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Jung & Schön

Jung & Schön

Frankreich 2013 - mit Marine Vacth, Géraldine Pailhas, Charlotte Rampling, Frederic Pierrot, Johan Leysen ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Originaltitel:Jeune et Jolie
Genre:Drama
Regie:Francois Ozon
Kinostart:14.11.2013
Produktionsland:Frankreich 2013
Laufzeit:ca. 93 Min.
FSK:ab 16 Jahren
Webseite:www.jungundschoen-derfilm.de

Eigentlich ist es nur die Neugierde, die Isabelle (Marine Vacth) dazu bringt, kurz vor ihrem 17. Geburtstag ihre Jungfräulichkeit an ihren Urlaubsflirt zu verlieren. Der Sex ist für das Mädchen völlig enttäuschend und erweckt keinerlei Emotionen in ihr. Doch er weckt in ihr einen starken Reiz, den sie mit dem Beginn des neuen Schuljahrs auf gefährliche Art auszuleben beginnt. Denn fortan lässt sich Isabelle von Männern für ihre Liebesdienste bezahlen. Während ihre Mutter (Géraldine Pailhas) und ihr Stiefvater (Frederic Pierrot) nichts von dem Doppelleben der Schülerin ahnen, findet Isabelle immer mehr Gefallen an ihren heimlichen und sehr lukrativen Sextreffen. Als sie ein tragischer Zwischenfall auffliegen lässt, droht das bislang so heile Bild ihrer Familie endgültig zusammen zu brechen…

Dass sich junge Frauen prostituieren, um sich ihr teures Studium zu finanzieren, haben bereits mehrere Filmemacher mal mehr, mal weniger intensiv thematisiert. Auch Francois Ozon scheint sich auf den ersten Blick mit "Jung & Schön" diesem gesellschaftlichen Problem zu widmen. Doch schnell stellt sich heraus, dass dies eben nicht der Fall ist. Isabelle kommt zwar durch einen Bericht über junge Studentinnen, die ihren Körper verkaufen, auf die Idee, sich auch zu prostituieren. Doch sind ihre Beweggründe ganz andere. Sie stammt aus einer gut situierten Umgebung, aus einer recht gut funktionierenden Familie. Doch sie steht am Wendepunkt zwischen ihrer Jugend und dem Erwachsenwerden und sucht nach Wegen, um sich in der für sie neuen Welt der Adoleszenz zurechtzufinden. Was für die einen das Experimentieren mit Drogen oder das Abdriften in Essstörungen ist, ist für Isabelle der Reiz an heimlichen Sex mit älteren Männern, die sie dafür auch noch lukrativ entlohnen.

Besonders dann, wenn Isabelle davon spricht, was sie beim Sex empfunden hat und warum sie sich immer wieder mit Männern getroffen hat, wird deutlich, dass es der extrem vielseitige Filmemacher auch hier wieder geschafft hat, ein extrem gut beobachtetes, tiefgründiges Psychogramm zu inszenieren, bei dem wieder einmal in der Ruhe die Kraft liegt. Nachdem er sich in seinem letzten Werk, dem hervorragenden "In ihrem Haus" mit heranwachsenden Jungen beschäftigt hat, wollte er sich hier nun auf Mädchen und ihren schwierigen Weg in die Adoleszenz konzentrieren. Und das ist ihm äußert gut gelungen.

Der Film erzählt die Ereignisse eines ganzen Jahres und ist dabei in die vier Jahreszeiten unterteilt. Die einzelnen Kapitel werden durch thematisch ausgesuchte Chansons von Francoise Hardy verbunden, bei denen es sich lohnt, genau auf den Text zu achten. Hier wird klar, wie viel Sorgfalt Ozon nicht nur in das Schreiben der Dialoge und das Casting seiner Schauspieler, sondern eben auch in die Auswahl der Musik legt. Seine Filme sind stets ein perfekt choreografiertes Zusammenspiel vieler einzelner Elemente, was aber aufgrund der völlig unaufgeregten Inszenierung wirklich erst bei genauerer Betrachtung auffällt.

Man ist natürlich versucht, Ozon vorzuwerfen, dass er Model Marine Vacth nur deshalb besetzt hat, da sie gerade in den textilfreien Szenen eine sehr gute Figur macht und so eine sehr sinnliche Hauptfigur abgibt, die dem Titel "Jung & Schön" mehr als gerecht wird. Doch bereits in der Szene, in der Isabelle mit ihrer deutschen Urlaubsbekanntschaft schläft und dabei eigentlich nur Leere empfindet, sich aber gleichzeitig von ihrem kindlichen Ich verabschiedet, wird deutlich, dass Vacth auch ein großes schauspielerisches Talent hat, das sie gerade im letzten Drittel des Films voll und ganz ausspielen kann.

So ist "Jung & Schön" nicht nur ein weiterer Beweis für die Vielseitigkeit des Francois Ozon, sondern auch ein mitreißendes Drama über das Erwachsenwerden, die Loslösung aus der elterlichen Obhut und die nicht immer weise gewählten Schritte in ein eigenes Leben. Für Liebhaber des anspruchsvollen französischen Arthaus-Kinos und der leiseren Filme von Francois Ozon absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Jung & Schön (Frankreich 2013)"
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