Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Julieta |
Genre: | Drama |
Regie: | Pedro Almodóvar |
Kinostart: | 04.08.2016 |
Produktionsland: | Spanien 2016 |
Laufzeit: | ca. 99 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.julieta-derfilm.de |
Seit vielen Jahren hat Julieta (Emma Suárez) nun schon keinen Kontakt mehr zu ihrer Tochter Antia. Sie hat keine Ahnung, wo sie ist, ob sie glücklich ist oder ob sie überhaupt noch lebt. Tag für Tag lebt Julieta mit dem Schmerz der Ungewissheit. Doch sie hat sich damit arrangiert und hat beschlossen, mit ihrem Freund Lorenzo (Dario Grandinetti) in Portugal ein neues Leben zu beginnen. Doch kurz vor dem Umzug läuft sie Bea (Michelle Jenner), der einstmals besten Freundin ihrer Tochter, über den Weg und erfährt, dass diese Antia vor kurzem erst getroffen habe. In Julieta keimt neue Hoffnung auf, dass sie ihre Tochter wiederfinden könnte. Kurzerhand trennt sie sich von Lorenzo, zieht in ihr altes Haus zurück und beginnt, ihre Erinnerungen aufzuschreiben. Eine schmerzhafte Reise in ihre Vergangenheit beginnt – in Hoffnung auf eine bessere Zukunft…
Mit dem Drama "Julieta" liefert Regisseur Pedro Almodóvar seinen mittlerweile zwanzigsten Spielfilm vor. Der Film erzählt im Prinzip zwei Geschichten, die am Ende ein Gesamtbild ergeben – auch wenn das Ende eigentlich offen gelassen wird. Zum einen wird die verzweifelte Suche einer Mutter nach ihrer Tochter erzählt. Almodóvar zeigt, was Unwissenheit und Verzweiflung im Laufe der Jahre aus einem Menschen machen kann. Emma Suárez spielt überzeugend die ältere Julieta, die glaubt bereit dafür zu sein, ihre Tochter loszulassen, nur um durch einen Zufall zu erkennen, dass das ganz und gar nicht der Fall ist. Sie erkennt aber, dass sie sich ihrer Vergangenheit stellen muss, um ihre Tochter verstehen zu können. Denn nur so hätte sie eine Chance, bei einem eventuellen Wiedersehen die Basis für eine gemeinsame Zukunft herzustellen.
Zum anderen wird eine im Kern sehr traurige Liebesgeschichte von der jungen Julieta (Adriana Ugarte) erzählt, die sich in einen Mann verliebt, dessen Frau seit längerem im Koma liegt und schließlich stirbt. Für Julieta und Xoan (Daniel Grao) beginnt eine Zeit voller Leidenschaft, Glück und Zärtlichkeit. Die Geburt der gemeinsamen Tochter Antia ist der Höhepunkt einer großen Liebesgeschichte, über die sich bald schon dunkle Schatten legen. Mehr soll an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden. Nur so viel: Mit einem guten Gespür für die Entwicklung seiner Charaktere zeichnet er ein packendes Drama über Familie, Verlust, Liebe und Tod. Und wie bei Almodóvar nicht unüblich, wird das Ganze von sehr starken Frauenfiguren getragen.
Allerdings muss auch gesagt sein, dass "Julieta" nicht zu den stärksten Filmen des Meisters gehört. Denn neben einigen wirklich effektiven und auch intensiven Momenten, hat das Drama auch einige sehr zähe Momente zu bieten sowie Szenen, die nicht unbedingt etwas zur Geschichte beitragen. Doch trotz einiger Schwächen und Längen bietet der Film genügend Stärken, die darüber hinwegtrösten – allen voran die elegante Bildsprache und die beiden sehr guten Hauptdarstellerinnen. Wer Almodóvars ruhigere Arbeiten schätzt, der sollte sich auch "Julieta" auf keinen Fall entgehen lassen. Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold