Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Jane got a Gun |
Genre: | Drama, Action, Abenteuer |
Regie: | Gavin O`Connor |
Kinostart: | 30.12.2015 |
Produktionsland: | USA 2015 |
Laufzeit: | ca. 98 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.Jane-got-a-gun.de |
Alles, was Jane (Natalie Portman) wollte, war ein glückliches Leben in Frieden mit ihrem Mann Bill "Ham" Hammond (Noah Emmerich) und ihrer Tochter in New Mexiko zu führen. Doch da hat John Bishop (Ewan McGregor), Anführer der gefürchteten Bishop Boys, noch ein Wörtchen mitzureden. Vor einigen Jahren hatte sich Jane dem Treck des Gangsters angeschlossen, nicht ahnend, in wessen Hände sie sich da begeben hat. Als ihr das bewusst wurde, konnte sie mit Hilfe von Ham fliehen. Seitdem sinnt Bishop auf Rache. Nun hat seine Bande Ham aufgespürt. Mit etlichen Kugeln im Rücken schafft er es gerade noch, sich nach Hause zu schleppen und Jane zu warnen. Sie weiß, dass sie sich nicht alleine gegen Bishop und seine Männer zur Wehr setzen kann. Doch um ihr Leben und das ihrer Tochter zu retten, muss sie sich ihrem alten Feind entgegen stellen. Und so hat sie nur eine Wahl: sie muss ihren ehemaligen Verlobten Dan Frost (Joel Edgerton) bitten, ihr zu helfen. Der ist zwar noch immer nicht besonders gut auf Jane zu sprechen, lässt sich aber dennoch überreden, Jane und Ham zu helfen. Gemeinsam verschanzen sie sich auf Janes Ranch und warten auf Bishop, der mit geballter Kraft zuschlagen wird…
Mit "Jane got a Gun" liefert Regisseur Gavin O`Connor ("Warrior") einen erstklassigen Western ab, der mit einer starken Titelheldin, einer großartigen Kameraarbeit und einem wunderbaren Finale aufwarten kann. Es ist auch dieser letzte Akt der einige Längen auf dem Weg dorthin leicht vergessen macht. Denn obwohl alle Darsteller – allen voran Natalie Portman, ihr "Star Wars"-Compagnon Ewan McGregor als schmieriger Bösewicht und Joel Edgerton als bissiger Anti-Held – wirklich sehr gute Leistungen abliefern und es wirklich Freude bereitet, ihnen zuzusehen, gibt es doch einige Momente, die zäher sind, als das Leder von Janes Patronengürtel. Gerade im ersten Drittel sollte man keinen actiongeladenen Spannungswestern erwarten. Vielmehr nimmt sich O`Connor Zeit, um die Geschichte aufzubauen und ihre Hintergründe in Rückblenden zu erläutern.
Das fordert zwar ein gewisses Maß an Geduld von Seiten der Zuschauer, zahlt sich dann aber im letzten Drittel vollends aus. Nicht nur, dass einige Momente durch die langsame Exposition an Emotionalität gewinnen. Auch die Figuren – allen voran natürlich Jane – erhalten eine Tiefe, durch die eine engere Bindung zum Publikum aufgebaut wird. Was man anfänglich vielleicht noch als Langeweile angesehen hat, erweist sich letztendlich also als große Stärke dieses in weiten Teilen klassischen und doch sehr modernen Westerns. Zum Ende hin bekommt man dann auch noch einen extrem bleihaltigen Shoot-Out geboten, der an Spannung kaum zu überbieten ist. Erstklassig choreografiert und handwerklich großartig umgesetzt gehört dieser Showdown zum Besten, was das immer wieder aufblühende Western-Genre in den letzten Jahren zu bieten hatte.
Ein angenehmer Schuss trockenen Humors verhindert dann auch, dass sich der Film selbst zu ernst nimmt. In Momenten, in denen es angebracht ist, schlägt er zwar mit voller dramatischer Wucht zu. Doch er gönnt sich auch immer wieder einen Hauch Ironie, um nicht zu trocken oder gar unfreiwillig komisch zu werden. All das gepaart mit den großartigen Landschaftsaufnahmen macht "Jane got a Gun" zu einem wirklich gelungenen Vertreter seines Genres, der es Natalie Portman erlaubt, ihr schauspielerisches Talent voll auszuspielen. Wer sich auf den etwas zähen Anfang einlassen kann, dem kann dieser Western wärmstens ans Herz gelegt werden. Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold