zu tragen und seine Beziehung zu seiner recht dominanten Mutter. J. Edgar Hoover war also ein sehr vielschichtiger, komplizierter Mann, dessen Leben nun im Mittelpunkt der neuesten Regiearbeit von Altmeister Clint Eastwood steht.

"J. Edgar" geht dabei einen mutigen, aber auch etwas schwierigen Weg. Der Film will die Ereignisse so zeigen, wie Hoover sie sah, gleichzeitig aber auch so, wie sie wirklich waren. Und das sorgt mitunter schon für etwas Verwirrung. Umrahmt wird die Lebensgeschichte von den Ambitionen eines alternden J. Edgar Hoovers (Leonardo DiCaprio), der seine Memoiren jungen FBI-Agenten diktiert. Damit keiner von ihnen zu viele der mitunter brisanten Geheimnisse kennt, werden die jungen Schreiber nach jedem Kapitel ausgewechselt. Hoover erzählt, wie er als junger Mann den Kommunismus in Amerika bekämpft hat. Von der Gründung des FBI, der Erstellung einer Fingerabdruck-Kartei und natürlich von einem Schlüsselereignis in seiner Laufbahn: der Entführung des Lindbergh-Babys. Die Auflösung des Falls, die sich Hoover natürlich auf seine eigene Flagge schrieb, ließ das Ansehen des FBI und seiner Agenten in der Öffentlichkeit sprunghaft steigen.

Doch der Film nimmt die beruflichen Ereignisse in erster Linie als Stützpfeiler für eine sehr viel intimere Geschichte um einen Mann, um den sich bis Heute viele Mythen und Gerüchte ranken. So ist Eastwoods Porträt nur nebenbei ein äußerst interessantes Stück amerikanischer Geschichte, von der man nach dem Film gerne noch mehr in Erfahrung bringen möchte.

In erster Linie aber ist "J. Edgar" eine schauspielerische Glanzleistung. Was Leonardo DiCaprio hier abliefert, verdient höchsten Respekt. Ob als junger Mann im Kampf gegen die bolschewistischen Invasionen oder als alternder FBI-Chef – eine Glanzleistung der Maskenbildner – DiCaprio schafft es perfekt, die verschiedenen Facetten von J. Edgar Hoover auf die Leinwand zu bringen. Besonders die Szene, in der er eigentlich einmal offen zu seiner Homosexualität und seiner Liebe zu Clyde Tolson (Armie Hammer, dessen Altherren-Make up allerdings im Gegensatz zu DiCaprios wenig überzeugen kann) stehen könnte, aber dennoch derart gefangen ist in den Moralvorstellungen, die ihn seine Mutter (Judi Dench) über Jahre hinweg eingehämmert hat, dass er seinen engsten Vertrauten von sich stößt, ist ganz großes Kino.

Doch trotz der an sich interessanten Geschichte und der schauspielerischen Leistungen ist "J. Edgar" einer der schwächeren Filme, die Clint Eastwood in den letzten Jahren inszeniert hat. Von der Länge abgesehen verliert sich der Film zu oft in Details, die nicht wirklich wichtig zu sein scheinen, während über andere, vielleicht deutlich interessantere Aspekte zu schnell hinweg gegangen wird. Zu oft bekommt man den Eindruck, dass Eastwood J. Edgar Hoover noch mit Samthandschuhen angefasst hat und noch nicht einmal an der Oberfläche dessen, was an charakterlichen wie beruflichen Abgründen hätte beleuchtet werden können, gekratzt wird. Andererseits ist es Eastwood aber auch hoch anzurechnen, dass er sich nicht auf die skandalträchtigeren Dinge konzentriert hat, nur um möglichst große Aufmerksamkeit zu erwecken.

Das größte Problem, mit dem "J. Edgar" zumindest außerhalb der USA zu kämpfen haben wird, ist die Frage, wer sich eigentlich für diesen Film interessieren soll. Wem die Figur J. Edgar Hoover und die amerikanische Verbrechensbekämpfung vor "C.S.I." eher unbekannt ist, wird es hier schwer haben, da einige Ereignisse und historische Fakten einfach als bekannt vorausgesetzt werden. Und damit dürften wohl die meisten Zuschauer in Deutschland durchaus ein Problem haben. Zudem ist der Film eher ein langsam erzähltes Drama und kein echtes Spannungskino, wie es der Trailer suggerieren mag.

Davon abgesehen aber kann als Fazit gesagt werden, dass sich die filmische Auseinandersetzung mit "J. Edgar" durchaus lohnt, das Leonardo DiCaprio eine erstklassige Darstellung abliefert und der Film bei so manchem das Interesse weckt, sich intensiver mit J. Edgar Hoover, der Geschichte des FBI und der Innenpolitik der USA im 20. Jahrhundert zu beschäftigen. Und genau dafür gibt es dann trotz der Längen und Schwächen immer noch ein verdientes: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "J. Edgar (USA 2011)"
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